Vorweg: Dies wird kein Konzertbericht, der alle Bands aufzählt und kurz abhakt. So etwas lese ich nämlich nicht gerne und mag es auch nicht schreiben, insbesondere wenn die Bands musikalisch so nahe bei einander liegen. Mir geht es mehr darum, zu erfassen was und wie ist das DoomShallRise.
Einleitung: Gehen wir zunächst zu den Anfängen: Jochen von Mirror of Deception und Frank von Well of Souls hatten die Idee, ein Festival in Deutschland zu veranstalten mit nur Doom-Bands, sonst nichts. Sie fanden Partner in den Betreibern der Eiche in Crailsheim, dort sollte es also stattfinden, und zwar im Februar 2003. Sehr schnell waren die wenigen Tickets weg und viele Gesichter lang. Daher wurde aufgestockt und in eine Turnhalle in einem kleinen Dorf in der Nähe ausgewichen, kurz vor dem Ende der Welt, im tief verschneiten Wald.
Durch den Erfolg ermutigt sucht man nach einer neuen Location und fand sie in der Göppinger Chapel. Der dortige Army-Stützpunkt war aufgegeben und die leere Kirche wurde für Veranstaltungen benutzt. Unten ist ein kleiner Clubraum, oben gehen bis zu 500 Personen rein. Draußen gibt es eine große Wiese und etliche Parkplätze, das ganze ist abgelegen und der Lärm stört niemanden. Ideal also und was könnte besser zu Doom passen als eine Kirche….
Also blieb es auch die folgenden Jahre bei der Chapel und mit einer Pause 2008 ging nun 2009 das DSR in die 6. Runde.
Richtig Pech hatte man mit dem Wetter, ausgerechnet an diesen beiden Tagen war es kalt und regnete. Wer sich jetzt wundert und fragt, dies ist doch ein Hallenfestival - ja schon, aber das vor dem Eingang draußen ist das Catering und Bierzeltgarnituren, auf denen man es sich (zum Essen) gemütlich machen kann, denn bei einer Veranstaltung über 10 Stunden Dauer (Samstags) steht niemand permanent im Konzertsaal, sondern macht Sitz- bzw. Mampfpausen. Dies war dieses Jahr äußert ungemütlich, was auch schon von Besuchern im Gästebuch der DoomShallRise-Homepage bemängelt wurde. Hier hätte man (Wetterbericht war ja bekannt) noch schnell reagieren sollen und wenigstens ein paar Leihzelte zum Schutz gegen Regen und Kälte aufstellen sollen.
Außerdem wurde die kurzfristige Absage wegen Krankheit der Sängerin von ShEver kritisiert, zu Unrecht wie ich finde, denn die Tatsache wurde erst Donnerstags bekannt und da war Frank schon auf dem Hinweg und Jochen spielte beim Vorabendaufwärmgig in der Eiche Crailsheim. Wobei ich allerdings diese kurzfristig angesetzten Vorkonzerte bei einem zwei- oder drei Tagekonzert eine Unsitte finde, denn viele müssen Freitag ja noch arbeiten, bzw. eine Nacht mehr bedeutet mehr Hotelkosten, die sich eben nicht jeder leisten kann. Ein letzter Kritikpunkt: meiner Meinung nach war die Bandauswahl diesmal schwächer als sonst, zu viel traditioneller Doom und daher zu wenig Abwechslung. Wobei andere Besucher dies anders sahen. Doch nun zum Eigentlichen:
Freitag: Den Beginn machten die Münchner Extorian, was für uns schon etwas merkwürdig war, kannten wir Heike und Olaf doch als Zimmernachbarn im gleichen Hotel und nun standen sie auf der Bühne. Natürlich hat die allererste Band einen schwierigen Status, den sie doch ganz ordentlich gemeistert haben. Live gab es doppelte Frauenpower, Heike wurde von einer Gastsängerin unterstützt. Ebenfalls eine Frontfrau hatten später Reino Ermitano, ShEver wären sogar ganz weiblich besetzt gewesen, wenn sie gespielt hätten. Die Frauenquote im Doom ist im Verhältnis zu anderen Metalarten interessanterweise relativ hoch, sowohl als Musikerinnen als auch als Zuschauerinnen.
