Der Waliser Dave Edmunds hatte bereits über zehn Jahre und dazu zwei Alben mit der Band Love Sculpture hinter sich, bevor er Ende 1970 mit "I Hear You Knockin'" seinen bis heute größten Hit feiern konnte. Ansonsten vor allem in die damalige Londoner Pub Rock-Szene involviert, erschien dann 1972 sein erstes Soloalbum "Rockpile", bevor er für nur kurze Zeit der Band The Booze Brothers beitrat (ein 1973 aufgenommenes Album wurde erst 1989 veröffentlicht). Die hier zu besprechende Box beginnt mit seinem zweiten Solostreich "Subtle As A Flying Mallet", das 1975 das Licht der Welt erblickte.
Erstaunlich viele Cover-Versionen finden sich darauf, die allerdings auch erstklassig interpretiert werden. Selbst für die Mitte der Siebziger wurde hier ein sehr 'altmodischer' (was keinesfalls negativ gemeint ist) Sound kreiert, der immer wieder sehr nahe an die Originale heran reicht. Dem guten Dave scheint hier geradezu die Seele aufzugehen, während er seinen Lieblingssongs aus längst vergangenen Zeiten wieder neues Leben einhaucht. Der entscheidende Punkt und Gewinn dabei ist, dass man dabei das Herzblut, das in diese Produktion eingeflossen ist, sprichwörtlich fühlen kann. Klasse, aber jetzt wird es auch Zeit für eigenes Material!
Warum dann im Anschluss chronologisch gleich fünf Alben (inklusive einem als Bandprojekt mit dem Namen Rockpile) ausgelassen wurden erschließt sich mir zwar nicht unbedingt, aber es geht weiter mit den von mir ungeliebten Achtzigern und der Scheibe "D.E. 7th" (1982). Meine Befürchtungen stellten sich aber als vollkommen unbegründet heraus, denn Edmunds frönte hier nach wie vor seiner Liebe zum Rock'n'Roll, Rock sowie dem Country Rock und legte ein richtig starkes Album vor, bei dem er auch überhaupt keine Zugeständnisse zu dem berühmt-berüchtigten Sound dieser Dekade machte. Sehr geiles Teil und ganz sicher das beste Studioalbum dieser Box!
Das ein Jahr später erschienene "Information" knüpft fast nahtlos an, wenn sich Dave Edmunds hier auch nicht mehr ganz so frei von dem gerade angesagten Sound machen konnte. Das Songmaterial ist ebenfalls nicht mehr ganz so stark wie auf dem Vorgänger, wobei man diesbezüglich aber nur wenige Abstriche machen muss. Insgesamt auch nicht mehr ganz so erfolgreich, erreichte die Scheibe in England zwar noch die Top100 (#92), schrammte in den USA aber knapp an der Top50 (#51) vorbei. Was dann auch (obwohl es nur um einen einzigen Platz geht) deutlich weniger Radioeinsätze brachte (ja, die Rundfunkstationen richten sich dort ganz genau nach den Verkaufszahlen) und weitere größere Sprünge verhinderte.
"Riff Raff" aus dem Jahr 1984 ist dann eine etwas zwiespältige Angelegenheit. Definitiv ist hier nach wie vor die deutliche Handschrift von Dave Edmunds zu erkennen, aber die Scheibe ist sowohl von den Songs, als auch von der Produktion her sehr poppig ausgefallen. Ganz sicher nicht die beste Arbeit seiner Karriere, kann die Platte aber trotzdem mit der sehr guten Ballade "How Could I Be So Wrong"" und dem abschließenden Rocker "Can't Get Enough" wieder etwas versöhnlich stimmen.
Danach gab es eine dreijährige Pause, bis Edmunds' allererstes Livealbum (und das nach ca. dreißig Jahren im Business) überhaupt erschien. Und erfreulicherweise rockt er darauf genau so ab, wie man es sich erhofft. Nicht wirklich überraschend erwachen hier Songs seiner letzten Studioalben (die auf der Bühne doch wesentlich herzhafter kommen) zu neuem Leben, aber natürlich darf auch der ganz große Hit "I Hear You Knockin'" nicht fehlen. Mit "The Wanderer" hat der Brite einen weiteren Klassiker auf der Pfanne und der Rausschmeißer "Ju Ju Man" fasst sprichwörtlich noch einmal alles zusammen, wofür der Name Dave Edmunds steht: Rock'a'Rolla mit all seiner Wucht, Liebe und mitreißenden Energie!
Die 3- bzw. 5 CD-Boxen von Sony dürften ja mittlerweile ausreichend bekannt sein. Und auch für diese von Dave Edmunds gilt: Sie kommt in spartanischer Aufmachung, bietet aber fünf Alben für einen sensationell kleinen Preis. Also wieder eine sehr gelungene Geschichte, wenn einem noch die eine oder andere Scheibe fehlen sollte oder man den einflussreichen walisischen Rocker erstmal (dafür aber intensiv) kennenlernen möchte.
Tracklists |
CD 1:
01:Baby I Love You
02:Leave My Woman Alone
03:Maybe
04:Da Doo Ron Ron
05:Let It Be Me
06:No Money Down
07:Shot Of Rhythm And Blues
08:Billy The Kid
09:Born To Be With You
10:She's My Baby
11:I Ain't Never
12:Let It Rock
13:Pick Axe Rag (with Mickey Gee)
14:Some Other Guy
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CD 2:
01:From Small Things, Big Things Come
02:Me And The Boys
03:Bail You Out
04:Generation Rumble
05:Other Guys Girls
06:Warmed Over Kisses, Leftover Love
07:Deep In The Heart Of Texas
08:Louisiana Man
09:Paula Meet Jeanne
10:One More Night
11:Dear Dad
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CD 3:
01:Slipping Away
02:Don't You Double
03:I Want You Bad
04:Wait
05:The Watch On My Wrist
06:The Shape I'm In
07:Information
08:Feel So Right
09:What Have I Got To Do (To Win)
10:Don't Call Me Tonight
11:Have A Heart
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CD 4:
01:Something About You
02:Breaking Out
03:Busted Loose
04:Far Away
05:Rules Of The Game
06:Steel Claw
07:S.O.S.
08:Hang On
09:How Could I Be So Wrong
10:Can't Get Enough
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CD 5:
01:Girls Talk
02:Here Comes The Weekend
03:Queen Of Hearts
04:Paralysed
05:The Wanderer
06:Crawling From The Wreckage
07:Slipping Away
08:Information
09:I Hear You Knocking
10:I Knew This Bride (When She Used To Rock and Roll)
11:Ju Ju Man
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Externe Links:
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