Melanie Dekker / 20.04.2011, Kulturrampe Krefeld
Kulturrampe Melanie Dekker
Kulturrampe, Krefeld
20. April 2011
Konzertbericht
Stil: Roots Pop / Singer/Songwriter


Artikel vom 24.04.2011


Daniel Daus
Das sind diese Tage, an denen einem bewusst wird, wie schön es doch ist, als Redakteur an einem Rockmusik-Magazin mitwirken zu können. Melanie Dekker, die sich, um es nochmals zu betonen, mit ihrer lebensfrohen Art (sh. ihr spontan für uns gedrehtes Weihnachtsvideo von 2009) in die Herzen unserer Redaktion katapultiert hatte, machte auf ihrer gerade laufenden Eurpa-Tournee im für mich nahe liegenden Krefeld halt. Ein Pflichttermin somit, nachdem ich ihren letztjährigen Konzerten nicht beiwohnen konnte.
Melanie DekkerWie schon bei meinem ersten Besuch der Kulturrampe bei Mark Selby vor einem Jahr, brachte der Tag wieder strahlenden Sonnenschein mit sich, so dass der Besuch bereits in luftigen Sommerklammotten vonstatten gehen konnte. Die relativ kleine, aber gut klimatisierte Location war diesmal bestuhlt und mit den, so schätze ich mal, 50-60 Leuten gut ausgefüllt. Das kalte Beck's schmeckte hervorragend. 20:30 Uhr betrat Melanie (Gesang, Akustikgitarre) im Rüschenhemdchen und knappen Mini bekleidet mit ihren beiden Mitstreitern Stefan Rapp (E-Gitarre, Harmoniegesang) und Martin Rose (E-Bass, Harmoniegesang) die leicht schräg verlaufende Bühne und wurde direkt mit einem satten Applaus aufgenommen.
Melanie DekkerBevor das Trio mit dem fluffigen Pop-Song "Haven't Even Kissed You Yet" loslegte, fragte Melanie direkt fürsorglich, ob der Daniel von RockTimes auch einen guten Platz bekommen hätte. Das nennt man Service! Das Mädel hat, was in Musikerkreisen leider nicht immer so der Fall ist, verinnerlicht, dass das Leben immer ein Nehmen und Geben sein sollte. Vorbildlich! Auch Rapp und Rose erwiesen sich in Gesprächen nach dem Gig und während der Performance als sehr sympathische Persönlichkeiten. Martin Roses Eltern, die ebenfalls im in Reichweite liegenden Solingen beheimatet sind, ließen es sich nicht nehmen, ihren Sohnemann, den langen Schlaks, beim gekonnten Zupfen seines Viersaiters (er ist ja graduierter Musiker) beizuwohnen. Auch sie wurden von der viel plaudernden Melanie natürlich vor "Blush" mit herzlicher Ansprache begrüßt.
Melanie DekkerBeim folgenden "This Song" mit dezenter Funky-Note zeigte Stefan Rapp auf seinem Stratocaster-Modell mit einem geilen Solo zum erstem Mal sein Individual-Können. Aber auch seine filigranen, fingerfertigen Rhythmusuntermalungen gaben Melanies Stücken eine würzige Zusatznote. Ich hatte mir ja schon immer ein Dekker-Konzert mit einer kompletten Band gewünscht, weil in dieser Konstellation nach meiner Ansicht ihre Lieder, ihrem Naturell entsprechend, am besten zur Geltung kommen würden. Im Nachhinein muss ich konstatieren, dass das Fehlen des Schlagzeugs hier eher zur Nebensächlichkeit verpuffte. Und so bleibt ja für die zukünftigen Auftritte bei uns noch ein bisschen Luft nach oben... :. Anderseits teilte mir Rapp mit, dass ein zusätzlicher Schlagzeuger logistisch und finanziell im Rahmen dieses Programms auf jetziger Basis noch nicht zu schultern sei. Verständlich! Aber wie bereits erwähnt, dieses Trio macht auch so Riesenspaß! Der Höhepunkt des ersten Sets war für mich ganz eindeutig das fröhliche "Hippie", das ich ja auch bei meiner Rezension ihres aktuellen Albums Here & Now zu meinem Lieblingstrack auserkoren hatte. Wiederum streute Rapp ein herrliches E-Solo ein.
Melanie DekkerNach einer zwanzig-minütigen Pause ging es im zweiten Part mit einem klasse Mix aus flotten und ruhigeren, melancholischeren Songs weiter. Hervorheben möchte ich hier im langsameren Bereich das sehr atmosphärisch rüber gebrachte "Meant To Be" von Acoustic Ride, das Melanie persönlich sehr am Herzen liegende "Here & Now" und das bisher gar nicht so in meinem Fokus gelegene "Stare At The Rain" vom "Revealed"-Album , hier als tolle Ballade mit dezenter Countrynote gebracht. In den schnelleren Abschnitten gefielen besonders das grandiose, mit viel Feuer gespielte (klasse Akustikgitarrenarbeit von Melanie) "Saturday Night Show", wieder mit fettem Rapp-Solo, für das er zurecht lauten Szenenapplaus einheimste (laut Melanie »the best guitar player in the world«, OT meiner Frau »'hach' kann der schön E-Gitarre spielen«), das mit schönen Tempowechseln angelegte "Little Miracle" (fast punkig gespielte Zwischenparts) und natürlich ein weiterer 'Favorite' von mir, das unweigerlich Fußwippe auslösende "Can't Stop Laughin". Als das Trio um 22.45 Uhr das erste mal zur Verabschiedung ansetzte und die Bühne verließ, nahm das Klatschen des angenehmen Publikums kein Ende.
Melanie DekkerMelanie ergriff zur ersten Zugabe allein die Klampfe und interpretierte Neil Youngs "Heart Of Gold". Der flockige Opener ihrer aktuellen CD "Rich Girl" wurde dann wieder im Trio gespielt. Auch der zweite Versuch, zum Ende zu kommen, wurde mit weiteren Klatschattacken abgewehrt. Nach kurzer Lagebesprechung wurde dann noch Bob Marleys "No Woman No Cry" hinten drangehängt. Ein würdiger Abschluss. Auch auf den Bericht in unserem Magazin wurde nochmal explizit hingewiesen.
Melanie DekkerNachher erfüllte Melanie die ganzen Autogrammwünsche im Rahmen einiger CD-Verkäufe. Als sich die Rampe weitesgehend geleert hatte, konnte ich dann mit ihr noch ein herzliches Gespräch führen, was den Status einer unglaublich netten, unkomplizierten und bodenständigen Künstlerin bei mir innerlich weiter verfestigt hat. Wer noch die Gelegenheit hat, sich Melanie Dekker in den anstehenden Konzerten in seiner Umgebung anzugucken, sollte dies unbedingt wahrnehmen (s. ihre Tourtermine in unserem Tourkalender). Hier bekommt man für wenig Geld sehr authentische, hautnahe Musik mit viel Niveau geboten. Diese sympathische Kanadierin mit niederländischen Wurzeln und ihre beiden Mitmusiker sind wirklich klasse! Ach ja, und für sie habe ich sogar diesmal glatt ein Pokalspiel von Rot-Weiss Essen sausen lassen, was aber trotzdem erfolgreich verlief. Ein echt schöner Tag!
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