Elliott Brood / Mountain Meadows
Mountain Meadows Spielzeit: 47:23
Medium: CD
Label: Six Shooter Records/in-akustik, 2008
Stil: Death Country, Americana, Roots Music


Review vom 19.11.2008


Norbert Neugebauer
Dass drei Mann einen schönen Haufen Krach machen können, wissen wir. Und dass akustisch orientierte Musik vom Land keineswegs mit Ring Of Fire seinen finalen rockigen Höhepunkt, sondern noch nicht mal richtig begonnen hatte, auch, zumindest wenn wir Fans solcher Mucke sind. Crazy Horse oder 16 Horsepower haben zusammen mit anderen mehr oder weniger bekannten Bands den Boden für derart gnadenlos fetzigen Country-Rock'n'Roll bestellt.
Und jetzt kommen die drei Jungs von Elliott Brood aus Toronto, die ihren Namen von einer blutigen Story haben und hauen noch mal kräftig drauf!
An ihrem selbsternannten »Death Country« ist garantiert alles lebendig: Aufmüpfig, rau, laut und punkig dreschen sie ihre Songs aus den Boxen. Ein irrer Sound, vergleichbar mit dem der wilden Epigonen der Pogues, hier allerdings mit wesentlich breiteren Roots im Nordamerikanischen Kontinent.
Eingepackt in ein originelles Vintage-Digipack präsentieren uns Elliott Brood den Nachfolger ihres ebenfalls hochgelobten Voll-Erstlings "Ambassador". Bereits mit dem Opener "Fingers And Tongues" wird die Marschrichtung klar. Immer straight nach vorn und voll auf die Nuss! Schnell und ungestüm mit viel Twang rumst es los. Aber Elliott Brood wären es nicht ohne die heißere Stimme von Mark Sasso, der wohl auch die Fäden in der Hand (»directed by …«) hält. Dessen Organ ist das absolute Trademark, ein unverkennbares Reibeisen!
Bei "T-Bill" rückt erstmals das Banjo als Leadinstrument zum Marschrhythmus in den Vordergrund, dahinter sorgt eine verzerrte E-Gitarre für den Rock-Appeal. Und dann kommt der Hammer: "Write It All Down For You" - vornweg ein Ukulele-Intro, drei (sich immer wiederholende) krachende Schläge mit »Hey, hey, hey«-Schlachtgesang und der Wahnsinn nimmt seinen schnellen Lauf in 3:58. Klar, danach muss es etwas beschaulicher werden. "Without Again" nimmt das Tempo etwas raus, dafür gibt's eine romantische Mundharmonika zum Banjo. Ist jedoch nur eine kurze Verschnaufpause, mit "Garden River" legt die Band wieder scheppernd mit übersteuerten Gitarrenbrettern nach. Bei "The Valley Down" kommt der Groove von den akustischen Saiteninstrumenten und einer Bass-Drum, ist aber ebenso unwiderstehlich.
"Notes" leitet zu etwas weniger heftigem Getümmel über, ein verhaltener, leicht schräger Walzer. In "Woodland Avenue" gibt ein Klimper-Piano den Takt an, ein Bläsersatz ergänzt das Honky Tonk-Ambiente. Balladesk kommt "31 Years", kurze Überleitung und dann rockt "Chuckwagon" instrumental-heftig. Psychedelisch geht's auch zu: "The Body" mit Highway-Kulisse und der traumverlorenen Stimme von Jennifer Castle zum Ausklang. Mit dem sich drivemäßig aufschaukelnden Rock'n'Roller "Miss You Now" verabschieden sich Elliott Brood aus diesem fulminanten Album.
Die Produktion hat einen sehr direkten Sound, da wird nichts weichgespült (kein Wunder, wenn das Label Six Shooter Records heißt …). Dass an verschiedenen Orten aufgenommen wurde, hatte keinen hörbaren Einfluss. "Mountain Meadows" ist rough&tough, sicher nicht unbedingt für puristische Folkies oder Liebhaber 'echter' Country Music (die sich vom Etikett nicht täuschen lassen sollten). Aber für Fans, denen Genregrenzen wurscht sind und die eine ruppige Attitüde in der weiten Roots-Landschaft mögen, ein ganz heißer Tipp!
Dass "Mountain Meadows" auch der historische Ort eines Massakers von 1857 in Utah ist, ist sicher reiner Zufall...
Line-up:
Casey Laforet (guitar, vocals, bass pedals)
Stephen Pitkin (suitcases, percussion, vocals)
Mark Sasso (guitar, banjo, ukulele, lead vocals)

Guest:
Jennifer Castle (vocals)
Tracklist
01:Fingers And Tongues
02:T-Bill
03:Write It All Down For You
04:Without Again
05:Garden River
06:The Valley Town
07:Notes
08:Woodward Avenue
09:31 Years
10:The Spring Floods
11:Chuckwagon
12:The Body
13:Miss You Now
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