Pink Floyd, das ist eine Legende in Sachen anspruchsvoller, mitreißender und zeitloser Rockmusik. Und wie viele Formationen haben sich schon daran gemacht, das Repertoire möglichst originalgetreu aufzuarbeiten? Es waren bis heute sicherlich sehr viele. Aber nicht ganz so vielen ist es auch gelungen, fast authentische Wiedergaben auf der Bühne zu zelebrieren.
Die Band, die es geschafft hat, heißt Echoes und kommt aus Aschaffenburg. Ich wusste um deren musikalischen Anspruch und so machte ich mich am 28.10.06 auf nach Idstein, um mir das gebotene Konzert anzuschauen. In Idstein gibt es die Location namens Scheuer, ein kleiner und feiner Laden, der es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht hat, möglichst tolle Konzerte zu bieten und so zu einem renommierten Rockschuppen in der Region zu avancieren.
Vor dem Konzert war ich mit Bassist Martin Hofmann verabredet. Dieser ist in der Szene wahrlich kein Unbekannter. Zum einen ist er Inhaber der in Musikerkreisen bekannten Fa. Musik-Service in Aschaffenburg, zum anderen greift er auch in der bekannten Genesis-Cover-Band Seconds Out in die dicken Saiten. Und noch ein weiterer Mitstreiter ist in der Rock-Szene kein unbe- schriebenes Blatt mehr. Kein Geringerer als Oliver Hartmann spielt die Gitarre und hat sich den Skalen und Schemata eines David Gilmour angenommen. Dieser veröffentlicht in Kürze sein neues Solo-Album und hatte zuletzt auch auf Lunaticas "Edge Of Infinity" eine beeindruckende Kostprobe seines Könnens abgeliefert.
Entstanden sind Echoes aus einer Formation mit dem Namen Whiteout. Damals im Programm spielte man ein halbstündiges Pink Floyd-Medley. 2002 stieg Martin Hofmann in die Band ein. Er selbst sagt, dass der Groove im Vordergrund steht. Seine erste Begegnung mit Pink Floyd war das Album "Atom Heart Mother" aus dem Jahr 1970. Echoes wollen Pink Floyd lediglich interpretieren und nicht imitieren. Sie spielen die Songs dynamisch und lassen genügend Freiräume, um noch eigenen Inspirationen nach gehen zu können. 80 - 90 % der Tracks werden als Vorgabe übernommen, die restlichen Teile bestehen aus eigenen Improvisationen. Diese Freiheit lassen sie sich ganz einfach.
Um es auf den Punkt zu bringen. Die Songs der Helden werden in fast unnachahmlicher Art und Weise präsentiert. Und das wusste wohl auch Idstein, denn die Bude war gerammelt voll. Und schon mit dem Eröffnungstrack "Shine On You Crazy Diamond" kam das richtige Feeling auf. Unwahrscheinlich einfühlsam spielte Oliver Hartmann zusammen mit Paul Kunkel das Intro und von da ab wusste das Publikum, was die Stunde geschlagen hat. Ja, das war ein Abtauchen in eine großartige Zeit.
Auch optisch gleicht die Band die Bühne an. Gemeinsam konnte man so dem Stück "Time" frönen, bei dem sich die Uhrzeichen an der Bühnenrückwand zeigten. Es spielt eigentlich kaum eine Rolle, alle Klassiker werden von Echoes mit absoluter Perfektion dargeboten. Und wenn man sich die Setlist so anschaut, dann lässt es sich freilich darüber streiten, ob nun wirklich alle erforderlichen Stücke gespielt wurden oder nicht. Ich empfand es als eine gelungene Mischung von alten und moderneren Pink Floyd.
Und bedenken wir: Nicht wirklich alle Tracks von Pink Floyd sind massenkompatibel und eignen sich so gleichermaßen für Jung und Alt. Die Mischung war es nämlich, die an diesem Abend den Weg in die "Scheuer" gefunden hatte.
Echoes haben Ende November einen weiteren Gig in Aschaffenburg gespielt und ihr Konzert live aufgenommen. Ich nehme ganz fest an, dass dieses Album dann über die Website zu erwerben ist. Die Musik, die ich in Idstein erlebt habe, macht Lust auf mehr. Und noch etwas: Echoes sind für die nächste Night Of The Prog auf der Loreley gebucht. Spätestens dort sollte der Interessierte dann am heiligen Musikfelsen auftauchen und sich den fesselnden Tönen dieser einzigartigen Musik hingeben.
Setlist
01:Shine On You Crazy Diamond Pt. 1
02:Astronomy Domine
03:Time
04:Breath (Reprise)
05:Us And Them
06:One Of these Days
07:Learning To Fly
08:Have A Cigar
09:Wish You Were Here
10:High Hopes
11:Echoes
12:In The Flesh
13:The Happiest Days Of Our Lives
14:Another Brick In the Wall Pt. 2
15:Goodbye Blue Sky
16:Empty Spaces
17:Young Lust
18:One Of My Turns
19:Hey You
20:Pigs / (Dogs)
Line-up:
Oliver Hartmann (vocals & guitars)
Martin Hofmann (bass, guitars & vocals)
Paul Kunkel (keyboards & vocals)
Steffen Maier (drums)
Michael Unger (saxophon)
Bilder vom Konzert
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