Au rockt! / Au in der Hallertau, 07.09.2013
Plakat Au rockt!, vom 07.09.2013
07.09.2013
Au in der Hallertau
Festivalbericht
Stil: Rock


Artikel vom 24.10.2013


Alexander Mörwald
Au in der Hallertau - eine 5000-Seelen-Gemeinde, die nicht unbedingt mit harter Rockmusik in Verbindung gebracht wird. Hier hört man normalerweise eher volkstümliche Klänge beim alle zwei Jahre stattfindenden Volksmusikfest, das von den über die regionalen Grenzen bekannten Dellnhauser Musikanten organisiert wird.
Doch nun sollen in Zukunft auch härtere Klänge in der Hopfengemeinde zu hören zu sein. Dazu hat der in Au lebende Keith Janes das Festival 'Au rockt' ins Leben gerufen und dazu mit Gizz Butt auch gleich einen hochkarätigen Musiker dafür gewinnen können.
Der Gitarrist, der unter anderem Mitglied von The Prodigy und English Dogs war und auch schon mit den Foo Fighters spielte, kam mit seiner Band The More I See als Headliner in die Auer Hopfenlandhalle. Das weitere Line-up bildeten die Landshuter Punkrockband Bouncin B.C., die deutschsprachige Rockband Lampert und der Liedermacher Jan Suchanek.
Zu Beginn des Konzerts war die Halle recht spärlich gefüllt, einige Besucher hielten sich bei schönem Wetter lieber noch draußen beim Bierstand auf. Daher musste Jan Suchanek, der den schweren Part des Openers übernahm, vor überschaubarem Publikum auftreten.
Der junge Singer/Songwriter, der 2013 seine erste EP Zeit zu gehen veröffentlichte, wusste durchaus zu gefallen. Mit akustischer Gitarre und guter Stimme konnte er mit seinen gefühlvollen deutschsprachigen Texten überzeugen.
Mit der zweiten Band des Abends wurden dann rockigere Töne angestimmt. Lampert nennt sich die Truppe um den Sänger und Schlagzeuger Maex Huber. Lampert gibt es schon seit 2005 und sie haben bereits drei Studioalben veröffentlicht. Dass die Band bereits über ausreichend Bühnenerfahrung verfügt, merkt man auch bei ihrem Auftritt. Maex Huber spielt als Besonderheit sein Schlagzeug im Stehen und positioniert sich damit als Frontmann vor die Band.
Die Musik von Lampert besteht aus rockigen Songs mit psychedelischen und progressiven Einflüssen, die überwiegend in bayerischem Dialekt gesungen werden. Stücke wie "Gedankenkrieg" oder "Schizophrenie" gefallen mit intelligenten Texten und sattem Soundteppich. Es werden auch mal etwas längere Instrumentalparts eingestreut, bei denen die sehr gute Band ihr Können unter Beweis stellen kann. Lampert schwimmen nicht auf der zurzeit stattfindenden neuen Deutschrockwelle, sondern erinnern eher an die ernsthafteren Bands der 70er und 80er, wie Udo Lindenberg, BAP oder Purple Schulz mit Pink Floyd-Einflüssen. Der Auftritt bei Au rockt war sehr gelungen und macht Lust auf mehr.
Nachdem Lampert also gut eingeheizt hatten, folgten die Punkrocker von Bouncin B.C. aus der niederbayerischen Landeshauptstadt Landshut. Die traten auch gleich kräftig aufs Gas und legten mit dreckigem Punk Rock los. Dass Bouncin B.C. bereits auf Erfahrungen von zahlreichen Liveauftritten u. a. auch in England zurückblicken kann, merkt man dem Auftritt von Sänger Ferdl, den Gitarristen Ecki und Gugg, Schlagzeuger Dres und Bampf am Bass an. Sie beziehen das Publikum mit in die Show ein, was aufgrund der regionalen Nähe zur Heimatstadt der Band auch leicht gelingt. So mischt sich Ecki schon mal mit seiner Gitarre ohne Rücksicht auf Verluste ins tanzende Puplikum. Die Songs sind rau und nicht so eingängig wie beispielsweise bei Bands wie Offspring oder Green Day, dafür aber sehr energiegeladen. Wer also auf Punk und Rock'n'Roll steht, dem aber die Mainstream-Punkrockbands zu langweilig sind, ist bei Bouncin B.C. gut bedient und dem sei deren erste CD "Circus Of Life" empfohlen.
Nun war es aber Zeit für den Headliner, der für internationales Flair in der Hallertau sorgte. Die Band The More I See aus England, um den Gitarristen Gizz Butt formiert, betrat die Bühne.
Mit ihrem Album "The Disappearing Humans" im Gepäck rocken sie zurzeit die Bühnen Europas. Da Gizz Butt und Keith Janes persönlich befreundet sind, gelang es, diesen doch hochkarätigen Act nach Au in der Hallertau zu holen. The More I See machen Heavy Metal der alten Schule mit Thrash-Einschlag. Mit der Routine von Butt, der als Live-Gitarrist bei The Prodigy und mit den Foo Fighters schon auf den großen Bühnen der Welt stand, sowie dem Talent der restlichen drei Bandmitglieder James Cluer (git,voc), Harri Wright (dr) und Drew Markwick (b), wurde die Bühne perfekt gerockt. Mit knackigen Songs, die zeitweise an die frühen Metallica erinnern, wurde dem Headbanger geboten, was sein Herz begehrt. Neben Gizz Butt überzeugte vor allem die Stimme von James Cluer, die perfekt zum Sound der Band passt. Spätestens als "Ace Of Spades" von Motörhead angestimmt wurde, war des Rockers Herz glücklich. Die in den Zugaben angespielten Beatles-Stücke waren am Ende zwar etwas unpassend gewählt, was aber der guten Stimmung während des gesamten Auftritts keinen Abbruch tat.
Damit war dann das erste Rockfestival in Au beendet. Das Resumee fällt positiv aus, was die Qualität der gebotenen Musik angeht. Das Publikum hätte etwas zahlreicher erscheinen können, aber so ein Event muss sich auch erst einmal etablieren. Laut Veranstalter soll das Festival nun jährlich stattfinden, was sehr zu wünschen wäre. Damit wird Au vielleicht in Zukunft nicht nur mit Volksmusik, sondern auch mit Rockmusik in Verbindung gebracht.
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