Bei vorliegender Platte müssen zwei Voraussetzungen gegeben sein: Grundsätzlich sollte der Hörer für Instrumentalmusik und das Saxofon Interesse an den Tag legen. "Nasty Habit" ist Ron Dziublas drittes Album und enthält fast ausschließlich Eigenkompositionen. 2010 erschien von ihm "Some Strange Blues". Der Saxofonist arbeitet zusammen mit dem legendären Duane Eddy. Da passt das Saxofon nicht nur perfekt in "Peter Gunn". Er ist allerdings auch auf Veröffentlichungen von The 44's, Robert Cray, Beth Hart, John Hiatt, Rick Holmstrom, Los Fabulocos, Lynwood Slim oder Ricky Martin zu hören. Zum Künstlerkreis seiner Aktivitäten zählen ebenfalls Jimmy Buffett, John Fogerty, Janiva Magness, Mannish Boys oder Link Wray.
Auf "Nasty Habit" teilen sich R.J. Ronquillo sowie James Intveld (unter anderem Lester Butler, Kevin Costner, Joe Ely, Carla Olson, Kid Ramos) den Sechssaitereinsatz. Innerhalb der dreiunddreißig Minuten Gesamtspielzeit serviert uns der Protagonist mit seiner Combo einen variantenreichen musikalischen Blumenstrauß an Songs. Schon im Opener "Fine Time" wird deutlich, dass Ron Dziubla auch den Gitarristen einiges an Freiräumen zur Entfaltung gibt.
Das von Earl Hagen geschriebene "Harlem Nocturne" ist natürlich ein Jazz-Klassiker und hier wird das Lied gegenüber dem Original noch eine Ecke entschleunigt und so gelingt es dem Künstler, dieser Fremdkomposition eine spannende Stimmung zu verpassen. Wow, der zweite Coversong hat es echt in sich ... "Night Train" wird mit fetzigen Gitarrenriffs aufgeladen und Ron Dziubla bläst hier eine echte heiße Kanne. Immer wieder sorgt auch das tieftönende Baritonsaxofon für entsprechende Stimmungen. Diese beiden Tracks sind rundum gelungen interpretiert. Man findet doch immer noch hörenswerte Versionen dieser Lieder.
Die Platte enthält auch Songs, die zum Träumen oder Schmusen verleiten. "Bordello" ist eine wunderschöne Ballade, die durch ihre besondere Atmosphäre glänzt. Über einer jazzigen Stimmung intoniert Ron Dziubla ein vor Melancholie triefendes Saxofon mit einem für den Musiker typischen Vibrieren im Ton. Diese Nummer ist ein einfühlsamer Abschluss eines durchaus gelungenen Albums.
Zu "Moan" möchte man stante pede das Tanzbein schwingen. Bassist Sam Bolle (auch Agent Orange, Timmy Curran, Jimmy Nash) und Pete Curry (Drums) sorgen für einen infizierenden Groove. Richtig tolle Nummer! Der Titeltrack "Nasty Habit" entführt uns in die Saxofon-Welt des Rock'n'Roll und jetzt ist R.J. Ronquilla trotz der relativ kurzen Spielzeit des Songs ordentlich am Drücker. Dafür kann "Shaken And Stirred" nicht in dieser Weise überzeugen. Obwohl Ron Dziubla ein furioses Solo spielt, bleibt das Lied doch zu sehr in beliebigen Blues-Bahnen stecken.
Nach dem letztgenannten Track ist besondere Stimmung angesagt. Es geht zu später Stunde zu einem "Lemon Drop Martini" ab die Lounge einer Bar. Man macht es sich im Ledersessel bequem, bestellt eben diesen Drink, natürlich geschüttelt, nicht gerührt und lauscht der Band auf der kleinen Bühne. Da mundet der Cocktail noch besser. Diese Nummer macht "Nasty Habit" dann doch nicht zu einem nicht ganz lupenreinen Instrumentalalbum. Eine gewisse Mia Muse säuselt, haucht, stöhnt und spricht mit einem sexy Touch ins Mikrofon. Ob so etwas nun gut ist oder nicht, sei dahingestellt, aber seine Wirkung verfehlt das Stück damit garantiert nicht.
Der Musiker ist nicht nur auf den Saxofonen fit. Er setzt auch die Orgel ein und im locker-rockenden "Spy Step" kommt das Tasteninstrument mit einem verteufelt gut arrangierten Sechziger-/Siebzigerjahre-Sound daher. Klasse!
Ron Dziubla hat mit "Nasty Habit" ein durchaus interessantes Album veröffentlicht. Für den Unterhaltungswert ist gesorgt, weil auch die Gitarristen sehr gut mitmischen und insgesamt ein ordentliches Blues-Spektrum geboten wird. Wie eingangs bereits erwähnt muss man allerdings Instrumentalplatten mögen und besonders ein Fan vom Saxofon sein.
Line-up:
Ron Dziubla (tenor & baritone saxophone, Farfisa, piano)
R.J. Ronquillo (guitar - #2,3,5,10,11)
James Inveld (guitar - #1,4,9)
Sam Bolle (bass)
Pete Curry (drums, percussion)
Mia Muse (vocals - #7)
Tracklist |
01:Fine Time (3:55)
02:Loose (2:07)
03:Moan (4:35)
04:Slapped (2:35)
05:Nasty Habit (2:11)
06:Shaken And Stirred (2:39)
07:Lemon Drop Martini (3:06)
08:Harlem Nocturne (3:11)
09:Spy Step (2:18)
10:Night Train (3:31)
11:Bordello (2:51)
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