10. Blues in Zyfflich / 01.06.2013, Dorfplatz, Zyfflich
10. Blues in Zyfflich
10. Blues in Zyfflich
Zyfflich
01. Juni 2013
Festvialbericht
Stil: Blues

Artikel vom 10.06.2013


Joachim 'Joe' Brookes
10. Blues in ZyfflichEin Dorf im Blues-Fieber. Das Blues in Zyfflich-Festival feiert sein zehntes Jubiläum und das Interesse an diesem Event ist ungebrochen. Ausverkauft! Zirka achthundert Eintrittskarten hatten ihre Annehmer gefunden und das Line-up hatte es in sich. Die breite Palette des Zwölftakters wurde durch die insgesamt zehn Künstler/Bands aufgeboten und die Zuschauer hatten jede Menge Gelegenheit, bei einem oder mehreren sehr gut gekühlten Bieren ihre Musikrichtung zu feiern.
Dank unzähliger helfender Hände war das Festival hervorragend organisiert und den Leuten an den Misch- beziehungsweise Lichtpulten gehört an dieser Stelle schon ein dickes Lob. Folgende Musiker/Gruppen gaben sich ein Stelldichein entweder im geräumigen Zelt oder in der gemütlichen Scheune:
10. Blues in ZyfflichIan Parker
Danny Giles Band
VandeVen Band
Mike And The Mellotones
Sugar Boy And The Sinners
JenBBlues
Big Bo
The Juicers
The Shuffle House Blues Band
MVZ Goes Blues
Fast auf die Sekunde genau wurde das Festival schon bemerkenswert eröffnet. Michel de Vries, später für die Ansagen in der Scheune zuständig und Stefan van den Berg, der Moderator im Zelt, standen auf der geräumigen Bühne und zur Gitarrenbegleitung (natürlich im Blues verankert) gesungen hießen die beiden Herren die Anwesenden herzlich willkommen und stellten die Künstler ebenfalls melodisch vor. Klasse!
MVZ Goes Blues

MVZ Goes BluesSo originell wie die Eröffnung ging es ungewöhnlich weiter. Vor der Bühne brauchte man jetzt Platz, Platz und nochmals Platz für den Musikverein Zyfflich (MVZ). Man sah den Wald vor Bäumen nicht. Ein Orchester aus zirka 35 Musikerinnen und Musikern (mit Schlagzeuger sowie zwei Percussion-Jungs) war bereit, um unter dem Motto 'MVZ Goes Blues' eine halbstündige Kostprobe seines Könnens zu geben. Man konnte es schon ahnen in welche Richtung der erste Beitrag gehen sollte. Fast alle hatten sich mit dicken Sonnenbrillen bewaffnet und dann ging es gleich mit einem Medley unter der Überschrift "The Blues Brothers Revue" in die Vollen. Nicht nur "Everbody Needs Somebody to Love" brachte die Zuschauer ins Tanzen und Mitsingen. Super Musik und schon super Stimmung! Einen kontrastierenden Abstecher zum Jazz machte man mit einem Les Brown-Potpourri, in dem unter anderem ein wunderschöner "Sentimental Journey" enthalten war.
MVZ Goes BluesDas Orchester präsentierte sich in bester Swing-Manier. Aus der Sichtweise, dass der Blues die Mutter der Rockmusik ist, passte das nächste Stück natürlich auch perfekt in den Rahmen. Zugegeben ... in einer Orchesterversion und dann auch noch live bekommt man einen Gassenhauer wie Deep Purples "Smoke On The Water" nicht alle Tage geboten. Der Refrain donnerte durch das Zelt und auch hier waren viele Anwesende mit ihrer Stimme dabei. Freddie Mercury brachte den Queen-Titel "Crazy Little Thing Called Love" zu Papier und der MVZ konnte auch mit diesem Track imponieren. So ist es nun mal: In Zyfflich kennt bestimmt Jeder Jeden und vielleicht konnte es nur so zustande kommen, dass ein Festival in dieser Art wohl einmalig losging.
MVZ Goes Blues
Mike And The Mellotones

