The Electric Flag / A Long Time Comin'
A Long Time Comin' Spielzeit: 41:00
Medium: LP
Label: Music On Vinyl (Columbia, 1968), 2014
Stil: Soul, Rock, R&B


Review vom 24.02.2015


Ulli Heiser
Blues, Rock, Soul, Jazz, Psychedelic - mag sich ein jeder das von vorliegender Platte ziehen, was ihm gefällt. The Electric Flag braten auf ihrem Debüt "A Long Time Comin'" ein wildes Potpourri der genannten Stile, sodass man fast nicht glauben kann, es mit einer einzigen Band zu tun zu haben.
Wenn ich Debüt sage, hat das insofern seine Richtigkeit, denn den 1967er Soundtrack zum Roger Corman-Film "The Trip" (mit u. a. Peter Fonda und Dennis Hopper, Drehbuch Jack Nicholson) lasse ich einfach mal außen vor. Zum Zeitpunkt des Soundtracks hatte die Band noch kein einziges Mal live gespielt, was dann aber, ebenfalls 1967, auf dem legendären Monterey Pop Festival geschah. Apropos legendäres Festival: Michael Bloomfield war 1965 Mitglied der Butterfield Blues Band, die als Begleitband Dylans auf genanntem Festival den berühmten 'Wechsel' unter Fanprotest einleitete.
Nach "A Long Time Comin'" folgte auch nicht mehr viel, denn kurz nach Veröffentlichung des Albums stiegen Bloomfield, Barry Goldberg und Peter Strazza aus. Neue Musiker füllten die Plätze, aber nach ein paar Monaten war dann komplett Schluss. Drei Jahre später versuchte man es noch einmal, aber - man ahnt es - es klappte nicht.
Neben Bloomfiled bestand der harte Kern der Gründermannschaft aus Nick Gravenites, Harvey Brooks, Buddy Miles (kennt noch wer die geniale "Them Changes"-Version zusammen mit
Carlos Santana?), Harvey Brooks, Marcus Doubleday und Herbie Rich. Die Musiker kamen aus dem Rock, Soul, Blues, Jazz sowie Folk und das spiegelt sich auch auf "A Long Time Comin'" wider.
Ich hätte jetzt fast geschrieben, dass die Musik der 180g-Pressung wie eine alte Scheibe aus den Sechzigern klingt ... die Musik IST aus dieser Zeit und katapultiert den Hörer auch stante pede in selbige. Wenn sich das Vinyl dreht, diese Mischung aus R&B, psychedelischem Soul, Gospel, jazzigem Swing, Rock'n'Roll und Blues erklingt, mag man schier vergessen, dass wir das Jahr 2015 schreiben. Der brodelnde Stilmix gemahnt besonders durch die Bläser immer wieder an z. B. Blood, Sweat & Tears, ist aber besonders auf Seite zwei mit mehr Soul und Blues gespickt.
Wenn die Musiker im Anschluss an diese Band auch gute Wege gingen, ist es schade, dass Electric Flag nur eine kurze Dauer beschieden war. Das Potential dieser Aufnahme, respektive der Musiker, lässt erahnen, dass da für die Zukunft noch gut was gegangen wäre. Dass Koopers Band durchschimmert, erwähnte ich bereits. Auch Chicago agierte in den Sechzigern ähnlich, was die Bläser angeht. Aber The Electric Flag hatte mehr Blues, Soul und Psychedelic.
Musikalisch war jene Zeit eine des Aufbruchs, des Findens, der Neuorientierungen und das spürt man zu jeder Minute. Dank der hervorragenden Qualität dieser Rillen-Neuauflage kann man das Flair der vergangenen Tage auch nach fast fünfzig Jahren immer noch spüren. Wie gesagt, da wäre sicher noch was gegangen.
Line-up:
Michael Bloomfield (guitar, percussion)
Harvey Brooks (guitar, bass, percussion)
Sivuca (guitar, percussion)
Barry Goldberg (keyboards)
Herbie Rich (keyboards, tenor saxes, baritone sax)
Mike Fonfara (keyboards)
Buddy Miles (drums, percussion)
Peter Strazza (tenor saxes)
Marcus Doubleday (trumpet, percussion)
John Court (percussion)
Nick Gravenites (percussion)
Richie Havens (percussion, sitar)
Joe Church (percussion)
Paul Beaver (Moog synthesizer)
Bob Notkoff, Juius Held, Leo Daruczek, George Brown, Charles McCracken (strings)
Bloomfields And Courts (background shoeshine vocal quartet)
Tracklist
Seite 1
01:Killing Floor
02:Groovin' Is Easy
03:Over Lovin' You
04:She Should Have Just
05:Wine

Seite 2
01:Texas
02:Sittin' In Circles
03:You Don't Realize
04:Another Country
05:Easy Rider
Externe Links: