»Deutsche Rock'n Punk'n Fun'n Traurig'n Lustig'n Freundschaftmusik«, so titulieren Elfmorgen ihren Stil. Hm - von allem etwas präsentieren sie auf ihrem dritten Album "Wenn wir nicht zwei sind". Die 'große' Presse vergleicht sie mit Ton Steine Scherben (FAZ) und beurteilt sie als »Besser als die Toten Hosen« (Frankfurter Rundschau).
Andy Schmaus und Peddy Wüst zeichnen für das Album verantwortlich, zu ihrer Gitarre, Gesang und Bass haben sie verschiedene befreundete Drummer verpflichtet. Der Spieltrieb darf auch raus und mit Glockenspiel, Omnichord und Tape-Echos experimentieren.
"Laute Gitarren" leiten den gleichnamigen ersten rockig-poppigen Song ein. Und bei der zweiten Nummer klingen dann tatsächlich so ein bisschen die von der FAZ erkannten Scherben durch -"Benehmen" erinnert mich ein wenig an "Guten Morgen".
Poppig bis radiotauglich taucht der Hörer dann in den "Mikrokosmos" ein. Die Nummer geht ins Ohr, hat aber auch das Potenzial, mir nach wiederholtem Hören auf den Senkel zu gehen. Beste Voraussetzungen also, den Weg ins Radio zu finden.
A propos - mit einem Radiointerview beginnt die Gute-Laune-Nummer "Satellit", bei der ich vor meinem inneren Auge aufgereihte Gitarristen sehe, die ihre Klampfen rhythmisch von links nach rechts und zurück schwenken. Anklänge an die Neue Deutsche Welle sind hier wohl nicht ganz zufällig, der Spaßfaktor ist hoch.
"Wenn wir nicht zwei sind" ist für mich der stärkste Song dieser Scheibe - total geile Rhythmus-Parts (klingt wie mit den Händen getrommelt?) bei einer eher melancholischen Gesamtstimmung. »Nein Nein Nein«-Gesänge mit extrem viel Hall erzeugen einen komplexen Eindruck und auch wenn hier wieder ein bisschen Scherben-Einfluss durchklingt, hat diese Klangcollage doch einen sehr eigenen Reiz.
Quäkig-knarzender Gesang prägt "Für dich", bevor dann mit "Sanduhr" der nächste Radiokandidat seinen Auftritt hat. Poppig mit einem etwas sonderbaren Text (»Wir leben in einer Sanduhr, eine die uns nach unten zieht«) erfüllt er schon die wichtigsten Voraussetzungen für Mainstream-Medienpräsenz. Doch bei den nächsten Klängen bin ich wieder versöhnt, so richtig schöner Kick-Ass-Rock dreckig mit viel Bass lässt mich den "Kopf hoch" heben und abrocken. "Es geht vorbei" meint zum Glück nicht das Album, denn nach diesem Lied wird es nochmal richtig interessant. "Ich hör dich nicht mehr" arbeitet mit einer Unzahl an Wiederholungen und erzielt damit genau den Eindruck, den der Titel anklingen lässt - gut gemacht! Zu guter Letzt wird es dann rockig-punkig und dramatisch. Mit langsamen Passagen, in denen sich fast bedrohlich etwas um einen aufbaut, wird in dieser Klangcollage eine Stimmung erzeugt, die dann in dramatischen Passagen den Eindruck erweckt, als ob die Musik gellend laut ist, selbst wenn sie leise abgespielt wird.
Nach dem ersten Hören, im Auto nebenher, war mein Eindruck noch ziemlich homogen "Jaaa - nicht schlecht!". Irgendwie hat es der Silberling eine ganze Weile nicht aus dem Auto rausgepackt und immer stärker hat sich dann mein erster Eindruck gespalten. Die massenkompatiblen, radioverdächtigen Lieder empfand ich dann als nervig - genauso wie es mir mit so vielen Nummern ergeht, die die Charts rauf- und runtergedudelt werden. Andere Songs (z.B. "Wenn wir nicht zwei sind", "Kopf Hoch" und "Ich hör dich nicht") haben dagegen ihre Qualität erst nach wiederholtem Hören offenbart.
Und auch wenn in etlichen Liedern der Einfluss von Rio und Konsorten hörbar ist, so hat Elfmorgen doch ein recht eigenes, wenn auch in sich uneinheitliches, Ding abgeliefert. Hörenswert ist es auf jeden Fall!
Line-up:
Andy Schmaus (Gitarre, Gesang)
Peddy Wüst (Bass, Gesang)
Tracklist |
01:Laute Gitarren
02:Benehmen
03:Mikrokosmos
04:Satellit
05:Wenn wir nicht zwei sind
06:Für Dich
07:Sanduhr
08:Kopf Hoch
09:Das geht vorbei
10:Ich hör dich nicht
11:Hab ich erwähnt
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