Ich weiß nicht, wie oft sich in den letzten Tagen El Gordos "The Man Behind The Machine" schon in meinem Player drehte, es waren auf jeden Fall unzählige Male.
Manchmal braucht man eben ein paar brutale Schläge musikalischer Art in die Magengrube - bei entsprechender Lautstärke - versteht sich. Ha - und die Nachbarn freut's natürlich ganz besonders.
Was soll's, interessiert mich überhaupt nicht, denn die haben mit mir ja auch kein Erbarmen, wenn ich schlecht gelaunt vom Jobben nach Hause komme, und man bekommt Krawall anderer Art serviert.
Also, Scheibe rein in den Player, Lautstärkeregler ganz nach rechts (ok, ok, nicht ganz bis zum Anschlag, aber immerhin bis gaaanz kurz davor) und dann haut das Trio in die Saiten und auf die Felle, dass die Wände wackeln und die Schuppen ganz von allein aus der Matte fallen.
Das ist keine Kommerz-Kacke, das ist raue und ungeschliffene Mucke ohne Firlefanz, bei der man hingebungsvoll mitbangen kann. Stellenweise erinnert mich der Sound, würde er mehr bluesige Noten beinhalten, etwas an Halfway To Gone oder auch Five Horse Johnson.
Hier wird das volle Brett gefahren, ohne Rücksicht auf Verluste. Drummer Jens Björk treibt seine beiden Kollegen zu Höchstleistungen an und diese stehen ihm in nichts nach. Filip Franssons Mörderbass wummert und grummelt, dazu röhrt er hingebungsvoll ins Mikro und Joel Peterssons Axt rotzt und knarzt, dass es eine Pracht ist.
Schon der Opener zeigt, wohin die Marschrichtung geht: Ein kurzes Intro, das an eine Sendersuche im Radio erinnert, dann ein paar schleppende, scheppernde Gitarren, wuchtige Drumschläge fallen ein und los geht's. Dreckiger Rock'n'Roll dröhnt dem Hörer entgegen. Zupackende Riffs und treibende Drums, das sind die Trademarks. Die Stücke sind simpel gestrickt, ganz ohne Schnörkeleien, hauen einfach voll auf die Fresse.
Die folgenden "Black Diamond" und "Grabber", knallen in die gleiche Kerbe wie "The End And Black". Auch hier wieder diese herrlich knarzige Fuzz-Gitarre.
Einen Zacken mehr Gas gibt es bei "The Last Show" und "Bikini". Bikini? Ist wohl ein sehr scharfer Bikini, denn der Riffmeister wetzt gar mächtig seine Klampfe.
Offensichtlich haben die Jungs jede Menge Spaß am Spiel, so dass sie schon mal ins Jammen verfallen und einige Stücke zu bis zu siebenminütigen Versionen mutieren lassen.
"Echo:Silence" ist eine dieser Nummern und wird sogar auf über sieben Minuten ausgedehnt. Wobei man beim Zuhören nicht in Langeweile verfällt, bieten El Gordo doch mit eingebauten Rhythmus- und Tempo-Wechseln jede Menge Abwechslung. Überhaupt sind diese - ich nenne sie mal 'komplizierteren' Stücke eher nach meinem Geschmack.
Mit ihrer Spielzeit haben sie Five Horse Johnson zwar noch nicht übertroffen, die es auf sage und schreibe über 14 Minuten schafften, aber immerhin, der Anfang ist gemacht.
"Close To Mexican Border" schrammelt mir aus den Speakern entgegen. Und wäre da nicht Filip Franssons Organ, das 'einige Oktaven' höher liegt als das whiskeygetränkte von Lou Gorra, so hätte ich vermutet, dass hier Halfway To Gone am Werkeln sind.
Bei "A Fragment From The Path" gibt es einleitende Harpklänge, getragen von Fanssons grummelndem Bass, bis dann wieder Peterssons Axt das Kommando übernimmt und Björk erbarmungslos auf die Felle drischt und seine Kollegen vor sich her jagt, wie der Treiber die Hasen.
Was hätten wir da noch? "Mean Machine", das nicht weniger schlecht als all die anderen Stücke ist und zum Abschluss hauen El Gordo uns noch einen heißen, feurigen Galopp mit "Do It" auf die Lauscher.
Schluss, die Boxen qualmen und ich schwitze, nicht nur deshalb, weil hier fast 30 Grad im Schatten herrschen, sondern weil mir heiße Musik geboten wurde, die meine Nackenmuskulatur über Gebühr beansprucht hat.
Natürlich kann man El Gordo unterstellen, dass sie nichts Neues erfunden haben, zumal Bands wie Five Horse Johnson, Halfway To Gone oder auch Kyuss, Fu Manchu und viele andere diesen Sound bereits vor ihnen zelebriert haben.
Dennoch muss man der Band bescheinigen, ein feines Debüt abgeliefert zu haben, das es auf jeden Fall verdient hat, Beachtung zu finden.
Bei mir jedenfalls dreht sich die Platte gleich noch mal im Player. Ich finde: Toll gemacht, Jungs!
Line-up:
Jens Björk (drums)
Joel Petersson (guitar)
Filip Fransson (bass & vocals)
Tracklist |
01:The End And Black (5:20)
02:Black Diamond (6:59)
03:Grabber (6:04)
04:The Last Show (4:21)
05:Bikini (5:38)
06:Echo:Silence (7:07)
07:Close To Mexican Border (4:00)
08:A Fragment From The Path (6:28)
09:Mean Machine (4:58)
10:Do It (6:04)
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