Errorhead / Live
Live Spielzeit: 68:18
Medium: CD
Label: Deml/India Media Group, 2011
Stil: Rock & More

Review vom 07.05.2011


Steve Braun
Marcus Deml kann man mit Fug und Recht als einen Weltenbummler bezeichnen. In Prag geboren, wuchs der Gitarrist und Bandleader Errorheads in Österreich, Deutschland und den USA auf. Sein Arbeitsgerät studierte er im angesehenen Guitar Institute of Technology in Los Angeles, wo ein gewisser Pat Metheny eine Professur inne hat. Demls dortige Lehrmeister waren so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Larry Carlton, Scott Henderson und Paul Gilbert. Fragt man ihn allerdings nach seinen Vorbildern, so hört man Namen wie Gary Moore,
Richie Blackmore, Steve Morse und - unverkennbar - Jimi Hendrix. Als hervorragender Gitarrist wird Deml gerne als Studio- und Tourmusiker gebucht. Ausgerechnet bei - meine Tastatur sträubt sich gerade gegen die Eingabe des Namens - Howard Carpendale gabelte er den genialen Bassisten Frank Itt auf. Den hat der Schreiber dieser Zeilen schon seit Anfang der Achtziger auf dem Schirm, als Itt einer der Stars der kultigen Frankfurter Funk Rock-Band The Touch war. Seine Slap-Künste wussten die Blicke vom Sänger Terence Trent d'Arby abzulenken. Wenn zwei solche Saitenhexer auf Tour gehen, 'brennen' die Hallen...
Auch den Sänger Andrew Graeser hat Deml aus 'Haui Chippendales' Tourband losgeeist. Aber keine Angst: Errorhead "Live" rockt...
Die hier zu besprechende Live-Scheibe wurde auf der Modern Hippie Tour (2009/2010) aufgenommen. Das gleichnamige Album sorgte 2008 für einiges an Aufsehen.
Mit "Connected" poltert Errorhead in einer rumpeligen Art daher, wie man sie von der
Blindside Blues Band sehr oft zu hören bekommt. Krasser Gegensatz dazu: "Heaven" bekommt durch sehr eingängige Melodieführungen fast schon einen 'poppigen' Charakter. Insgesamt ist der Song etwas zu glatt arrangiert - eine Scharte, die mit dem knackigen Blues-Rocker "For My Brothers" allerdings umgehend ausgemerzt wird. "Northern Lights" ist dagegen eine langsame, atmosphärisch-dichte Instrumentalnummer, die in jazzrockige Grenzbereiche abdriftet. "Dead Or Alive" lässt die Gitarre zeitweilig wie einen Mini Moog 'singen'. Ein herrlich knurriges Basssolo, das Queens "Another One Bites The Dust" zitiert, wird gekonnt eingebunden.
Man konnte fast schon damit rechnen: Der Hendrix-Fan Deml stimmt ein gut 17-minütiges, unglaublich intensives Medley seines Idols an, das Klassiker wie "Little Wing", "Voodoo Chile", "Third Stone From The Sun" und "Purple Haze" enthält.
"Táta" entführt dann erneut in jazzige Gefilde - fröhlich hüpfender Sinti Jazz, herrlich. Gleich noch mit "'99" einen instrumentalen Jazz-Rocker nachgeschoben, der Leuten wie Lee Ritenour oder Larry Carlton bestens zu Gesicht gestanden hätte. Virtuos wird dann auf den jammigen Rocker "Watch My Cloud" übergeleitet. Es ist dieser Abwechslungsreichtum, der "Live" zu einer überaus unterhaltsamen Angelegenheit macht.
Mit dem abschließenden "Bhakti" greifen Deml und Itt acht Minuten lang ganz tief in die Trickkiste. Orientalische Klänge leiten auf einen hochenergetischen Instrumental-Rocker über. Nach knapp siebzig Minuten, aber trotzdem letztlich viel zu früh, sind wir bereits am Ende der Scheibe angelangt.
Errorhead "Live" hat was... man vergisst das heimische Wohnzimmer und glaubt sich mitten im Publikum zu befinden. Wer sich darauf einlässt, kann ganz tief in Marcus Demls musikalische Welt eintauchen.
Line-up:
Andrew Graeser (lead vocals)
Marcus Deml (guitar, vocals)
Frank Itt (bass, loops, vocals)
Zacky Tsoukas (drums)
Tracklist
01:Connected
02:Heaven
03:For My Brothers
04:Northern Lights
05:Dead Or Alive (incl. Basssolo)
06:Jimi Hendrix Medley (incl. Little Wing, Vodoo Chile, Third Stone From The Sun, Zacky Drum Solo, Purple Haze, Superstition, I Was Made, Walk This)
07:Táta
08:'99
09:Watch My Cloud
10:Bhakti
Externe Links: