The Band goes solo, part II. Dank des holländischen Labels CoraZong Records können wir uns in diesem Monat gleich an zwei Veröffentlichungen von Mitgliedern der ehemaligen Begleitband von Ronnie Hawkins und auch Bob Dylan erfreuen. Neben Richard Manuels sehr starkem und bewegenden "Whispering Pines" ist nun auch das Album "Cryin' Heart Blues" von Rick Danko erhältlich. Während das erwähnte "Whispering Pines" größtenteils eine Live-Aufnahme ist, handelt es sich bei Dankos Vermächtnis vor allem um Studio-Sessions, ergänzt durch fünf Songs von den Brettern, die die Welt bedeuten. Den Löwenanteil nehmen dabei die Aufnahmen ein, die für den nie veröffentlichten Nachfolger seines glanzvollen Solo-Debüts "Rick Danko" (1977) eingespielt wurden.
Aber lasst uns das Feld mal in der vorgegebenen, nicht unbedingt nachvollziehbaren, Song-Reihenfolge aufrollen. Die zeitlich gesehen jüngste Aufnahme, von einer Show in Knoxville, Tennessee am 22. März 1990, bringt uns eine überzeugende Version des alten Standards "Mystery Train" mit Danko an der Akustischen und am Gesang, lediglich von Tommy Spurlock an der Lap Steel ergänzt. Über die stimmlichen und musikalischen Fähigkeiten des Kanadiers braucht man wohl keine Worte mehr zu verlieren, und somit ist Track Nr. eins schon mal ein Gewinner. Gefolgt wird er von zwei Studioaufnahmen vom 27. September 1988 mit unter anderem Garth Hudson (The Band) an den Keyboards. Namentlich Versionen von "Twilight" und "When I Get My Just Rewards", die mit erdigem Sound, treffsicherem Songwriting und dem so Band-eigenen Feeling zu überzeugen wissen.
Break! Mit Song Nr. vier tauchen wir ins Jahr 1978 und die erste von zwei hier enthaltenen Sessions für das unveröffentlichte Zweitwerk Dankos als Solo-Künstler ein. "Lay Down" macht den Anfang und ist der erste von nur zwei Tracks, die von Rick alleine geschrieben wurden. Das Stück geht eingängig und gut los, aber nach kurzer Zeit ereilt den Rezensenten ein kleiner Kulturschock. Handelt es sich doch um den alten Gassenhauer, mit dem das Pop-Quartett Smokie in den späten Siebzigern mit umbenanntem Titel "Lay Back (In The Arms Of Someone)" einen großen Hit hatte. Diese Nummer gibt dann auch den Ton für die folgenden "I'll Turn To Stone", "Cry Another Tear", "Cheatin' Heart" und "Don't Make Promises" vor, die alle eher poporientiert ausgefallen sind.
Wobei man aber nicht auf falsche Gedanken kommen sollte, denn die musikalische Klasse und der soulvolle Gesang Dankos lassen natürlich keinen künstlichen Einweg- bzw. Wegwerfstoff zu. Poppig angehaucht, aber dennoch organisch und gehaltvoll. Zur Seite standen dem guten Rick hier Blondie Chaplin (guitar, piano, vocals), Dick Simms (organ), John Lee Schell (guitars) und Richie Hayward ( Little Feat, drums).
Fließender Übergang zur nächsten Session für dieses Album, die am 14. Juli 1978 in Los Angeles stattfand und bei der Danko (mit Ausnahme von Dick Simms) von gänzlich anderer Mannschaft unterstützt wurde. Und siehe da: Die Rockerjacke passte dem Protagonisten wieder glänzend. "It's Alright, It's Okay" und "Old Mexico" sind klassische Rocker, wie man sie aus dem The Band-Umfeld erwartet. Die letzte hier enthaltene Aufnahme dieses Tages hört auf den Namen "Cryin' Heart Blues", ist ein solcher (Blues) und keinen Deut schwächer, als die beiden vorgenannten. Dann gibt es eine Aufnahme, von der vermutet wird, dass sie aus dem Jahr 1977 stammt und Beiträge von Eric Clapton, Ron Wood und Pete Townshend enthält.
Die damals gemachten handschriftlichen Aufzeichnungen zu dieser Session enthalten nur die Vornamen der Musiker, weshalb der Umstand wohl nicht mit 100 %iger Sicherheit zu belegen ist. Meine ganz eigene Vermutung ist, dass die Aufnahme etwas älter ist und während der Recording-Sessions zu Eric Claptons Album "No Reason To Cry" (veröffentlicht 1976) stattfand, bei denen selbstverständlich Clapton selbst, und von mehreren Quellen bestätigt, auch Ron Wood und mehrere Band-Mitglieder anwesend waren. Aber Townshend? Glaube ich nicht. Zumindest kann ich ihn nicht heraushören.
Wie dem auch sei, zum Schluss sind nochmal vier Live-Songs zu hören, dieses Mal von einem Konzert aus dem Jahr 1979. "Brainwash" und "Java Blues" von Dankos Solo-Debüt rocken amtlich und lassen keine Wünsche offen. Selbstverständlich gibt es mit "Unfaithful Servant" auch noch einen ruhigeren Song aus der The Band-Schatztruhe, bevor "Cryin' Heart Blues" so endet, wie es begonnen hat. Nämlich mit "Mystery Train", diesmal allerdings in der rockigen Version mit vollständiger Besetzung.
Vergleichen mit "Whispering Pines" von Richard Manuel kann und will ich "Cryin' Heart Blues" nicht, denn dazu sind die Ausgangspunkte einfach zu unterschiedlich. Ein Fest für die Freunde von The Band, von handgemachtem und authentischem Rock, denn das sind beide Silberlinge allemal. Rick Danko war wie Richard Manuel ein echter Charakter und wird schwer vermisst. Ach, den beiden ist's wahrscheinlich egal, denn die haben da oben bestimmt schon längst 'ne neue Truppe am Start, mit der sie die Englein singen lassen!
Tracklist |
01:Mystery Train
02:Twilight
03:When I Get My Just Rewards
04:Lay Down
05:I'll Turn To Stone
06:Cry Another Tear
07:Cheatin' Heart (Demo)
08:Cheatin' Heart
09:It's Alright, It's Okay
10:Don't Make Promises
11:Old Mexico
12:Cryin' Heart Blues
13:New Mexico
14:Brainwash
15:Java Blues
16:Unfaithful Servant
17:Mystery Train
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