Mike And The MellotonesMike And The Mellotones waren kurzfristig für Red White & Blues eingesprungen und bei so erfahrenen Hasen wie Mike Donkers inklusive seiner Rhythmusfraktion heizte das Trio ordentliche ein. Die Combo war direkt auf Betriebstemperatur und der Gitarrist glänzte schon zu Beginn mit tollen Klangspielereien auf seinem Arbeitsgerät. Mit seiner Stimme immer auf der Höhe des Blues Rock wurde gehörig Gas gegeben. Mike Donkers hielt es nur zum Singen am Mikrofon. Ansonsten war er auf der Bühne mächtig viel unterwegs und mischte sich in einem Ausflug auch gleich unters Publikum. Für einen Liveauftritt waren die Songs bestens arrangiert worden. Toll groovende Intermezzi standen immer wieder für herrliche Momente im Treiben von Mike And The Mellotones. Für eine klasse Stimmung sorgte der "T-Bone Shuffle". Die Riffs schossen messerscharf aus dem Gitarrenverstärker und der Dreier hatte mehr als nur einen Spritzer Groove im Getriebe. Oft hatte der Gig Session-Charakter und die Sounds konnten durchaus auch gewittrig sein. Hier und da ein Jimi Hendrix-Einschub war natürlich ebenfalls angesagt.
Mike And The MellotonesDer Auftritt lief wie geschmiert und die Band wurde stets mit viel Beifall belohnt, auch wenn Mike Donkers Frage »How are you doing?« beim ersten Mal von den Anwesenden noch etwas verhalten beantwortet wurde. Danach bekam man allerdings eine Rückmeldung der anderen, lauteren Art. Der Dreier konnte mit einer tollen Kostprobe auch unter Beweis stellen, dass man im Rock'n'Roll ebenfalls eine gut eingerichtete Wohnung hatte. Der Gitarrist hatte die Spendierhosen an. Er sparte nicht mit Soloeinlagen und bei einem musikalischen Ausflug in die Louisiana Swamps wurde kräftig das Bottleneck aktiviert. Auf seine unverkennbare Boogie-Art huldigte Mike Donkers einem der ganz großen Namen des Blues Rocks ...
Stevie Ray Vaughan. Selbstredend feierte man auch die hohe Kultur des Slow Blues. In wunderschönen Farben perlten hier die vorzüglichen Klänge aus den Boxen. Mike And The Mellotones waren keine Vertreter der kurzen Songs. Kein Wunder bei der an den Tag gelegten Spielfreude. Aus dem Stand heraus konnte das Trio voll überzeugen. Diese Band war und ist eben eine Bank im Blues Rock.
Mike And The Mellotones     Mike And The Mellotones     Mike And The Mellotones
Big Bo

Big BoDer Niederländer Bo Brocken aka Big Bo war der Vertreter der Acoustic Picker. Und was für einer! Neben seinen Gitarren hatte der Musiker Verstärkung in Form von einer Bassdrum mit auf die kleinere Bühne in der Scheune gebracht. Der Mann konnte nicht nur mit einem ausdrucksstarken Fingerpicking überzeugen. Bei seiner Stimme bekam man eine Gänsehaut. Juke Joint-Feeling war angesagt und dass bei Big Bo auch
Robert Johnsons Songbook zitiert wurde, dürfte die vielen Zuschauer bei seinen drei Auftritten besonders gefreut haben. Bei Big Bo konnte man deutlich feststellen, dass der 12-Takter kein Kind von Traurigkeit war. Der Alleinunterhalter servierte auch sehr melodische Nummern. Damit brauchte er die Anwesenden nicht viel zu motivieren, um im Chor mitzusingen. Beim dritten Auftritt hatte er für seine Session noch einen anderen Musiker an seiner Seite.
Big Bo konnte begeistern. Stets lagen Zugaben in der Luft, aber die Zeitplanung musste schließlich eingehalten werden. Auf der anderen Seite spielte der klasse Fingerpicker insgesamt eineinhalb Stunden, in denen der Country Blues mit dem einen oder anderen Traditional abgefeiert wurde. Mit seinem Namen stand Big Bo für hohe Qualität. Bei all seinen Auftritten war es in der Scheune richtig voll. Bestimmt konnte der Musiker neue Freunde machen. Einen hat er definitiv.
Big Bo     Big Bo     Big Bo
JennBBlues

JennBBluesIhre Musik nennen sie selbst »BluesBoozeFunSwingGroovingSlidingRockingFunkingRolling en nog meer van dattum.« Dieses Quartett stellte sich als eine Liveband par excellence dar. Von der ersten Sekunde an war Feuer unter dem Dach der Scheune. Die Band aus Twente spielte einen Gig aus bestem Texas Blues und Shuffle. Allerdings kamen noch so einige Stilvarianten dazu. Jennifer verfügt über eine klasse Stimme und hatte die Show im Kasten. So sollte sich eine Sängerin den Zuschauern präsentieren. In den instrumentalen Phasen trieb sie ihre Musiker zu Bestleistungen an. Da war der Track "I'm Just A Poor Girl" eine glatte Untertreibung. Auf der Bühne lebte diese Künstlerin hinten und vorne. Bei "Blues Is My Business", bestens bekannt durch Etta James, sorgte das Bottleneck nicht nur ein Mal für ordentlichen Schub und die beiden Gitarristen teilten sich die Solopassagen gut auf. Die Band ließ es unter den Dachbalken ordentlich krachen.
JennBBluesBei ihrem Bandwurm an Musikbeschreibung musste definitiv noch die Southern-Variante ergänzt werden, den Twinsound der Sechssaiter beherrschen die beiden Gitarristen perfekt. Bass und Schlagzeug gossen ein festes Fundament für die anderen Künstler und dabei wurde auf der Seite des Publikums fleißig mitgeklatscht. JennBBlues war musikalisch nicht nur in Texas zu Hause. Mit stampfendem Rhythmus lautete ein Ziel auch Chicago und wenn man das Gaspedal nicht durchdrückte, stand die Sängerin Jennifer deutlich im Vordergrund. Aus ihrem Vorname hätte man auch ruhig Janis machen können. Rock und funky Licks gaben sich bei diesem Auftritt die Klinke in die Hand. JennBBlues hauten eine tolle Blues Rock-Mischung raus und die Stimmung war auch bei diesem Gig hervorragend.
Line-up:
Jennifer Bomert (vocals)
Rob Wielens (guitar)
Egbert Knol (guitar)
Erik Leuverink (bass)
Bren Geerlings (drums)
JennBBlues     JennBBlues
JennBBlues     JennBBlues     JennBBlues
The Shuffle House Band

The Shuffle House BandGenauso wie Big Bo sorgte im Zelt The Shuffle House Band in den Umbaupausen für tolle Unterhaltung. Nach der Art einer 'Open Stage' waren bei den drei halbstündigen Auftritten so einige Gäste mit auf der Bühne. Musikalisch standen hier die so genannten Klassiker des Genres auf dem Programm. Songs von unter anderem Muddy Waters, Ike & Tina Turner,
T-Bone Walker oder Robert Johnson waren die Grundlage für ausladende Improvisationen. Dabei waren ein ganz junger Harpspieler, ein Gitarrist und zu späterer Stunde der Sänger Rob de Waal. Auch Mike Donkers ließ es sich nicht nehmen, in diesem Rahmen nochmals in die Saiten zu greifen. Natürlich waren sehr bekannte Songs aus dem Blues die beste Basis für solche Sessions. Da war auch das Publikum voll dabei. Tanzen war angesagt und die Zeit der Auftritte von The Shuffle House Band, die mit versierten Musikern am Start war, vergingen wie im Flug. Durch den deutlichen Session-Charakter war man weit entfernt von einem Pausenfüller.
Sehr flott und reibungslos verliefen auch die Umbauten auf den beiden großen Bühnen. Viele Hände packten mit an und für das leibliche Wohl, nicht nur in Form von Bier, wurde auch gesorgt. Es gab eine Pommesbude mit einer ordentlichen Auswahl an Kalorienspendern und zum Essen konnte man sich in einem Pavillon hinsetzen. Es regnete zwar nicht, aber man konnte immer trockenen Fußes vom Zelt in die Scheune gelangen.
The Shuffle House Band     The Shuffle House Band     The Shuffle House Band
The Shuffle House Band     The Shuffle House Band     The Shuffle House Band
The Juicers

The JuicersMit Jump und Jive ging es auf der Zeltbühne weiter. The Juicers hatten keine weite Anreise, denn für sie war es aus dem benachbarten Nijmegen nur ein Katzensprung. Das Quartett um den Frontmann Peter van Gestel präsentierte frisch gespielte Musik, die aus den Vierziger- beziehungsweise Fünfzigerjahren stammte. Louis Jordan, Doc Starkes aka Starks, Joe Liggins & Co. standen Paten bei den zum Tanzen animierenden Sounds. Vor der Bühne bot sich im Laufe des Auftritts genügend Platz dafür. The Juicers spielten ihre Songs in mitreißenden Arrangements. Neben Peter van Gestel an der Gitarre, hatte der Saxofonist Paul van den Oever eine weitere Hauptrolle inne. Furiose Soli machten die Runde und überhaupt hatte die Combo in punkto Bühnenpräsenz einen Pokal verdient. Mit seinen tollen Lead Vocals konnte Peter van Gestel voll überzeugen und im Chor war man eine ganz große Nummer bei diesem Festival. Constantijn von der Heijden zupfte seinen Bass schön groovend und bei dieser infizierenden Musik bildete der Blues zwar das Fundament, aber diese Gruppe hatte kiloweise Swing im Gepäck.
Paul van den Oever sorgte für den Touch Jazz in den Nummern und so war der Vierer mit seinen Liedern ganz weit vorne. Man konnte förmlich spüren, dass der The Juicers-Jump & Jive gar nicht lange brauchte, um das Publikum zu erreichen. Wenn man sich einen Abstecher in den Rock'n'Roll erlaubte, war ganz großes Kino angesagt. Hammer, diese Combo! Wer nicht tanzte, hatte mächtig viel mit der Fußwippe zu tun. Bei den Balladen war man definitiv beim Schwofen angekommen. Hier zeigte sich, dass es nicht immer die heftig rockende Gitarre sein musste, die das Blues-Herz höher schlagen ließ. Mit ihrem Zeitreise-Cocktail trafen The Juicers voll ins Schwarze.
Line-up:
Peter van Gestel (guitar, vocals)
Paul van den Oever (saxophone, vocals)
Constantijn van der Heijen (upright bass, vocals)
Dick Dijkman (drums, vocals)
The Juicers     The Juicers
The Juicers     The Juicers     The Juicers     The Juicers
Ian Parker

Ian ParkerIan Parker setzte Highlights. Der Streifzug durch seine diversen Alben hatte Power. Los ging es mit dem Titeltrack von Where I Belong. Das Trio rockte gleich vom Start weg. Ian Parkers sympathische Stimme hallte durch die Scheune. Der Bassist Dave Jenkins war mit seinen Backing Vocals eine tolle Ergänzung. Mit seinem ersten Solo schlug der englische Musiker Pflöcke ein. Wenn er sich in die Bühnenmitte, ganz vorne an den Rand bewegte, war Akrobatik auf sechs Saiten angesagt. Mit den nächsten Tracks verneigte sich der sehr gut aufgelegte Künstler vor der Geschichte des Blues. Muddy Waters' "She's Alright" war angesagt. Ian Parker offenbarte unmissverständlich, wo sich die Wurzeln seiner Musik befanden. Es rockte und die Rhythmusabteilung lieferte ihm dafür einen Hammer-Groove. Im Alleingang legte der Protagonist noch einige Schüppen Kohle auf und sprühte vor Energie.
Ian ParkerBei "Tales Of Brave Ulysses" von Cream wurde es psychedelisch und der Tieftonzupfer Dave Jenkins stellte seine Fähigkeiten als Lead-Sänger unter Beweis. Klasse! Ian Parker hatte das Wah Wah-Pedal aktiviert und die Sounds stellten die Stabilität der Scheune auf eine echte Probe. Die Finger des Gitarristen flogen über das Fretboard und das Trio ließ die Sechzigerjahre so richtig hochleben. Auch dieser Auftritt machte das Festival zu einem Fest. Die bekannten Songs der Briten glänzten durch neue Arrangements. Ian Parkers Slow Blues war von herrlichem Gesang und einem Füllhorn an Emotionen geprägt. Exzellent! Die Zuschauer waren begeistert. Geschickt pendelte man zwischen Blues und Roots Music. Natürlich gab es auch Kostproben von seinem Album "The Bare Bones". Hier zeigte sich, welche Entwicklung sein Songwriting im Laufe der Zeit genommen hat. Neben dem Zwölftakter hörten die Zuschauer sogar leicht jazzige Abstecher. Mit seinem Gig konnte Ian Parker die Anwesenden voll überzeugen. Der Beifall war der Beweis für eine Show, mit der der Engländer genau den richtigen Nerv des Publikums traf. Hats off, Ian, David and Chris!
Line-up:
Ian Parker (guitar, vocals)
Dave Jenkins (bass, vocals, backing vocals)
Chris Finn (drums)
Ian Parker     Ian Parker     Ian Parker
Ian Parker     Ian Parker     Ian Parker     Ian Parker
Sugar Boy And The Sinners

Sugar Boy And The SinnersJung, dynamisch und erfolgreich ... Sugar Boy And The Sinners. Im September 2012 gewann das Quartett die Dutch Blues Challenge und kam bis ins Halbfinale der International Blues Challenge, die in Memphis stattfand. Bei der European Blues Challenge 2013 im französischen Toulouse belegte man den vierten Platz. Respekt und Glückwunsch! Da waren die Erwartungen natürlich hoch gesteckt, aber um es vorweg zu schreiben ... Sugar Boy And The Sinners sind eine hervorragende Band, die begeistern konnte. Ihr Motto lautete »Rockin' and Shakin' the Blues!« Als Einflüsse nennt man unter anderem Nick Curran,
The Fabulous Thunderbirds, James Harman, Slim Harpo oder
Jimmie Vaughan. Rhythm & Blues, Soul und Rock'n'Roll kamen in den Band-Mixer und heraus kam gleich ein Volltreffer mit dem Titel "Bad Habits". Der Gitarrist Ronnie Guerin hatte das bekannte Feeling auch für die rockigen Klänge in den Fingerspitzen und Frontmann Sugar Boy Vielvoye war nicht nur ein besonders guter Sänger sondern obendrein auch noch ein begnadeter Harpspieler. Bei seinen Soli bekam man schon spitze Ohren. Respekt!
Sugar Boy And The SinnersDer erste Track machte neugierig darauf, was Sugar Boy And The Sinners wohl noch so drauf hatten. Ihrem Rock'n'Roll gab man bei "Snatch It Back" eine kleine, aber entscheidende Prise Funk mit auf den Weg. Harper Sugar Boy Vielvoye war abermals mit einem feurigen Solo zur Stelle. Bei der beschriebenen Musikrichtung war es selbstverständlich, dass er ein Mundharmonikamikrofon Marke 'Fahrradlampe' benutzte. Genau damit bekam er einen schönen, altmodischen Klang, der einem eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagte. Mit einem schönen Groove und relaxter Stimmung war "No More Doggin'" ein weiterer toller Hinhörer mit furiosem Gitarrensolo. Muss erwähnt werden, dass einige Leute tanzten? "Come On Everybody" war ein weiterer motivierender Track aus der Abteilung 'darf ich bitten'. Die Bandmitglieder konnten sich blind aufeinander verlassen. So jung und schon so viel Bühnenerfahrung.
Sugar Boy And The SinnersGroßzügig konnten auch Punkte für den Slow Blues der Combo vergeben werden. Und nicht zu knapp! Da waren Sänger Sugar Boy Vielvoye und Gitarrist Ronnie Guerin voll in der seeligen Geschäftigkeit der Gefühle. Die Rede ist von "Out Of Sight", einer Nummer die als Mittelteil einen kräftigen Schub bekam, richtig Druck aufbaute. Dann wurde wieder in den Anfangsgang zurückgeschaltet. Wow, dieses Stück war vom Feinsten! "Slow Down" war durch einen speziellen Gitarrenklang ein sehr persönlich gestrickter Rock'n'Roll. Bei Ronnie Guerin fragte man sich, welche Vorbilder er wohl hat. "Too Tired" schwebte swingend durch das Zelt und die Einladung zum "Ride With Me" konnte man getrost zum virtuellen Cruisen annehmen. Sugar Boy And The Sinners gaben ordentlich Gas. Diese Band hielt die Temperatur definitiv hoch und man durfte der Gruppe zu einem tollen Konzert gratulieren.
Sugar Boy And The Sinners     Sugar Boy And The Sinners     Sugar Boy And The Sinners
Sugar Boy And The Sinners     Sugar Boy And The Sinners     Sugar Boy And The Sinners     Sugar Boy And The Sinners
Danny Giles Band

Danny Giles BandMittlerweile war echtes Ausdauervermögen angesagt. Quasi ohne Pause rollte der 12-Takterzug durch den Veranstaltungsort. Zwischendrin erlaubte sich der Berichterstatter ein Tabakpiepken. Beim Raucherpiont konnte man die Musik aus dem Zelt und der Scheune (bei aller Unterschiedlichkeit) stereo hören. Mit Volldampf ging die Danny Giles Band ans Verteilen der Blues-Tortenstücke. Beim Schneiden des Kuchens kam das größte Stück dem Blues Rock zu. Sonnenbrillen hatten wir schon ganz am Anfang, aber Danny Giles hatte nichts mit den Blues Brothers am Kopf. Die Augenverdunkelung war wohl eher eine Sache der Coolness. "Won't Let Love" war nicht cool, sondern eine schweißtreibende Angelegenheit. Der Anfang war von harten Riffs und einer breitbeinigen Aufstellung des Protagonisten geprägt. Dann rockte das Lied ab und im Kern befand sich ein wunderschön groovendes Stück Marzipan. Auf Facebook mag Danny Giles bestimmt auch ZZ Top.
Danny Giles BandDie Vertreter des Blues Rocks auf diesem Festival waren schon unterschiedlich. Zwar nicht mit einer glasklaren Trennschärfe versehen, aber die Danny Giles Band war eindeutig zur härteren Gangart zu zählen, auch wenn sie moderatere Stücke in der Setlist hatte. Mit "Leave This Town" sowie "Been There Twice" war ein Song-Tripel beieinander, das krachender nicht sein konnte. Danny Giles liebte es, seine Gitarrentöne mit aller Vehemenz an den Mann zu bringen. Heftigkeit war die Devise. Dann "Shiver"! Es war Blues der langsameren und ruhigeren Gangart, aber dennoch nicht weniger dynamisch. Mittlerweile mit der Sonnenbrille im Haar zeigte Danny Giles, dass er sich auch als ein Mann der größeren Bluestöne verstand. Von "Smoking From The Pipes" hätte es unter dem Aspekt des Sparens von Energie durchaus eine Leitung zur Frittenbude geben können.
Danny Giles BandVom Tempo her war "Don't Go Messin'" abermals eine Angelegenheit der Entspannung. Im Slow Blues-Format war Danny Giles auch in Hochform. Neben Hochoktanigem konnte man bei den Balladen geradezu die Seele baumeln lassen. Alles in allem wird man wohl von der Danny Giles Band in der Zukunft noch viel Gutes hören. Dieses Trio sollte man im Auge behalten.
Danny Giles Band     Danny Giles Band
Danny Giles Band     Danny Giles Band     Danny Giles Band
VandeVen Band

VandeVen BandDie VandeVen Band setzte dann zum Schluss noch ein gewaltiges Ausrufezeichen. 1999 gegründet, hatte sie schon relativ schnell den Ruf einer klasse Liveband. Mit "Ticket To Paradise" (1999), "Off The Road" (2002) und "Live In Austria" befinden sich drei bemerkenswerte Alben in der Diskografie. Neben Gigs in Clubs ist man auch ein gern gesehener Gast auf Festivals. Davon konnte man sich beim Blues in Zyfflich hautnah überzeugen. Mit dem Zwölftakter aus New Orleans ließ unter anderem auch Dr. John schön grüßen. Die Band ohne Bassisten ließ keinen Gedanken an Müdigkeit aufkommen. Mit Harry Hardholt hatte sie einen tollen Gitarristen auf der Zeltbühne und den Saxofonist Arent Bouwmeester musste man schon bewundern. Der Bandleader Clemens van de Ven saß in der Manier eines Jerry Lee Lewis an seinem Instrument und als er zum ersten Mal zum Gesang anhob, war man von den Socken. Eine solch raue Stimme hatte das Event noch nicht gehört.
VandeVen BandDas Keyboard fast ausschließlich auf Piano eingestellt groovte und shufflete es, was das Zeug hielt. Große Stimmung vor der Bühne war die Folge und der VandeVen Band-Auftritt war richtig gepfeffert. Harry Hardholts Gitarrenspiel erschien so locker, so relaxt. Geschickt setzte er auch eine Talkbox à la Peter Frampton ein. Bei den Soli konnte man aus dem Vollen schöpfen. Saxofon, Piano und Gitarre gaben sich die Klinke in die Hand und der kroatische Schlagzeuger Sin Banovic trommelte fundamentale Beats. Bei dieser Band konnte man nicht still stehen bleiben. Die Gruppe stand auch als Synonym für heißen, groovenden Funk. Es dauerte nicht lange, da musste sich der Frontmann mit einem weißen Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht wischen. Beide Daumen hoch für die VandeVen Band!
Blues in Zyfflich ... ohne Trainingslager hat sich der 12-Takter-Marathon rundum gelohnt. Es wurde eine breite Palette des Genres aufgeboten und alle Bands hatten ihren Anteil am Gelingen des Festivals. Das Jubiläum konnte in vollen Zügen genossen werden.
Line-up:
Clemens van de Ven (keyboards, vocals)
Harry Hardholt (guitar, backing vocals)
Arend Bouwmeester (saxophone)
Sin Banovic (drums)
VandeVen Band
VandeVen Band     VandeVen Band     VandeVen Band
VandeVen Band     VandeVen Band     VandeVen Band     VandeVen Band
Wir bedanken uns bei Stefan van den Berg für die problemlose Akkreditierung.
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