Bei der vorliegenden CD von Electric Moon handelt es sich NICHT um den Soundtrack für den gleichnamigen Bollywood-Film von 1992. Nein, die Musik hier ist zum Glück ganz anders als typische Bollywood-Gesänge (die mag ich nämlich nicht).
"Lunatics" fällt eher in meine Rubrik 'Stummfilm'. Das ist nämlich meine Bezeichnung für Instrumental-Scheiben. Schwarz-Weiß ist hier allerdings nichts, eher quietschbunt. Psychedelisch. Und damit ist die Katze aus dem Sack. Und meine war verschwunden, da waren wohl zu viele seltsame Geräusche dabei…
Also: Wer noch Schwarzlicht oder Lavalampen (Mist, dass meine kaputt ist, die hätte schön dazu gepasst) besitzt, möge diese entstauben, die Fenster verdunkeln, sich auf die Couch legen und "Lunatics" auf sich wirken lassen.
Genau das habe ich auch getan, leider ohne Lampe, es waren auch keine Hilfsmittel im Spiel (ich will ja hier nicht zum Gebrauch von illegalen Substanzen auffordern…) und trotzdem gelang es mir, in die Klänge einzutauchen, sie zu hören und wie Farben zu sehen. Fast wäre ich ins Reich der Träume hinübergeglitten, so entspannend und hypnotisch war die Wirkung. Ich fühlte mich schon fast in den Armen von Morpheus, dem Sohn des Hypnos…
Unterbrochen wurde die Reise durch Raum und Zeit plötzlich durch eine Stimme, nanu, also doch kein Stummfilm? Wie ein Fremdkörper, verkapselt im Fluidum, erscheint die Coverversion "Hotel Hell" (von Eric Burdon & The Animals) . Meine ehrliche Meinung: Ist zwar eine Auflockerung und eine Abwechslung, trotzdem finde ich, das passt hier nicht wirklich rein.
Auch der finale Song ist nicht ganz stumm, wobei das mit dem Flüstern schon deutlich näher am Gesamtstil ist, hat eine gewisse unheimliche Note.
Ansonsten beherrschen den elektrischen Mond gefühlt endlos vor sich hin dröhnende heavy Gitarren (herrlich, da könnte ich stundenlang zuhören, drin versinken), aufgelockert durch wabernde und spacige Effekte, in überlangen scheinbar strukturlos ausufernden Songs.
Der perfekte Soundtrack für eine Reise in H.P. Lovecrafts "Traumland"; Sula Bassana zeigt hier wieder einmal seine Größe, wenn es um Psychedelic / Space Rock geht, er wirkt hier wie eine Inkarnation von Randolph Carter und nimmt uns mit durch die Tore des Silberschlüssels in eine Welt voller bizarrer Wesen wie Ghoule und Ghasts, dorthin, wo die Katzen auf die Rückseite des (elektrischen?) Mondes springen.
Musiker und Hörer werden eins, auf der Suche nach dem unbekannten Kadath. Doch Vorsicht an alle 'Lunatics': Reist nicht zu weit, denn der Dämon Azathoth, das blinde Chaos, thront mitten im Zentrum des Universums und lauert auf die Verlorenen…
Wer also eine musikalische Begleitung für diesen Lesestoff sucht, oder auch nur in atmosphärische Klänge abtauchen will, die Elemente von Psychedelic, Doom, Spacerock Acid und Psycho/Post-Rock zu einem mächtig brodelnden Gebräu mischen, sollte "Lunatics" antesten. Ebenso alle, bei denen das Lesen der 'Musikernamen' und Liedertitel ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen zaubert und Vorfreude auf abgefahrene Musik weckt: Lavalampensounds, denen es gelingt, altmodisch und doch irgendwie aktuell zu wirken.
Wer gradlinige kurze knackige Songs sucht, sollte den Electric Moon jedoch meiden und sich lieber im fröhlichen Sonnenlicht tummeln.
Line-up:
Pablo Carneval (Schlagzeug, Samples)
Sula Bassana (Gitarre, Effekte)
Komet Lulu (Bass, Effekte)
Tracklist |
01:Gefährliches Planetengirl (12:29)
02:Lunatic (11:46)
03:Brain Eaters (19:09)
04:Hotel Hell (5:30)
05:Moon Love (23:00)
|
|
Externe Links:
|