Warum soll man ein erfolgreiches Konzept nicht mit einer weiteren Platte fortsetzen?
'Omar' Kent Dykes und Jimmie Vaughan machen es noch einmal und mit dem Line-up der so tollen Vorgänger-Platte.
Schon diese CD verdeutlichte den Dykes'schen Wandel vom Rocker des 12-Takters hin zu einem Blues–Sänger, der sich den traditionellen Gewässern des Mississippi und den Swamps widmet. Respekt, denn von der Blues Rock-Flachetappe hin zu den Königen der Bergkletterer ist es kein einfacher und schon gar nicht kleiner Schritt. Gesanglich passt er mit seiner kauzig rauen und stellenweise gutturalen Artikulation schon sehr gut in die neue Schublade.
Warum die vorliegende Platte nun nur unter Dykes' Namen gelistet ist, bleibt eine wohl nicht beantwortete Frage. Wahrscheinlich bekommt der Neugierige nur von dem Protagonisten persönlich eine passende Antwort.
Wie dem auch sei, man hat sich nicht ausschließlich auf den Jimmy Reed gestürzt, sondern hier werden auch andere Blueser zitiert, sodass die Bandbreite etwas ausgedehnt wird.
Songs von Post-War-Künstler wie Ivory Joe Hunter, Otis Smothers, Jimmie McCracklin oder auch John Lee Hooker hat man sich ausgesucht und dreimal wurde nochmals der Jimmy Reed-Katalog herangezogen.
Der Titelsong stammt vom Reed-Weggefährten Eddie Taylor. Slim Harpo hat der Amerikaner auch noch im Gepäck und wenn man zu den Musikern hinüberschwenkt, die hinter oder neben 'Omar' agieren, geht die Liste der super Leute unweigerlich weiter. Lazy Lester sowie James Cotton bilden die Harp-Fraktion.
Jimmie Vaughan als auch Derek O'Brien schulterten die Gitarre. Man setzt abermals auf die bewährte Hintermannschaft: Am Bass Ronnie James und auf dem Drum-Hocker hatte Wes Starr Platz genommen.
Meinem geschätzten fränkischen Kollegen und Huppendorfer-Freund Norbert kann ich nur beipflichten: »Neben den Harp-Gästen ist es vor allem Lou Ann Barton, die das Kraut fett macht. Ihre Gesangsduette mit Dykes zählen zu den Höhepunkten…«
Da die Geschmäcker manchmal etwas auseinander gehen, muss klar gemacht werden, dass ein sehr deutlicher Schwerpunkt auf das Mississippi-Saxofon gelegt wurde, denn alleine in acht der zwölf Tracks taucht ein Harp-Spieler auf.
Neben den oben erwähnten kommt noch der, wenn man es so sagen möchte, 'next generation'-Blues-Gitarrist und Harp-Spieler Gary Clark Jr. dazu. Ein feines Bending hat der Junge drauf und selbst beim groovigen "King Bee" wird einem in keiner Weise langweilig.
Mit dem "Hello Mary Lee" hielt der Rock'n'Roll Einzug in die texanischen Aufnahme Studios und gerade diesen Song möchte ich als Rosinenpicker weiter empfehlen, denn das hat man schon großartig gemacht... den R'n'R mit einem solchen Groove zu paaren.
Wenn eine derartige Musiker-Mannschaft in die Cottonfields geschickt wird, kann man sich fest darauf verlassen, dass da vernünftig abgeerntet wird.
Über Jimmie Vaughan etwas zu schreiben, erübrigt sich wohl in diesem Zusammenhang. Er kann es, hat es und spielt es, in jeder Situation und Position. Genießt die Gitarre in Hookers "No More Doggin'" und natürlich nicht nur dort.
Dykes war immer schon ein Anhänger des Hooker-Blues.
Dass der Texaner allerdings auch ein Haus in einem ganz anderen Stadtteil der Blues-Großstadt hat, ist bemerkenswert und erfreulich zu gleich. Wenn man bedenkt, dass sich der Protagonist bereits vor zehn Jahren schon einmal auf einen Cover-Trip mit dem Titel "Swingland" begeben hat, ist das Ergebnis mit "On The Jimmy Reed Highway" um Längen besser und mit dem "Big Town Highway" bestätigt worden. Man befindet sich auf dem richtigen Trail.
Hey, in der Ballade "Since I Met You Baby" hat er sein Reibeisen unter der Bank gelassen und packt den Jones-Tiger aus. Phasenweise, Leute, und das soll jetzt keine Diffamierung sein...
Das CD-Outfit in schwarzem Vinyl-Look erwähne ich, was meine Person angeht, nicht mehr, denn es ist mittlerweile Ruf-Standard, eine sehr guter Standard und wenn dem nicht so sein sollte, melde ich mich zu diesem Thema wieder.
Vielleicht auch zu einer weiteren Dykes und Vaughan-Veröffentlichung.
Nach der tollen Qualität von "Big Town Playboy" als Nachfolger von "On The Jimmy Reed Highway" ist das so wie 'auf einem Bein kann man nicht stehen' und man hofft auf 'aller guten Dinge sind drei'.
Sehr gerne empfehle ich die vorliegende Platte und schalte zurück zu "Hello Mary Lee".
Line-up:
'Omar' Kent Dykes (vocals)
Jimmie Vaughan (guitar, vocals)
Derek O'Brien (guitar)
Ronnie James (bass)
Wes Starr (drums)
Lou Ann Barton (vocals - #4,8)
Gary Clark Jr. (guitar, harmonica - #11,12)
Lazy Lester (harmonica - #7,9)
James Cotton (harmonica - #1,3,6,8)
Tracklist |
01:Big Town Playboy (4:12)
02:Up Side Your Head (4:16)
03:I Can't Judge Nobody (3:49)
04:Think (3:50)
05:Mary Mary (2:44)
06:No More Doggin' (3:40)
07:Hello Mary Lee (2:29)
08:Close Together (2:43)
09:Dream Girl (4:03)
10:Since I Met You Baby (3:21)
11:Man Down There (2:57)
12:King Bee (3:13)
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