Eden's Curse / Live With The Curse
Live With The Curse Spielzeiten: 55:28 (CD 1), 46:19 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: AFM, 2015
Stil: Melodic Metal/Hard Rock

Review vom 28.03.2015


Jochen v. Arnim
Das Classic Grand im schottischen Glasgow war dazu auserkoren, am 28. November 2014 zum Versammlungsort von Eden's Curse-Fans aus der ganzen Welt zu werden. Es sollte eine spezielle Show zwecks Aufnahme eines Live-Albums werden und dazu waren sogar Jünger aus Japan angereist. Wochen vorher war dieses einzigartige Event schon bei allen Internet-Plattformen publik gemacht worden und die Vorfreude war bei Band und Fans gleichermaßen groß.
Einerseits ist es natürlich etwas Besonderes, als Fan Teil einer Live-Aufnahme zu sein, andererseits hat auch eine Band große Erwartungen und Ansprüche an sich selbst. Müssen doch die Songs noch mehr auf den Punkt gespielt sein, als das ohnehin immer der Fall sein sollte. Müssen die Mitglieder der Band doch an eben diesem einen Abend noch mehr in der Lage sein, ihre Spielfreude in das Auditorium zu transportieren. Klappt das alles nicht, kommt am Ende halt 'nur ein Live-Album' dabei raus - alle wollen aber ein besonderes Live-Album haben.
Die Jungs von Eden's Curse haben mit dem aus diesem Abend in Glasgow entstandenen Produkt nach vier Studio-Alben nun erstmals ein Live-Zeugnis ihres Könnens auf den Markt gebracht. Das Line-up hat sich im Vergleich zur letzten Scheibe, Symphony Of Sin, an der Position des Schlagzeugers verändert. Pete Newdeck (u. a. Steve Grimmett Band, Tainted Nation) musste wegen seiner anderen musikalischen Engagements eine Entscheidung fällen und so sitzt nun John Clelland auf dem Schemel. Alle anderen Musiker sind geblieben: Paul Logue am Bass (gleichzeitig erneut Produzent), Thorsten Koehne an der Gitarre sowie Nikola Mijic am Mikro und Steve Williams an den Tasten (ehem. Power Quest und DragonForce). Mixing und Mastering wurden einmal mehr mit Hilfe von Dennis Ward (u. a. Pink Cream 69) erledigt.
Zwei Scheiben bekommt der Fan, eine Gesamt-Spielzeit von rund einhundert Minuten, ein dickes Booklet - und einen Querschnitt durch die Curse-Diskografie. Nach kurzer Ansage vor applaudierendem Publikum beginnt die Reise mit dem Titeltrack des letzten Albums. "Symphony Of Sin" erweist sich als gute Wahl für einen Opener, alle wichtigen Knöpfe werden direkt am Anfang gedrückt. Melodielinie, Geschwindigkeit und Rhythmus lassen keine Zweifel über das Vermögen der Band zu und bringen Band wie Publikum auf Betriebstemperatur.
Mit Geschick und einem offenen Ohr für die Wünsche der Fans wurde hier offensichtlich die Setliste zusammengestellt. Mit "Masquerade Ball" und "Black Widow" geht es zurück in die Jahre 2008 und 2011, zu den Alben "The Second Coming" und "Trinity". Immer wieder gern gehörte Stücke, besonders, weil die Band hierzulande nicht gerade auf einen ellenlangen Rattenschwanz an zurückliegenden Tourneedaten zurückblicken kann - schade eigentlich.
Aber auch neue Überhämmer, wie das beinharte "Devil In Disguise", werden als Live-Novum gebracht - und das Volk liebt es. Irgendwie erscheint es beim Hören, als triebe der neue Drummer seine Kollegen zu Höchstform. Unmissverständlich hämmert er die Felle, perfekt unterstützt von einem ebenso unablässig pumpenden Bassisten. Dazu unterlegt der Keyboarder alles mit einem feinen Klangteppich. Neidlos muss dabei anerkannt werden, wie Meister Koehne seine sechs Saiten zur Vollendung bedient: er rifft, er soliert, er brilliert - mehr kann man nicht sagen. Lässt man das dann in Krachern wie "Evil & Divine" münden, bleibt nur schlichte Begeisterung beim Hörer.
Der Chef über das Mikrofon braucht sich allerdings nicht hinter der Leistung seiner Kollegen zu verstecken. Nicht nur 'seine' Songs, auch die aus früheren Zeiten hat er mittlerweile so verinnerlicht, dass jeder Ton seines breiten Spektrums mitten aus dem Herzen zu kommen scheint. Wenn er sich selber dabei energiegeladen in fast unerreichbaren Sphären treibt, dann ist das schon sehr schön zu hören.
Stichwort Energie: Die der Band sprang an jenem Abend im November auf jeden Fall auf das Publikum über - von Anfang an wurde das Dargebotene mit mächtig Applaus quittiert. Und könnte man die bewegten Bilder dazu sehen, ich bin mir sicher, ein jeder hat ein jedes Wort mitgesungen. Sieht man sich die Fotos im Booklet an, dann überkommt einen das eindeutige Gefühl, dass die Musiker mächtig viel Spaß hatten und dass irgendwie alles einfach nur gut gepasst hat - dann wundert es auch nicht, wenn der Funke überschlägt.
Eines ist sicher, Eden's Curse ist ein gutes, ein besonderes Live-Dokument gelungen: brilliante Songauswahl, noch brilliantere Darbietung, mächtig Stimmung in der Bude und ein genialer Sound. Das macht ein 'echtes' Live-Album aus und ich muss sagen, vor dem Hintergrund einer durchaus ansehnlichen Sammlung derartiger Scheiben im heimischen Regal, dass "Live With The Curse" einen Rang sehr weit vorne eingenommen hat - ich empfehle, dieses Doppelalbum ganz schnell zu kaufen!
Line-up:
Nicola Mijic (vocals)
Thorsten Koehne (guitars)
Paul Logue (bass, backings)
Steve Williams (keyboards, backings)
John Clelland (drums)
Tracklist
CD 1:
01:Symphony Of Sin
02:Break The Silence
03:Masquerade Ball
04:Black Widow
05:Trinity
06:Fly Away
07:Just Like Judas
08:Fallen From Grace
09:Jerusalem Sleeps
10:Guitar Solo
11:Time To Breathe
CD 2:
01:Rock Bottom
02:Devil In Disguise
03:Wings To Fly
04:No Holy Man
05:Unbreakable
06:Judgement Day
07:Band Introductions
08:Evil & Divine
09:Angels & Demons
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