Echolyne / Daze & Hope
Daze & Hope Spielzeit: 48:30
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Alternative Rock

Review vom 26.02.2014


Ulli Heiser
Verwunderung erster Akt: In der sogenannten RockTimes-Krabbelkiste landen übers Jahr die Scheiben, die keiner aus der Redaktion besprechen mag. Das liegt zum einen an Material, das nicht wirklich in unser Magazin passt. Zum anderen passiert es trotz aller Planung, dass mal jemand eine Platte bekommt, die wirklich nicht ins Beuteschema passt (schick mal einem Vegetarier ein noch so gut abgehangenes Stück Kobe- oder Premium Black Angus-Rindersteak...). Und wenn ich gerade beim Thema bin, es gibt auch unter Redakteuren die Gattung 'Was der Bauer nicht kennt...'. Will sagen, da bleiben Scheiben liegen, weil die Allesfresser bis oben zu sind und auf der anderen Frontseite lieber auf den xten Clone der Lieblingsband gewartet wird.
Weil diese Krabbelkiste in meinem Zimmer steht, wird darin geforstet sobald es die Zeit erlaubt. So manchen Tipp konnte ich da ausgraben und daher an dieser Stelle ein Sorry an die eine oder andere Band: Wenn ein Review zu eurer Platte nicht veröffentlicht wird, muss das mitnichten heißen, dass sie uns nicht gefallen hat. Der Tag hat leider nur 24 Stunden.
Verwunderung zweiter Akt: Das Album "Daze & Hate" der Münchner Band Echolyne erreichte uns Anfang Dezember mit einem Promoschreiben, das drei Musiker zeigt, von denen der Drummer Johannes Hagitte heißt. Johannes wird auch auf der Bandseite präsentiert. Allerdings zeigt das Booklet nur die beiden anderen Musiker des vermeintlichen Trios: Dominik Scheib und Alexander Meyer. Im Line-up wird außerdem unter »additional instruments« ein Tom Schinko genannt, der im Übrigen auch Co-Produzent ist.
Echolyne firmieren unter Alternative Rock. Ein Begriff, der mich immer wieder schmunzeln lässt. Alternative Bier, Alternative Schnitzel, Alternative Frau ... Nun gut. Musikalisch ist die Sparte bekannt und bei Echolyne kann man die Richtung sicher abnicken, wenn da auch nicht nur 'die Alternative der Rockmusik' zu hören ist. Rockig, in den Spielarten Normal, Prog und auch mit metallischem Touch, hauen uns die Musiker auf ihrem Debütalbum eine Breitseite an ausgefeilten, die Nackenmuskulatur treffenden Kompositionen aus den Membranen, die nicht von schlechten Eltern ist. Nicht nur stimmlich spannt sich ein Bogen der durchaus schon mal an Alice Cooper,
Jon Oliva und auch an den berühmtesten deutschen Kappenträger gemahnt.
Die Band ist richtig stark bei Sachen wie "Into The Zone" - die schleppende, metallische Nummer kommt klasse -, oder auch dem Folgetrack "The Moon Still Follows You", der sich unbeirrt als Ohrwurm in die Lauscher gräbt. Wie gekonnt abwechslungsreich und auch spannend die Kompositionen ausfallen, beweisen "Trip To The Otherside" oder "E.L.A.".
"Sad Eyes" ist gar von der Art 'Gehört-ins-Radio' - nicht nur weil Simone Eichmanns Stimme dem Ganzen die Krone aufsetzt. Die Platte kann (und wächst dabei sogar) immer wieder von vorn bis hinten am Stück gehört werden. Es gibt beim Hörer nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen. Schwer zu sagen, ob Echolyne so weitermachen, oder den Fokus auf etwas mehr Härte legen sollten. Ein eventuelles Folgealbum wird das zeigen. Ich bin gespannt, was die Jungs das nächste Mal präsentieren. In die Krabbelkiste kommen sie garantiert nicht mehr. Und wenn, dann nur mit meinem Segen.
Nun muss aber erst mal der heimische Boden bestellt werden, denn die Fanbase der Band sitzt in Russland. Wieso auch immer, dort haben sie laut eigener Aussage tausende Fans. Das sollte auch hierzulande zu schaffen sein. Qualitativ seid ihr auf jeden Fall auf dem besten Weg.
Line-up:
Dominik Scheib (lead and backing vocals, bass, drums)
Alexander Meyer (leand & rhythm guitars, backing vocals, bubbles, synthesizer, sounds, loops, organ, piano, harmonika)

Tom Schinko (rhythm guitars, bass, sounds, melody guitar, cembalo, organ)
Simone Eichmann (backing vocals, female lead vocals - #8)
Jessica Treiber (backing vocals)
Miriam Edenofer (backing vocals)
Tracklist
01:Nowhere To Hide
02:You
03:Hunter
04:Into The Zone
05:The Moon Still Follows You
06:Trip To The Otherside
07:E.L.A.
08:Sad Eyes
09:Angel 92
10:Helping Hand
11:How Would Be My Life (Instrumental)
Externe Links: