Die US-amerikanische Band Easy Chair bestand genau genommen gerade mal ein Jahr. Nichtsdestotrotz gelang es ihr in dieser doch recht kurzen Zeit, sich einen sehr guten Namen zu erspielen, eine EP aufzunehmen und sogar den legendären Frank Zappa zu beeindrucken. Das Quartett setzte sich aus den Gitarristen Phil Kirby und Peter Larsen, dem Bassisten Jeff Simmons sowie dem Schlagzeuger Albert Malosky zusammen und teilte sich immerhin die Bühnen mit so großen Namen wie Cream, The Yardbirds und den Mothers Of Invention.
Der einzige Output von Easy Chair bestand aus der gleichnamigen EP, die aus Pragmatismus oder aber schlichtweg Bequemlichkeit lieber als einseitig bespieltes Album veröffentlicht wurde. Man muss zwar genau so oft vom Sessel hoch und wieder anstellen, hat sich aber das Umdrehen des Vinyl gespart. Cool... und so witzig wie vielleicht auch ein Hinweis darauf, welche Art von Hilfsmitteln damals zum Relaxen von der Band bevorzugt wurden.
Aber wie dem auch sei, Easy Chair spielten typischen Psychedelic Rock der damaligen Zeit. Etwas verrucht, verträumt, mit viel Melancholie versehene Tracks, die einfach nur ins Herz und die Seele treffen. Das Sahnestück ist das eröffnende "Slender Woman", das von der Art her gar nicht mal unähnlich der letzten Aufnahmen Fleetwood Macs mit Peter Green ist. Zu den relaxten, aber sehr emotionalen Gitarren gesellen sich neben der feinen Rhythmusabteilung auch Pianotupfer, sowie dieser für diese Ära so getragene Gesang, nebst tragenden Background Vocals. Ein ganz feines Stück Musik.
Wenn ich eben von dem Sahnestück sprach, so steht dem das von Gitarrist Peter Larsen gesungene "My Own Life" allerdings nicht in sehr viel nach. Etwas rock- sowie fiebriger geht es hier zur Sache, angefeuert von einem coolen Gitarrensolo. Abgeschlossen wird die Scheibe von dem Song, nach dem sich die Band benannte. Stilistisch wie "Slender Woman" wieder getragener, aber mit massenhaft Atmosphäre ausgestattet und sehr intensiv, ist das ein gefundenes Fressen für Fans, die speziell jenen Zeitabschnitt der amerikanischen Musik lieben. Ich für meinen Teil kann mir diese zwanzig Minuten jedenfalls mit Genuss gleich vier oder fünfmal nacheinander reinziehen.
Ende 1968 wurde die Band vom Umfeld Frank Zappas entdeckt und unterschrieb (zeitgleich mit einer weiteren Band namens Alice Cooper) auf dessen Label Bizarre Records einen Plattendeal. Leider führten interne Streitigkeiten aber bereits kurz danach zur Auflösung. Der Bassist Jeff Simmons nahm anschließend noch einen Soundtrack gemeinsam mit Drummer Albert Malosky (zu dem Film "Naked Angels") und ein Soloalbum namens "Lucille Has Messed My Mind Up" (beide 1969 erschienen) auf, bevor er Mitglied der Mothers Of Invention wurde.
Letzte Meldung: Es ist wohl Fakt, dass ein Auftritt von Easy Chair aus dem selben Jahr (im Vorprogramm der Mothers Of Invention) in Los Angeles professionell mitgeschnitten wurde, aber die Bänder sollen angeblich für immer verloren gegangen sein. Ein Schelm, dem bei solch einer Mitteilung nicht bereits eine Vorahnung für eine noch kommende Veröffentlichung in den Sinn kommt...
Fest steht aber: sehr geiles Teil und jammerschade, dass die zweite Albumseite 'fehlt' (bzw. nie vorhanden war).
Line-up:
Phil Kirby (guitars, background vocals)
Jeff Simmons (bass, piano, lead vocals - #1,3)
Peter Larsen (guitars, lead vocals - #2)
Albert Malosky (drums)
Tracklist |
01:Slender Woman (8:57)
02:My Own Life (4:06)
03:Easy Chair (6:33)
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