Die Bands danach bzw. dazwischen fand ich nicht so interessant, so dass wir auch nur mit einem halben Ohr dabei waren, uns nach den Merchandise-Ständen umsahen und den Cateringservice testeten, wobei ich hier kritisieren muss, dass der Gulasch mit Kartoffeln für 5,50 Euro nicht gerade ein tolle Portion war und die wenigen Kartoffeln ziemlich hart. Was ebenfalls von anderen Besuchern geäußert wurde. Erwähnenswert ist allerdings, dass Griftegard ihre EP, die es in Vinyl mit 500 Stück gibt, exklusiv für ihren ersten DSR Auftritt 2007 als CD-Version limitiert auf 80 Stück herausgebracht haben. Auch dieses Jahr hatten sie das Teil wieder im Gepäck, welches im Mai dann offiziell erscheinen soll.
Schon bin ich bei den Headlinern des Freitagabends angelangt. Pagan Altar sind eine englische Kultband, die zwar schon 1978 gegründet wurden, daher auch recht altmodisch klingen, aber erst 1998 kam ihre erste CD herausbrachten, weitere zwei dann 2004 und 2006. Viele waren also sehr gespannt auf deren Auftritt, der entsprechend abgefeiert wurde und uns auch ziemlich gut gefiel. Dass Revelation danach platziert wurden, erstaunte uns ein wenig, die fanden wir nicht so spannend, hatten sie zudem auch schon auf dem DSR 2003 gesehen. Wobei es auch hier andere Meinungen gibt. Immerhin wurde es nicht ganz so spät wie ursprünglich geplant, weil ja eine Band ausfiel. Schließlich will man ja auch noch ein Taxi bekommen, das Hotelzimmer erreichen, denn am nächsten Tag um 15 Uhr geht es bereits weiter.
Samstag: Dieses Mal haben wir dann die ersten beiden Bands verpasst, weil wir nach den Mampferfahrungen vom Vortag (die Maultaschen, wahlweise mit Soße oder kaltem Kartoffelsalat sollen auch nicht so doll gewesen sein, und den ganzen Tag nur Bratwurstbrötchen???) erst einmal etwas zum Mittagessen gesucht haben, wo man auch solch finstere Gestalten wie unsere 6-Köpfige-Truppe bedient und dann auch nicht im Regen hinlaufen wollten. Schade, denn die norwegischen Doom-Deather Syrach wären bestimmt etwas für mich gewesen. Tortured Spirits danach waren ganz gut und hatten Sympathiebonuspunkte.
Mit Black Shape of Nexus (oder B.Son) folgte eine Band, auf die wir uns gefreut hatten. Eine finstere Sound-Wand, aufgelockert durch ein paar Effekte (wobei es kritische Stimmen zum Punkt Laptop auf der Bühne gab), ein eindrucksvolles Erlebnis, mehr wie ein Soundtrack oder Klangexperiment als eine normale Rockband. Nur dass der Hauptdarsteller (Sänger) ein wenig an Jack Black erinnerte nahm dem Ganzen ein wenig das Superfiese, na ja, sehen wir es mal als "School of Rock in der Hölle nach der Apokalypse" an.
Hinterher wurde es mit The Lamp of Thoth wieder traditioneller. Gleiches gilt für Semlah, deren Sänger sich dieses Mal mangels Wald nicht in demselben verirren konnte wie beim Auftritt 2003, stand somit pünktlich und bereit auf der Bühne. Bei Omega Massif fehlte jedoch der Sänger, was aber daran lag, dass sie gar keinen haben, Hinter mir meinte jemand, "die sind gut, aber der Gesang ist zu leise", war das ironisch oder ernst gemeint? Anfangs, bei den geradlinigern Songs hat mir die Stimme ein wenig gefehlt, später als die Songstrukturen komplexer wurden dann nicht mehr. Vielleicht brauchte ich auch etwas Eingewöhnungszeit. Stummfilm-Doom, auch optisch absichtlich minimalistisch, daher schon recht außergewöhnlich. Was ich von Voodooshock danach nicht sagen kann, da ist mir keine besondere Erinnerung hängen geblieben.
