Spielzeit: 35:31 Medium: LP Label: Go Down Records, 2014 Stil: Stoner Rock Review vom 23.08.2014 Joachim 'Joe' Brookes

Zwei Stoner Rock-Bands geben sich auf einer LP die Ehre. Sinnigerweise hat das schwarze Vinyl den Titel "Split". Electric Taurus gibt als Heimatstadt Dublin an und die Prehistoric Pigs stammen aus Italien und servieren im Unterschied zu Electric Taurus die instrumentale Ausgabe des Stoner Rock. Matt Casciani, auch Gitarren-Artist, singt mit sehr persönlich gefärbter Stimme, die ungewöhnlich ist aber einen tollen Kontrast zu seinem, zum Teil tiefergelegten Sechssaiter-Sound bildet.

Och, Schade! Electric Taurus ist auf "Split" mit nur einem Track vertreten. Allerdings greift die Nummer "Behind The Sun" tief ins Spielzeit-Portemonnaie. Knapp über sechszehn Minuten sind schon eine ganze Menge Holz und das Trio weiß diese Zeit bestens zu füllen. Hier hat selbst der von James Lynch gezupfte Tieftöner phasenweise eine mächtige Fuzz-Injektion abbekommen. Wenn vorher die Rede davon war, dass Matt Casciani auch singt, dann beschränkt sich sein Vokaleinsatz doch sehr, immer im Vergleich zur Spielzeit von "Behind The Sun".
Bei den musikalischen Vorstellungen des Dreiers wirkt die Atmosphäre hinter der Sonne oft bedrohlich. Da wird bereits zu Beginn furchterregende Stimmung gemacht. Daraus schält sich ziemlich schnell ein Blues-lastiger Gitarrensound, der sich von treibenden Schlagzeug-Aktionen nicht aus dem psychedelischen Tempo bringen lässt. Dann wird es richtig rockig, so wie man den Stoner Rock zur Reife gebracht genießen möchte. Auch hier lehnen sich Matt Cascianis Gitarrenriffs am Blues an.
Was folgt ist ein äußerst entspannter Teil, zumindest bezogen auf die Musik. Der ungewöhnliche Gesang verursacht Gänsehaut. Die anschwellende und sich zurücknehmende Dynamik wird zu einem Markenzeichen von Electric Taurus. Das Stück macht Laune. Irgendwie zaubert man zum kurzen Basssolo fernöstliche Klänge, die folgend von einer tollen Mauro Frison-Drum-Rhythmik und Wah Wah-Sounds untermalt wird. Klasse Intermezzo!
Schließlich wechselt "Behind The Sun" abermals das klangliche Gewand und es folgt ein feines, mit Effekten bestücktes Schlagzeugsolo. Electric Taurus offenbart in nur einem Track, wie hoch die Qualität ihres Stoner Rock ist. Respekt! Die 2010 gegründete Band ist eine echte Entdeckung. Der Track auf "Split" ist nicht das erste Album-Lebenszeichen. 2012 war "Veneralia" das Debüt des Trios.

Auf der anderen Seite gehen die Prehistoric Pigs zur Sache. Auch wenn es bei der Formation zunächst sphärisch-luftig taktet, baut die Gruppe Stoner Rock-Stein auf Stoner Rock-Stein und die beiden Song-Gebäude haben definitiv keine Setzrisse. Auch hier mag man es psychedelisch, allerdings mit einem wesentlichen Schuss mehr an Gitarren-Melodik.

Musikalisch setzt man Licht und Schatten toll in Szene und nach zirka vier Minuten ist die Lunte der Entspannung abgebrannt und ein Prehistoric Pigs-Inferno bricht über den Hörer herein. Hammer, so ohne Vorankündigung! Die Gefühlswelt beruhigt sich aber wieder. Echt spannend dieses "The Perfection Of Wisdom". Weise arrangiert, diese genüsslichen zehneinhalb Minuten. Die Gruppe hat klasse Ideen.
"79360 Sila-Nunam", ein heftiges Stück Stoner Rock, das das Doppelasteroiden-System im Fadenkreuz des Prehistoric Pigs-Weltraumobservatorium hat. Fremde Trabanten werden zu klanglichen Monstern mit sprichwörtlicher Anziehungskraft. Da muss man sich in seinem Raumgleiter schon sehr gut anschnallen, um nicht vom sehr gut geerdeten Stoner Rock weggepustet zu werden. Unbekanntes Terrain schraubt sich weit über die Wolken. Eine dramatische Inszenierung nimmt seinen unheimlichen Lauf. Schoko-Stoner Rock ... zum Schluss verteilen die Prehistoric Pigs fein gegossene Nervennahrung in Form von herrlicher Entspannung. Alleine die Gitarre setzt ein bluesiges Ende.

Electric Taurus und die Prehistoric Pigs haben mit der schlicht "Split" genannten LP ein kleines Juwel auf den Markt gebracht.

Line-up: Electric Taurus
James Lynch (bass)
Matt Casciani (guitars, vocals)
Mauro Frison (drums)