Dieser Mike Doughty, der ist ein echter 'Protest'-Musiker! Als er sich bei einer Online-Partnerbörse anmelden wollte, klappte das partout nicht, ohne dass er seinem Profil auch einen Namen gab. Also tippte er schließlich genervt und protestierend ein: 'Yes and also yes!' - 'Ja und nochmal ja!' Ist ja gut! Mit den Online-Bekanntschaften ist es nie was geworden, sagt er selbst. Aber "Yes And Also Yes", so heißt nun sein neues Album.
Und dieser Mike Doughty, der ist auch ein echter Kämpfer! Mit seiner Band Soul Coughing erreichte er in den 90ern Untergrund-Kultstatus. Dann ging alles den Bach runter, vor allem wegen seiner Heroinsucht. Die hatte er schließlich besiegt und sich als Solokünstler neu erfunden. Aber Mike Doughty hat nicht bei der alten Plattenfirma gebettelt. Nein, er schnappte sich seine Gitarre, machte sich in einem Mietwagen auf den Weg, tourte drei Jahre lang durch Nordamerika und verkaufte nach den Gigs sein Akustikalbum "Skittish".
Weitere Alben folgten, auch mit voller Band. Und mit ordentlichem Erfolg. Sein Song "Looking At The World From The Bottom Of A Well" lief in der US-Serie "Grey's Anatomy" und bescherte dem Künstler einen Live-Auftritt bei David Letterman - Respekt! Auf "Yes And Also Yes" präsentiert er so eine Art und Weise, den Hörer ganz persönlich anzusprechen, die sich nicht so ganz eindeutig festlegen lassen will. Er kommt eher als Singer/Songwriter rüber denn als Frontmann einer Band - sehr direkt; der Gesang steht im Mittelpunkt, und die Instrumente sind das 'Plus'.
Dabei ist Mike Doughty kein Techniker vor dem Herrn. Sein Gesang hat vielmehr etwas Bodenständiges, ganz leicht Dreckiges... oder sagen wir besser: etwas Trotziges. Die Alternative-Attitüde, die er rüberbringt, lässt Songs wie "Na Na Nothing" oder "The Huffer And The Cutter" fast so klingen wie die Bloodhound Gang (beinahe) unplugged. Die meisten seiner Stücke kommentieren das Leben in einer weder dramatischen noch optimistischen Stimmung und Stimme - und genau das macht sie wiederum so markant. Mike Doughty wirkt mit seinem eher tiefen Organ immer ein bisschen zynisch.
Die Songs bekommen schon mal gern einen abgedrehten Touch. Man kann sich die zuweilen mitmischenden Mitmusiker an Cello und Violine gut beim Grimassen schneiden vorstellen. Bei "Have At It" ist es dann die Orgel, die auffällige bis leicht schräge Hintergrundmusik beisteuert. "Makelloser Mann" fällt nicht minder auf, besteht der Song doch aus deutschsprachigen Sprachfetzen. Und wenn Mike Doughty gesagt hat, was er sagen will, dann hat sich's auch schnell mit dem Songwriting - drei Stücke dauern gerade mal rund anderthalb Minuten. Aber das ist auch gut so; das wirkt irgendwie umso stärker.
So sind die kurzen Akustikstücke "Russell" und "Telegenic Exes, #1 (Hapless Dancer)" nicht weniger auffällig als ein pulsierendes, aber immer noch recht leichtgewichtiges Indie Rock-Stück wie "Weird Summer" mit kleineren ironischen Psychedelic-Klangspielereien und einer großen Portion Coolness. Zu einem Kultsong könnte sich allerdings am Ehesten "Vegetable" mausern. Hier besingt Mike Doughty mit dynamischem Drive aus akustischer Gitarre und Rhythmussektion seinen Kummer, der das Schicksal eines Stücks Gemüse erleiden soll: gebraten, frittiert, geschmort und dann verschlungen.
Musikalisch ist "Yes And Also Yes" irgendwie gar nicht so herausragend. Aber Mike Doughty wirkt sehr nahbar und cool, ohne überheblich zu sein. Übrigens benutzt er laut eigener Aussage eine Kapsel des Antidepressivums 'Duloxetin' als Percussion-Instrument, indem er sie zwischen Zeigefinder und Daumen vorm Mikro schüttelt. Das passt, denn das 'nicht Hörbare', das schwer zu beschreibende Feeling, macht das Album so anziehend! Angezogen hat Mike Doughty ja auch schon Rosanne Cash für sein Weihnachtsduett "Holiday (What Do You Want)" - aber es bleiben doch einige Ziele, die er noch erreichen will:
»In the liner notes, I say I exclusively wear Paul Smith suits and Sol Moscot eyeglasses, and eat only gummi bears made by Haribo. I did this because I hope they'll send me free stuff.«
Viel Glück dabei!
Line-up:
Andrew 'Scrap' Livingston (cello and electric bass guitar)
Carolin Pook (violin)
Marty Beller (drums)
Mike Doughty (vocal, guitar, zhong ruan, duloxetine, tracks, and beats)
Rosanne Cash (vocal - #4)
Thomas Bartlett (piano and organ)
Tracklist |
01:Na Na Nothing (3:21)
02:Into The Un (3:23)
03:Day By Day By (3:06)
04:Holiday (What Do You Want?) [3:15]
05:Russell (1:35)
06:Strike The Motion (2:31)
07:Have At It (1:21)
08:Makelloser Mann (1:20)
09:The Huffer And The Cutter (3:25)
10:Rational Man (3:55)
11:Telegenic Exec, #1 (Hapless Dancers) [1:49]
12:Weird Summer (3:14)
13:Vegetable (3:38)
14:Telegenic Exec, #2 (Astoria) [2:57]
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