Europe / 09.11.2012, C-Halle, Berlin
Columbia Europe
C-Halle Berlin
09. November 2012
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 18.11.2012


Holger Ott
StoneriderMit einem pompösen Intro, wie es sich für diese Classicrock Helden gebührt, sind Europe zurück in Berlin. Ich bin gespannt, was mich erwartet, denn ihre neue CD Bag Of Bones zeigt doch einen deutlichen Richtungswechsel in ihrer Musik. Die Band hat sich mehr der erdigen Musik zugewandt, sozusagen 'back to the Bluesroots', und präsentiert die neue CD recht ausgiebig in der leider nicht ausverkauften C-Halle. Unterstützt werden Europe dabei von einer, bis dato, unbekannten Band aus den USA namens Stonerider. Meine Vorab-Recherche über diese Band ergab lediglich, dass es sich um ein Trio handelt und dass ihre Musik im Stoner-Rock platziert ist. Na, dann mal ab die Post.
StoneriderOhne großen Kommentar stehen die drei Stonerider auf der Bühne und legen sofort mit einer schnellen Heavy-Nummer los. Es klingt alles ein wenig holperig, als wenn sich die Band soeben erst auf der Bühne kennengelernt hat, und eine Jamsession einläutet. Drummer Jason Krutzky bearbeitet die Felle seines spärlichen Sets, als wenn er auf einem Nadelkissen sitzt. Hauptsache laut und schnell. Den Gesang teilen sich abwechselnd Bassist Adam McIntyre und Gitarrist Matt Tanner, wobei mir die Stimme von Adam besser gefällt.
StoneriderNach drei Songs hat sich die Band endlich ausgetobt, und siehe da, sie können auch vernünftig spielen. Ihre Musik erhält nun einen melodiösen Einschlag, ja man kann schon fast sagen, dass es in Richtung Prog geht. Es fängt an nicht nur mir zu gefallen. Das Publikum honoriert die Musik jetzt mit deutlich mehr Applaus und Begeisterungsrufen. Wenn ihre Spielzeit leider nicht auf lächerliche dreißig Minuten begrenzt worden wäre, hätten die Besucher garantiert noch weitere Facetten der Band kennengelernt. Ich kann nur sagen: Hut ab vor diesen drei Jungs aus den Staaten.
Das die Stonerider nicht nur fleißige Bienchen mit ihrer Musik sind, zeigt sich auch in der Umbaupause, in der die Band ihr Equipment schnell selbst abbaut. Also Bühne frei für Joey Tempest und seine Europe-Combo.
EuropeMinutenlange Soundgewitter im Dunkeln sind die Einleitung zu, wie sich am Ende herausstellen wird, einem Megakonzert. Tempest ist in super Form und hetzt wie aufgezogen über die breite Bühne. Er kann nicht eine Sekunde stillstehen, zum Leidwesen der Pressefotografen, die dieses Mal alle verstreut in der Halle stehen. Dafür genießen die Fans den direkten Kontakt zur Band. Die Bühne ist zwar sehr hoch, dennoch werden von Joey viele Hände geschüttelt und Sammelobjekte in Form von Plektren verteilt. Seine Ausstrahlung ist sensationell. Das Publikum ist ihm bereits nach wenigen Minuten völlig untergeben. Selbstverständlich bildet die neue CD "Bag Of Bones" einen großen Bestandteil der Show. Im Hintergrund zeigt ein riesiger Vorhang Auszüge aus der CD, auf die Tempest natürlich mehrfach hinweist. Die ersten drei Songs "Riches To Rags", "No Supposted To Sing The Blues" und "Firebox" aus der neuen CD, bilden die Opener des Abends. Im Anschluss folgen fast zwei Stunden Songs aus der langen Bandgeschichte. Unbekannte Stücke werden neben den begehrten Gassenhauern wie "Carrie" gespielt. Dabei vermisse ich allerdings die geschwenkten Feuerzeuge der Fans. Immerhin wurden bei diesem Schmusesong einige der Nachwuchs-Fans in die Welt gesetzt.
