Spielzeit: 48:02 Medium: CD Label: Westpark Music, 2015 Stil: Alternative Rock Review vom 19.02.2015 Joachim 'Joe' Brookes

Da stolpert man verwirrt durch die Welt der Sprache und fragt sich, was es mit dem Namen der dänisch-norwegischen Band Euzen wohl auf sich hat. Man würde von selbst wohl nie darauf kommen, dass Euzen wie das englische you seen ausgesprochen wird. Die Bedeutung beschreibt die Band selbst mit: »[...]Aristoteles explained the meaning of Euzen to be the path to the good life and that the good life is to fulfil your true nature. When we interpret this into music, Euzen follows.« Okay, da sind wir ja schon einen Schritt weiter. Der Titel des dritten Studioalbums ist mystisch, deutet "Metamorph" doch an, dass sich etwas im Wandel befindet.

Die fünfköpfige skandinavische Band hat mit "Eudaimonia" (2009) und "Sequel" aus dem Jahr 2011 bereits zwei bemerkenswerte Alben auf den Markt gebracht. Alleine schon das Digipak der vorliegenden Platte ist ein Kunstwerk. Das zweiundzwanzigseitige Booklet mit allen Texten zu den elf Kompositionen entpuppt sich als ein festes Element der Verpackung. Die herrliche Gestaltung spiegelt nur einen Teil der emotionalen Reise durch die alternative Musik wider. Eine Musik, die ihre Ableger auch bei der Electronica beziehungsweise in experimentalen oder klassischen Bereichen hat.

Wer sich auf ein solch weitgefächertes Feld der Kreativität einlassen kann oder möchte, wird bei Euzen und "Metamorph" eine fast unglaubliche Erfahrung machen. Das Quartett ist in der Lage, kühl wirkende Electronica mit sympathischer Lebendigkeit zu versehen und beim Gesang von Maria Franz darf man, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, behaupten, dass ihre variable Stimme ebenfalls als Instrument angesehen werden kann.

Wenn die Wurzeln der vielschichtigen Musik auch noch vom Prog über den Rock bis zum niveauvollen Pop reichen, kann man nur annähernd beschreiben, was sich in den achtundvierzig Minuten an Dramatik, Entspannung und Lust auf Überraschendes abspielt. Düster-bedrohliche Phasen konterkariert Euzen mit Streicheleinheiten der gehobenen Eingängigkeit.

Viele Fäden wie Produktion, Mixing und Artwork des Albums laufen bei Christopher Juul zusammen. Er wird als Komponist der Lieder angegeben. Bei allen anderen Bandmitgliedern steht »co-composer«. Außerdem ist die Sängerin Maria Franz für die Texte zuständig. Das Wort 'Texte' klingt bei Euzen etwas flach. Was die Frontfrau da zu Papier gebracht hat, sind Kollagen, ist der kunstvolle Umgang mit Worten.
So lassen sich auch Parallelen zu ihrer äußerst ausdrucksstarken Stimme finden. Maria Franz schlüpft in die Rolle der Elfe, eines unbearbeitet-rohen Diamanten, der zornig-wütenden Seelen-Wanderin.
Aus dem Titeltrack "Metamorph":

Euzen nimmt den Hörer mit in eine Welt der Faszination. Euzen hat Charisma. Euzen ist Magie. Euzen ist ein musikalischer Entführer in einen traumhaft-farbenfrohen Kosmos der Klangvielfalt.
"Metamorph" ist ein Magnet, eine musikalische Droge, nach der man gerne süchtig wird. "Metamorph" ist Kunst, die von Beginn an begeistert. "Metamorph" ist Herausforderung. "Metamorph" ist die Verliebtheit ins Detail. "Metamorph" will entdeckt werden. "Metamorph" ist meisterlich.

Diese Band steht ganz weit oben auf der Konzert-Wunschliste. Euzen darf man nicht an sich vorbeiziehen lassen. "Metamorph" hat elf Anspieltipps. Dem dänisch-norwegischen Kollektiv ist es mit diesem Album gelungen, beim Rezensenten Gefühle der Freude zu wecken, die man im Laufe der vielen Jahrzehnte wahrlich nicht oft erleben darf.

Ein letztes Mal in dieser Besprechung ... Euzen: E wie Enthusiasmus, U wie Unterhaltung, Z wie Zügellosigkeit, E wie Emotionen, N wie Nervenkitzel.

Line-up:
Maria Franz (vocals)
Christopher Juul (piano, keyboards, electronics, vocals)
Harald Juul (guitars)
Kristian Uhre (drums, vocals)
Thomas Welin (bass)