Beim Lesen der (relativ kurzen) Biografie von Terry Davidson & The Gear muss man wohl zweimal hinschauen, wenn es um den Frontmann des Quartetts aus Amerika geht. Terry Davidson ist schon seit fünfzig Jahren im Musik-Zirkus aktiv und (laut Facebook) beachtliche zwanzig Jahre mit seiner Begleitband The Gear, haben mit großen Namen wie Chuck Berry, Buddy Guy, Muddy Waters, Johnny Winter oder ZZ Top die Bühne geteilt und in ihrer Diskografie befinden sich insgesamt sieben Alben.
Unter anderem findet man "Damnation Blues", "Leave Here Runnin'" oder "Haunted Man" in den Regalen. "Sonic Soul Sessions" ist das Blues-, Rock'n'Roll- und Soul-Bekenntnis des Jahres 2013. Terry Davidson schwingt die Gitarre, setzt hier und da die Mandoline ein und singt.
Bill Geist zupft den Bass, bedient Handtrommeln und ist für Backing Vocals zuständig. Hier ist auch Bob Hanners (Drums, Percussion) dabei und der famose Harp-Spieler Mike Gilliland wechselt schon Mal zum Sechsaiter.
Nicht unerhebliche Unterstützung finden die vier Männer durch Gäste aus der Keyboard- beziehungsweise Bläser-Szene. Gleich fünf weitere Leute servieren die Backing Vocals.
Im Opener "Sweet Deceiver" ist wohl alles am Start, was das zwölf Personen umfassende Line-up dieser Platte hergibt. Okay, der Backing-Chor fehlt hier noch. Eines steht allerdings nach den ersten knapp drei Minuten fest ... Terry Davidson & The Gear legen gleich die höheren Gänge ihres Blues-Getriebes ein und können den Hörer an den Lautsprechern halten.
Harp und furiose Wah Wah-Gitarre geben sich hier die Kante und die beiden Bläser Fred Gablick (Saxofon) sowie der Trompeter John Bonham sorgen für mächtige Wellen im Pool. Klasse Lied!
Ach, wie herrlich! "Chicagoland" hat genau den passend-luftigen Groove, der einen zum geschmeidigen Zappeln der Gliedmaßen motiviert. Diese Nummer hat Drive, ist mit Stakkato-Sound von der Gebläseabteilung gefüllt und schließlich singt hier eine Frau quasi im Duett mit dem Bandleader. Da darf das Gehirn ruhig den Befehl, eine Gänsehaut zu bilden, durchgeben.
Bis auf "Too Late To Change", einem Song aus Bob Geddins' (1913-1991) Schaffensphase, hat Terry Davidson die verbleibenden zwölf Lieder, auch zusammen mit seinen Band-Kumpels, geschrieben.
Die Tracks sind schon sehr gut gefeilte Stücke aus einer Werkstatt, die noch auf handgemachte Erzeugnisse Wert legt. Wenn bei "So Hot" und dem direkt danach folgenden "Hound Dog Blues" noch deutlicher das gut getrocknete Blues-Holz vom Rolling Stones-Riff-Hobel zerspant wird, kann man dieses nicht so ganz nachvollziehen, denn bei der ansonsten toll funktionierenden Ideenfabrik der Combo müssten solche Anleihen nicht sein. Allerdings ist eine schöne Maserung im Holz auch nicht von der Hand zu weisen.
Aus der Manufaktur der feinen Blues-Sinnlichkeit stammt die Bob Geddins-Nummer "Too Late To Change" und bietet bei Terry Davidson & The Gear 12-Takter zum Genießen.
Da hält man schon Ausschau nach einem Slow Blues aus der eigenen Produktion. Man trifft dann auf den Titel "Deep In The Blues". Ein echter Schleicher, bei dem man mit seiner Liebsten engumschlungen über die Tanzfläche gleitet. Klasse Stück!
"Without The Blues", die letzte Nummer der Scheibe, ist vielleicht noch etwas Besonderes, denn am Anfang steht die Frage an Terry Davidson: »[...] Tell me what you learned?« Die Antwort wird mit vielen zitierten Musikernamen in musikalischer Form serviert. Die gesungene Essenz lautet:
»You can't rock without the Blues.«
Die Combo bringt in einigen Liedern, wie zum Beispiel bei "Three Ninety Six", eine, in diesem Fall, kurz-glühende Asphalt-Rock'n'Roll-Schleife ins Rennen.
Frei nach Archimedes heben Terry Davidson & The Gear nicht gerade die Musik-Welt aus den Angeln, aber der von ihnen servierte Blues schraubt schon an der guten Laune.
Line-up:
Terry Davidson (guitars, mandolin, vocals)
Bill Geist (bass, percussion, backing vocals)
Bob Hanners (drums, percussion, backing vocals)
Mike Gilliland (harmonica, guitar, backing vocals)
Guests:
Todd Brown (keyboards)
Long Tall Deb Landolt (backing vocals)
Fred Gablick (saxophone)
John Bonham (trumpet)
Angie Davidson (backing vocals)
Terry Sheeley (backing vocals)
Bobby Betton (backing vocals)
Lily D. (backing vocals)
Tracklist |
01:Sweet Deceiver (2:55)
02:Nasty Girl (3:41)
03:Chicagoland (3:18)
04:Too Late To Change (3:52)
05:So Hot (3:37)
06:Hound Dog Blues (3:06)
07:Tapped Out (2:36)
08:Stomping Ground (3:46)
09:Deep In The Blues (4:11)
10:Three Ninety Six (2:06)
11:Monkey Hand (3:29)
12:Memphis Bones (3:45)
13:Without The Blues (3:08)
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