Zu Weihnachten erhielten wir von der Band ein Album, welches wir bereits verdientermaßen in den höchsten Tönen lobten, nämlich das nur über den Eigenvertrieb zu erhaltende The Electric Saints.
Seit heute liegt uns die noch warme Promo-Scheibe vor; so warm, dass noch nicht mal ein Cover beilag. Das Album soll Anfang 2005 bei dem Hamburger Label "Rock On" erscheinen und trägt vermutlich den Titel "Nightly Entertainment On The Ivories".
Sollte "Nightly Entertainment On The Ivories" nur der Arbeitstitel sein, werden wir den endgültigen Album-Namen unseren Lesern nachreichen.
Zuerst einmal hab ich feststellen können, dass der Klang um einige Zacken besser ist, voller und wuchtiger.
Dazu kommt, dass zu Gunsten von drei neuen Songs zwei weichen mussten: das akustische "Someday For Some Reason" (schade, gehörte es doch zu meinen Lieblingstracks) sowie "Tucedo Society".
Entschädigt wird man dafür um so fürstlicher, denn mit "Always Outside", einer sehr melodischen, im verschleppten Rhythmus gehaltenen Ballade, bin ich gleich wieder versöhnlich gestimmt.
Mit anfangs sehr tiefer Stimme, sowie herrlicher Gitarrenuntermalung wird eine gewisse Spannung beim Zuhörer aufgebaut, um dann in rockigere, mit feinen Gitarrensoli gewürzte Gefilde abzudriften. Fast sechs Minuten werden die Ohren mit dieser Spannung verwöhnt.
Nun, Steven Tyler und seine Mitstreiter sollten hier mal genauer hinhören und sich ein Beispiel für zukünftige Ergüsse ihrerseits nehmen.
Mit "Family Gone Wrong" donnert ein wuchtiges Gitarrengewitter aus den Boxen. Wow - das Stück geht voll ab - ich schraub den Regler bis zum Anschlag! Nein, es ist kein Metal-Speedkracher, sondern ein schöner, melodischer und kräftig nach vorn treibender Rhythmus, versehen mit feinen Hooks, die sofort zünden und ins Ohr gehen.
"Donīt You Let Nobody" scheint anfangs etwas aus der Rolle zu fallen, denn ich musste dem Teil doch einige Hördurchgänge widmen, um mir ein endgültiges Urteil bilden zu können.
Etwas gewöhnungsbedürftig, geht er im Gegensatz zu den anderen auf dem Album enthaltenen Stücken nicht sofort ins Ohr. Aber ist er dann mal drin, tritt er mächtig in die Ärsche und wird gleichwertiger Teil eines hervorragenden Albums.
Roland Lerchl's Gesang kann man immer nur wieder positiv hervorheben. Seine Stimme ist nicht nur extrem vielseitig, er hat einfach die optimale Rockröhre und darüber hinaus den Vorteil, den kaum ein deutscher Sänger hat: sein Englisch ist absolut akzentfrei. Unmöglich herauszuhören, dass er Deutscher ist. Es ist überhaupt ein Genuss, der Band zuzuhören.
Festzustellen ist noch, dass sich die drei neuen Songs homogen in das Album einfügen. Es passt einfach alles.
Nun - wünschen wir Electric Saints, dass sie es auf der im Rockbereich doch so schwer erklimmbaren Erfolgsleiter verdientermaßen um einige Stufen nach oben schaffen.
Spielzeit: 43:37, Medium: CD, Rock On, 2005
1:Cocaine Scarecrow 2:Ripped `n Torn 3:Freakchild 4:Always Outside 5:A Part Of That 6:Family Gone Wrong 7:The Way You Walk The Line 8:Sweet Desire 9:Donīt You Let Nobody 10:Say Whar You Want
Ilka Czernohorsky, 30.12.2004
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