Emerge / Perception One
Perception One Spielzeit: 46:48
Medium: CD
Label: ASR/Soulfood, 2012
Stil: Hard Rock

Review vom 06.03.2012


Boris Theobald
Stimme aus dem Off: »Boris, mach mal 'nen Satz, in dem die Regensburger Domspatzen, Hard Rock und ein 'x' vorkommen!«
Boris: »Null problemo! Pass auf... Thomas Darscheid, genannt 'Magnus', hat früher bei den Regensburger Domspatzen gesungen, und jetzt macht er Hard Rock bei Emerge - diese Bandbreite ist ganz schön extrem!«
... Hey, das war ja einfacher als gedacht! Und es stimmt wirklich. Frontmann Magnus hat den klassischen, sakralen Stimmbanddrill genossen. Aber mit dem, was er da inzwischen aus dem Rachen pustet, wäre er bei den Sangesknaben aufs Unangenehmste aufgefallen. Aber der Hard Rock der Marke Emerge ist ohnehin nur nach dem Stimmbruch machbar. Das gilt nicht nur für den Gesang - auch die Gitarren hatten längst Stimmbruch, irgendwie... der Bass sowieso. Emerge klingen nämlich dunkel, detuned, donnernd. Ein bisschen alternative, ein bisschen indie, aber vor allem nach Hochdruck-Hard Rock.
Der brachiale, aber rhythmisch fein durchgestylte Opener "Falling Down" bringt mit von Breaks durchsetzten Riffs schon mal gleich Zuckungen in die Nackenmuskulatur. Das groovt gewaltig. Erst nach einigen Takten fängt dann auch die zweite Gitarre mit der Melodiearbeit an. Die nächste Stufe ist der unheimlich dichte Power-Chorus mit Vocals, die nix für zart besaitete Melodiehäschen sind. Nee, Magnus shoutet; das allerdings ausdrucksstark und ehrlich. Würde die Band einfach durchheizen, wäre das nun insgesamt sicherlich overplayed. Aber sie macht es genau richtig. Sie schaltet nach und nach in den nächsten Gang, das ein oder andere ruhige Break inklusive.
Eines feines Beispiel dafür ist auch "Don't Tell Me": Zunächst eine coole und etwas zurückhaltende Clean-Gitarren-Hookline, und dann gibt es ein großes Hallo mit instrumentaler Dampfwalze und kehligem Gesang. Der Wechsel zwischen ruhigen, bisweilen melancholischen Passagen und plötzlicher Power klappt auch gut bei der Halbballade "Have You Ever" (hier sogar mit Akustischer) und beim emotionalen, atmosphärischen "Why Don't You". Die starke Chorus-Melodie macht das Stück zum Highlight des Albums, zusammen mit dem Opener und "Mirror's Past", das düster, melancholisch und angespannt, fast TOOLig beginnt, und von einem explosiven Chorus getoppt wird.
Angenehm auffällig agiert stets der Bass, dessen Saiten man in jedem noch so kleinen akustischen Freiraum knarzen hört. 'Domspatz' Magnus bringt viel Schweiß in seinen Gesang. Der wirkt auf der einen Seite zwar nicht sonderlich facettenreich und nicht gerade individuell. Auf der anderen Seite klingt er aber in jedem einzelnen Takt ehrlich und leidenschaftlich. Genau so wie der ganze Sound der Truppe. Das Album ist zunächst mal richtig krachend und fett produziert... aber eben auch ein kleines bisschen staubig. Da kommt auch ein bisschen 'Garage' durch, also alles nicht zu perfekt. Gut so...
Emerge kämpfen allerdings zwischenzeitlich mit der Qualität des Songmaterials. Die Melodie von "Bad Day" finde ist zu eintönig, viel zu flach und den Sound plötzlich zu unaggressiv. "Broken World" und "Physical Addiction" sind 'räudige Rocker' und ich weiß nicht, wo die plötzlich herkommen, denn sie stören für mich den Gesamteindruck. Vielleicht ist das auch der Beleg dafür, dass die richtig guten Ideen nicht für ein ganzes Album gereicht haben. Dank einiger starker Stücke bleibt "Perception One" aber ein Anspieltipp für Freunde von Acts wie Nickelback, Zakk Wylde oder Alter Bridge - Emerge hammwamal aufem Schirm...
Line-up:
Thomas 'Magnus' Darscheid (vocals)
Björn Krupatz (guitar, vocals)
Uwe Lickert (guitar)
Jens Heuserer (bass)
Moritz Goldbach (drums, vocals)
Tracklist
01:Falling Down (3:38)
02:Bad Day (3:54)
03:Why Don't You (4:04)
04:Have You Ever (3:34)
05:Mirror's Past (3:33)
06:Don't Tell Me (3:46)
07:Save Back Home (3:13)
08:Broken World (3:21)
09:Thursday II (4:56)
10:Physical Addiction [+ Hidden Track] (12:47)
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