Kommen wir langsam in die Zielgerade, die dieses Jahr von altbekannten Musikern in neuen Formationen bestritten wurde. Dazu eine nette Anekdote. Mein Göttergatte labert mit ein paar Doom-Bieren zu viel im Kopf einen Anwesenden an: »are you Albert from Reverend Bizarre«. Antwort »no, I am Peter«... (ok. also falsche Person, aber richtige Band) und er war in anderer Mission, sprich andere Band unterwegs ( Lord Vicar). Tja, wer richtig aufgepasst hat, weiss dass bei Reverend Bizarre ein Albert Witchfinder und ein Peter Vicar spielen. Da erscheint es doch logisch, dass der Anwesende eher der Peter ist, gelle? Dennoch: Respekt für das Erkennen.
Dieser darf sich dann in der nach ihm benannten Band mehr austoben, was ihm, den anderen und auch dem Publikum sichtbar Spaß machte. Sänger der Truppe ist übrigens Christian Lindersson, bekannt von Saint Vitus und Count Raven, hier genannt Chritus. Peter (hier nennt er sich nicht Vicar, sondern Inverted, ah ja) nahm die Frage absolut nicht übel, sondern fragte hinterher bei Jens nach, wie es ihm gefallen hätte und nach einer positiven Antwort spendierte er ein Bier. Dies ist typisch DSR, es gibt (so gut wie keine) Stars, sondern nur Doom-Fans, ob vor oder auf der Bühne.
Was kann da hinterher noch kommen? Eine noch bekanntere Doom-Legende vielleicht? Ja. Gitarrist und Sänger Scott 'Wino' Weinrich, berühmt geworden durch Saint Vitus, die eine absolute Wunschband vieler DSR-Besucher sind, aber bislang nicht überzeugt werden konnten dort aufzutreten (zu wenig Gage?), zumindest nicht gemeinsam, denn Dave Chandler, der eigentliche Kopf der Band war ja schon mit Debris Inc. da. Mit Wino ist das so eine Sache, er war 5 Jahre bei Saint Vitus, danach nur mal sporadisch, tobte sich dafür in etlichen anderen Projekten aus, von denen ich nur mal ein paar aufzählen will: The Obsessed, Place of Skulls, Spirit Caravan und Hidden Hand.
Das neueste nennt sich schlicht Wino und unter diesem Namen war er hier. Wie auch schon bei Auftritten mit einer seiner anderen Bands spielt er das Material der Band einiges in die Länge gezogen, garniert mit reichlich Soli, die wirklich faszinierend sind, aber wer nicht so darauf steht, kann sich schnell langweilen. Der Mann lebt und leidet die Töne, ist damit schon mehr Blues als Doom, aber es fehlen die Hits. Wer auf Songs von Saint Vitus gewartet hat, wurde einmal mehr enttäuscht. Tja, Wino muss man halten nehmen wie er ist, und ihn faszinierend finden. Oder auch nicht, ich habe auch negative Stimmen gehört.
Nun schnell nach draußen geschlichen, noch während der zweiten Zugabe, dann sind die Chancen auf ein freies Taxi größer.
Und so schnell (oder so langsam) war schon wieder ein DoomShallRise um, aber für 2010 ist keine Pause angekündigt, sondern wieder Doom in der Chapel, denn auch die Betreiber litten unter dem Entzug von dem kleinen feinen Festival mit seiner treuen Anhängergemeinde, die darin immer noch etwas Besonderes sehen inmitten der unzähligen Festivals.
Abschließend hier noch die Running Order mit der kompletten Bandliste: |
FR 17.04.2009:
19:00 - 19:40 EXTORIAN
19:55 - 20:35 LORD OF THE GRAVE
20:50 - 21:30 SHEVER (sind ausgefallen, wodurch sich alles um 1 Stunde verschoben hat)
21:45 - 22:25 REINO ERMITANO
22:40 - 23:20 GRIFTEGÅRD
23:35 - 00:45 PAGAN ALTAR
01:00 - 02:10 REVELATION
SA 18.04.2009:
15:00 - 15:40 PROCESSION
15:55 - 16:35 SYRACH
16:50 - 17:30 TORTURED SPIRIT
17:45 - 18:25 BLACK SHAPE OF NEXUS
18:40 - 19:20 THE LAMP OF THOTH
19:50 - 20:30 SEMLAH
20:45 - 21:25 OMEGA MASSIF
21:40 - 22:30 VOODOOSHOCK
22:45 - 23:45 LORD VICAR
00:00 - 01:10 WINO
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