Louise Distras / Dreams From The Factory Floor
Dreams From The Factory Floor Spielzeit: 32:35
Medium: CD
Label: Street Revolution Records, 2013
Stil: Rock, Singer/Songwriter

Review vom 14.10.2013


Markus Kerren
Die Engländerin Louise Distras wurde von einem britischen Punk-Magazin bereits als »Die neue Punk-Queen Englands« bezeichnet. In Deutschland wurde ihr Stil bisher als »Akustischer Working Class-Punk« avisiert. Miss Distras ist - der Legende nach - mit 16 Jahren und nur mit ihrer Akustikgitarre ausgerüstet von zuhause weggelaufen. Sämtliche persönlichen Verletzungen, Ungerechtigkeiten sowie ihr selbst widerfahrener offener Sexismus hat sie laut Ankündigung in das nun vorliegende Debütalbum "Dreams From The Factory Floor" gelegt bzw. darin verarbeitet.
Okay, Louise Distras klingt über weite Strecken dieser Scheibe gesanglich tatsächlich sehr aufgebracht und extrovertiert. Aber reicht das bzw. darf man sich dadurch mittlerweile auch schon die Bezeichnung Punk Rock um den Hals hängen? Musikalisch pendeln die Songs an sich nämlich durchgehend zwischen Rock und Singer/Songwriter hin und her, während sie sich einmal - ganz Dylan-esque - nur mit einer akustischen Gitarre und der Mundharmonika begleitet... Okay, Aushängeschild hin oder her, lassen wir das mal dahin gestellt...
Die Scheibe für sich genommen ist nämlich gar nicht mal von schlechten Eltern. Mit "Stand Strong Together" wird erstmal ordentlich abgerockt. Das Rad wird zwar ganz sicher nicht neu erfunden, aber dafür bewegt sich die Nummer sehr zielsicher in Richtung zentrales Nervensystem des Hörers (ohne dabei punkig zu sein, wohlgemerkt). Genauso wird beim folgenden "Bullets" an die Sache herangegangen, selbst wenn der Fuß hier etwas vom Gaspedal genommen wurde. Bei "Love Me The Way That I Am" hält dann das Piano Einzug in den Sound, der außerdem vor allem von der Akustikgitarre bestimmt wird.
Und wenn wir gerade dabei sind: Der unpunkigste Track der Platte ist "Black And Blue" mit der Mundharmonika, die laut Line-up übrigens niemand gespielt haben will. Aber Spaß beiseite, denn Louise Distras sehr emotionaler Gesang sowie die oft politischen Texte treffen ihre Klientel ganz sicher an genau der richtigen Stelle. Die Texte über soziale und persönliche Ungerechtigkeiten sind so altbekannt wie auch brandaktuell, wie sie es eigentlich schon seit jeher sind. Das Songwriting ist darüber hinaus ansprechend und auch die Arrangements der Dutzend Titel können sich durchaus hören lassen.
Bei der Mehrzahl der Stücke wird jedoch gerockt und nicht nur die beiden bereits angesprochenen Eröffnungsnummern können punkten, sondern auch "The Hand You Hold" oder "One Thousand Tears" (mit zurückgekehrter Harmonika), die jeweils einen sich ganz schön gewaschenen Budenzauber anstiften. Ganz im Geiste von Frau Schmitt erfolgt mit dem Titelsong dann sogar noch ein (ohne Musik) vorgetragenes Gedicht. So klasse wie glaubwürdig (mit echtem englischen Zungenschlag) gebracht ist das. Definitiv eine gute Idee, die einmal mehr die Vielseitigkeit der Protagonistin aufzeigt.
Louise Distras' "Dreams From The Factory Floor" geht letzten Endes als gutes Rockalbum mit immer wieder eingestreuten sowohl ruhigeren, als auch akustischen Parts bzw. Songs durch. Wer also nicht unbedingt knallharten Punk Rock mit Garagensound erwartet und sich mit gutgemachter Rockmusik zu aggressiverem (aber immer noch gut verträglichen) Gesang anfreunden kann, der sollte dieses Album auf jeden Fall mal antesten. Den 'schnell-mal-Reinhörern' würde ich "Shades Of Hate", "Story Is Over" und auch "Black And Blue" empfehlen.
Sehr punkig ist auf jeden Fall die Spielzeit von nur zweiunddreißigeinhalb Minuten.
Line-up:
Louise Distras (guitars, bass, percussion, lead vocals)
Jamie Oliver (drums)
Mick Talbot (Hammond organ, piano)

With:
Jethro Baker (Hammond organ & piano - #12)
David Engel (percussion - #3)
Jenny Woo (additional vocals - #1)
Tracklist
01:Stand Strong Together
02:Bullets
03:Love Me The Way I Am
04:The Hand You Hold
05:Not In Our Name
06:Black And Blue
07:Shades Of Hate
08:No Mercy
09:One Thousand Tears
10:Story Is Over
11:Dreams From The Factory Floor
12:People Of The Abyss
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