Jan Suchanek / Zeit zu gehen
Zeit zu gehen Spielzeit: 16:19
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Liedermacher

Review vom 18.05.2013


Sabine Feickert
»Er tut es schon wieder,
er spielt seine Lieder,
nur für euch,
wenn's euch nicht taugt,
Asche auf sein Haupt,
Geschmäcker sind verschieden,
doch alles alles was er tut,
tut er mit Herz«
Okay, ich kann ihm nicht absprechen, dass er jede Menge Herzblut in seine EP hat fließen lassen, der junge Jan Suchanek aus Bayern. Und gerade deshalb fällt es mir jetzt so richtig schwer, dieses Review zu schreiben.
»Natürlich ist der 20-Jährige noch lang nicht am Ziel, er hat seinen Weg gerade erst einmal in eine gewisse Richtung eingeschlagen. Aber genau von diesem Weg wird ihn keine Meinung, keine Kritik abbringen.« steht auf seiner Homepage.
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass er Kritik dennoch annehmen kann, wenn sie denn konstruktiv und unter Umständen weiterführend ist. Denn zu kritisieren gibt es hier doch noch so ein bisschen was. Zuvorderst die Texte. Die lassen noch jede Menge Luft nach oben, können durch Überarbeiten und Ausfeilen nur gewinnen. Lyrics langziehen oder abhacken sind Tricks, zu denen man zwar manchmal als Stilmittel greifen kann, die aber nicht im inflationären Ausmaß gebraucht werden sollten. Denn dieser Schuss kann schnell nach hinten losgehen und wie gewollt aber nicht gekonnt wirken.
Es ist eine hohe Kunst, Versmaß und Melodie unter einen Hut zu bringen, gerade in der deutschen Sprache. Wenn »zwischenmenschliche Dinge gepaart mit einer gewissen Ironie« das Ziel darstellen, wäre es vielleicht eine gute Idee, mal einen Altmeister dieser Disziplin genauestens unter die Lupe zu nehmen. Oder - wenn es ein bisschen abgefahrener sein und trotzdem nicht banal werden soll - bietet sich Tom Liwa als Lehrmeister an. Oder der 'König von Deutschland' (wahlweise solo oder mit Scherben).
Die Melodien werden zwar momentan noch keinen Innovationspreis gewinnen, sind aber grundsolide angelegt und sauber ausgeführt.
Auch der Sound kommt gut rüber und klingt schon richtig professionell. Was auf dem Weg ganz sicher auch weiterhelfen wird – und hier sind die Anfänge schon gemacht – sind Gigs, Gigs und nochmal Gigs. Gerade die (Live-)Erfahrung ist durch nichts ersetzbar. Der Rest wäre dann Geduld und Übung. Dranbleiben und Weitergehen auf dem eingeschlagenen Weg... denn trotz dieser Kritik weist das Material auf jeden Fall Potenzial auf.
Line-up:
Jan Suchanek (Gesang, Gitarre)
Tracklist
01:Herz
02:Vogel und Maulwurf
03:Die Ironie des Apfels
04:Zeit zu gehen
05:Girl à la carte
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