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EuropeZur Hälfte des Konzertes genehmigt sich die Band eine kurze Auszeit in Form eines Akustik-Sets. Während die fleißigen Helferlein das Bühnenbild umgestalten, sitzt im Halbdunkel Gitarrist John Norum und gibt uns den Blues auf seiner Wandergitarre. Eine, wie ich finde, schöne und gefühlvolle Einlage. Ebenfalls mit akustischen Instrumenten wird das nächste Stück aus "Bag Of Bones" präsentiert. "Drink And Smile" heißt die Ansage, wobei sich Europe auf Mineralwasser beschränken. Die Band sitzt dabei dicht zusammen auf der hell erleuchteten Bühne. Somit kommen die Zuschauer auch in den Genuss Drummer Ian Hugaland an Cajon aus der Nähe zu betrachten, und festzustellen, dass Keyboarder Mic Michaeli auch mit der Mandoline eine gute Figur abgibt. "Open Your Heart" wird anschließend akustisch oben draufgelegt, bevor mit dem Titelsong der neuen CD wieder in die Vollen gegangen wird.
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EuropeDer Rest des Abends besteht aus purem Hard Rock alter Schule. Die bislang etwas verhaltenen Bandkollegen an den Saiteninstrumenten wechseln nun auch öfter ihre Positionen und finden sich in den beliebten Haltungen ein. Die Gitarren werden in die Höhe gestreckt, und man rockt, was das Zeug hält. Die Akustik Pause hat wie eine Frischzellenkur gewirkt. Waren Europe bereits zum Anfang der Show bereits 'on top', so schweben sie jetzt auf Wolke sieben. Auf der Bühne ist nur noch Action. Dazu hat die Beleuchtung an Qualität und Effekten enorm zugelegt, und der Abend ist schon vor dem Grande Finale perfekt.
Zu diesem Finale lässt sich Europe allerdings lange bitten. Minuten der ' Zugabe' Rufe benötigt es, bis erneut ein bombastisches Intro auf die beiden letzten Songs hinweist. Natürlich ist "The Final Countdown" das Highlight der Show. Die Menge in der Halle springt dazu im Rhythmus des Songs, und der hervorragende Joey Tempest treibt die Band und das Publikum zu Höchstleistungen an. Es ist ein klasse Abend mit einer der besten Rockbands der vergangenen Jahrzehnte. Trotz Richtungsänderung auf ihrer neuen CD ist die Musik sehr stimmig und passt sich in die Reihe ihrer alten Songs hervorragend ein. Mal sehen, wohin das führen wird, denn wir werden bestimmt noch viel Freude an Europe haben.
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Innerhalb einer Woche hatte ich das Vergnügen, zwei der beständigsten Bands der Hard Rock-Geschichte zu erleben. Mit Gotthard, vor einer Woche, und neuem Sänger Nic Maeder, wieder in glänzender Form, hat mich dennoch Europe mehr überzeugt. Deren Leitfigur Joey Tempest ist, aufgrund seiner längeren Erfahrung, einfach agiler auf der Bühne und weiß dabei besser mit dem Publikum umzugehen. Dennoch, Daumen hoch für beide Formationen und hoffentlich noch viele Jahre mit gleichbleibend guter Musik und tollen Shows von beiden.
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Line-up:
Stonerider:
Matt Tanner (vocals, giutars)
Adam McIntyre (vocals, bass)
Jason Krutzky (drums)

Europe:
Joey Tempest(vocals, guitars)
John Norum(guitar)
John Levén(bass)
Ian Hugaland(drums)
Mic Michaeli (keyboards)
Setlist
Europe
01:Riches To Rags
02:No Supposted To Sing The Blues
03:Firefox
04:Superstitios
05:Scream Of Anger
06:No Stone Unturned
07:New Love In Town
08:Demon Heads
09:Blues
10:Drink & Smile
11:Open Your Heart
12:Bag Of Bones
13:Girl From Lebanon
14:Carrie
15:The Beast
16:Doghouse
17:Sign Of The Times
18:Rock The Night

Encore:
01:Last Look At Eden
02:The Final Countdown
Externe Links: