Was für ein Wochenende! Dreikönig - traditionelles 'Stärkeantrinken' in der heimischen Stammwirtschaft, Samstag Premiere von "Brothers in Arms" in Hof und am Sonntag Joja Wendt in Coburg.
Letzteren vergessen wir gleich mal, ein zwar außergewöhnlicher Crossover-Pianist, der sich mainstreamig durch alle Kategorien spielt und dabei auch herausragende Boogie-Woogie- und Ragtime-Qualitäten unter Beweis stellt. Aber 'Michael Schanze-Moderation' und "Got My Mojo Working" mit 'Kulturring'- Seniorinnen und Klavierschülerinnen als Publikumschor - Brrr! (Die Karten für 35 Euro hatten wir geschenkt bekommen.)
Mit der 'Stärke' vom Vortag gerüstet, dann also zum Hauptereignis, dem neuen
Liveprojekt "Brothers in Arms".
Testlauf wie immer zuerst im 'Alten Bahnhof' in Hof/Saale vor treuem Stammpublikum. Der 'Bahnhof' ist eine schöne alte Kneipe mit einem Nebenzimmer und einer kleinen Bühne. Darauf quetschten sich die zwölf aktuellen Liveprojekt-Protagonisten samt Equipment und Requisiten, davor und in den Seitengängen über 200 Zuhörer. Rammelvoll (Getränkenachschub unmöglich), heiß und mit einer Luft zum Schneiden - R´n R-Feeling für die Hardcore-Fraktion.

Das mittlerweile vierte Programm von Chefideologe
Jürgen Fein ist eine Revue mit thematischem Schwerpunkt auf der Protest- und Anti-Kriegsbewegung in der Rockmusik. Dazu hat er wieder eine Truppe aus den unterschiedlichsten Bands um sich geschart, die sich als 'Creme' oberfränkischer Rocker (zumindest aus den nordöstlichen Regionen) bezeichnen darf. Neben Mastermind
Fein (Gitarren, Sax, Moderation) in der Stammbesetzung
Peter Wrobel (Bass, Sax, Flöten),
Thomas Mohr (Gitarren, Gesang),
Rolf Deutschendorf (Keyboards),
Sabine Fein (Akkordeon),
Harald Gebhardt,
Sandra Stail (beide Gesang) und
Janina 'Janis' Färber mit ihrer Wahnsinns-Röhre waren diesmal neu dabei:
Klaus Rießbeck, Michael Hohberger (beide Gesang, von
Voice Club),
Matthias 'Matze' Amm (Gitarren, Bass von
The Riffsurfers) und
Hannes Götz (Schlagzeug, von
Frogstar Battle Machine).
Jeffrey Strößner sorgte erneut für einen Spitzensound unter den schwierigen Bedingungen. Den ersten gemeinsam Auftritt, die Nagelprobe, bestand die Mannschaft bestens.

Mit der "Hair"-Hymne "Aquarius" geht´s los, Hippies stecken den als Soldaten ausstaffierten Musikern Blumen an die Helme. Nach Zeiten der Glückseligkeit (div. Flower-Power-Titel) kommt der Schock ("Vietnam"), der Krieg hält Einzug ("Sympathy For The Devil"/"Two Tribes" mit einem wahrhaft dämonischen
Klaus am Mikro). Kurzes Intermezzo mit "I Got You Babe" mit
Sandra und
Michael als Turtelpaar, bevor mit "Atlantis" die nächste Katastrophe wartet. "American Woman" mit der flaggenumhüllten 'Janis' bringt das Geschehen in die Gegenwart zurück und ist der Auftakt für den nächsten Knaller "In The Army Now"/"19"/"War" mit den drei männlichen Leadvocals.

Natürlich unvermeidlich der 70er Disco-Hit "Hiroshima", bevor
Janina mit dem Double "War Pigs"/"Immigrant Song" zum Hardrock-Sturm bläst. "Keep Me Hanging On" in der
Fudge-Version und dann die 80er Jahre: "Belfast Child"/ "One". Ein manisches "Paint In Black" bereitet den Weg für das namensgebende "Brothers In Arms", mit den beiden 'Granny´s-Buddies'
Jürgen und
Thomas im Fokus. Keyboard-Brachialgewalt von
Rolf noch einmal mit "America" und dann die Rückkehr in das Frisco der Hippies. "White Bird" in einer tollen Version, bei der die süßlichen Geigen durch groovende Saxophone ersetzt werden. Mit "Flesh Failures"/"Let The Sunshine In" schließt sich der Kreis.

Die Fans waren begeistert von der neuen Show und ihren Interpreten, die ein weiteres Kapitel der bis heute richtungsweisenden Rockmusik aufschlugen. Die 'Neuen' machten sich hervorragend und sorgten für viele Highlights. Es waren übrigens nicht nur 'Zeitzeugen' im Publikum, sondern auch eine ganz erstaunliche Anzahl von Teenagern, die hingebungsvoll in die Zeit der 'Alten' eintauchten. Zugaben: Eine Unplugged-Version von "Redemption Song" von
Janina und
Jürgen sowie der Klassiker "Eve Of Destruction" mit
Harald, der zur Premiere seinen 50. Geburtstag feierte. Ich tippe, Impressario
Jürgen bastelt nach dem Auftakt (wie bisher) noch mal am Arrangement und einige kleine 'Rumpler' im Zusammenspiel werden wohl auch noch ausgebügelt werden. Die Fans in Oberfranken und im nahen Sachsen/Thüringen sollten sich das neue Liveprojekt auf keinen Fall entgehen lassen. Rock-Historie mit markanten Songs, live und gekonnt auf der Bühne, nicht nachgespielt, sondern neu und hervorragend interpretiert.