Die Sommerpause ist vorbei und die erste GoMusic nach den Ferien leitete einen heißen Herbst ein.
Alex Beyrodt spielte mit Unterbrechungen bei Sinner, war Gründer von Silent Force und hat jetzt mit Voodoo Circle eine weitere erfolgreiche Band am Start. Vor kurzem war er mit Primal Fear in Amerika auf Tour. Das Line-up seines Voodoo Circles lässt den geneigten Fan des Rock der härteren Gangart mit der Zunge schnalzen: David Readman, Jimmy Kresic, Mat Sinner und Mel Gaynor ( Simple Minds) bilden den Nukleus der Gruppe, die 2008 ihr Debüt veröffentlichte.
An den Keyboards und am Gesangsmikrofon stand Jörg Pelzer aka Shaby. Er ist bei der Blues Brothers Revivial Band und Stones Tribute Band tätig.
Wenn Mark Selby in Europa tourt, ist Josef Kirschgen sein Mann am Schlagzeug. Außerdem ist er bei Randy Hansen und dem Urban Funk Triptett tätig. Den Bass zupft natürlich immer der Organisator der GoMusic, Martin Engelien. Dieses erfolgreiche Projekt geht nun schon ins fünfzehnte Jahr. Respekt und Glückwunsch!
Pünktlich um 21:00 Uhr enterten die Akteure die aufgeräumte Bühne. In Abwandlung eines sehr bekannten Stücks und Anlehnung an die WM in Südafrika wurde das Konzert mit dem instrumentalen "Also sprach Paul" direkt interessant. Unter zwanzig Minuten ging auch hier nichts. Shaby hatte seine Keyboards richtig scharf auf Funk gestellt und Beyrodts Solo bestand aus herrlichen Läufen über das gesamte Griffbrett. Engelien hatte seinen schwarzen, bundlosen Bass geschultert. Oh, wie genüsslich war dieser Sound. Kirschgen, den man auch gerne 'Joe Cherrygen' nannte, war mit einem fulminanten Solo zur Stelle. Die Doublebass hatte ihre erste Belastungsprobe überstanden.
Wow! Jetzt kam aber richtig Stimmung ins Klever Coffeehouse. Schon die ersten Riffs von ZZ Tops "Sharp Dressed Man" drehten an der Freudenschraube. Wie es bei GoMusic immer der Fall war, diente auch diese Vorlage als Startrampe für viele Improvisationen und ausgiebige Einzelaktionen. Shabys raue Vocals waren sehr individuell sowie eigenwillig gefärbt und er legte jede Menge Emotionalität in seinen Gesang. Die Solo-Staffelstabwechsel liefen geschmeidig ab.
Der Chuck Calhoun-Titel "Flip Flop And Fly", auch bestens bekannt von den Blues Brothers, brachte ein Kehrtwende zum Blues mit einer gehörigen Portion flippigem Rock'n'Roll. Shaby war ein wahrer Soundkünstler und überraschte das Publikum, indem er durch sein Arbeitsgerät einen ganzen Chor erklingen ließ. Beyrodt spielte eine ganz coole Rhythmusgitarre und die Abteilung Engelien/Kirschgen zog sich dann zu einem Frage-Antwort-Spielchen zurück. Eine ganz starke Leistung und die kundigen Zuschauer sparten nicht mit Szenenapplaus.
Durch klassische Klaviertöne eingeleitet war man gespannt darauf, was nun folgen sollte. Engeliens Bass pumpte und dann war es wohl jedem Zuschauer klar, dass sich Joe Cockers "Unchain My Heart"(aus der Feder von Bobby Sharp stammend) bald als ein weiterer Höhepunkt entpuppen sollte. Man spielte sich in einen wahren Rausch und Beyrodts langes Solo sprengte alle Ketten der bisher gehörten Einlagen. Danach erwärmte Kirschgens Drumming die Herzen.
Der Wetterbericht hatte Regen gemeldet. Der war nicht nur meteorologisch angekündigt, sondern fand auch einen Platz in der Setlist. Allerdings war mir "Purple Rain" allemal lieber, als die vielen Tropfen auf der Fahrt nach Kleve. Zunächst zeigte sich die Band ziemlich kompakt. Erst Beyrodts Gitarrenkünste federten das Nass wieder gekonnt Richtung Himmel. Dadurch, dass er immer mehr Druck erzeugte, konnte man das Donnern schon erahnen. Der Prince-Song war ein ganz prächtiger Abschluss der ersten Runde.
Mit einem ganz starken Groove unterfütterte Kirschgen den Opener zur zweiten Runde ... "Addicted To Love". Die Keyboards zirpten durch das Coffeehouse und Beyrodt glänzte ein ums andere Mal. Er brachte immer neue Varianten ins Spiel und schien bei den freien Arrangements gewaltig in seiner großen Trickkiste fündig geworden zu sein.
Von J.J. Cale geschrieben und durch Eric Clapton um die Welt geschickt, wurde "Cocaine" zu einem Festival der Sinne. Gegen die Schnelligkeit des Guitarslingers ist ein Wiesel eine lahme Ente.
In einer derart rockigen Version ist mir "Shout" von Tears For Fears noch nicht untergekommen. Trotz eines balladesken Abschnitts wurde der Rock ganz groß geschrieben. Die Kette von Kirschgens Doublebass-Pedals hatte kaum Gelegenheit komplett zur Ruhe zu kommen.
Engelien kündigte den nächsten Song als eine Ballade an, die Beyrodt in seiner Jugend musikalisch geprägt hatte. Aha, ein langsames Stück sollte also folgen. Auf seiner Axe verbreitet der Mann zunächst auch dieses Feeling. Erst als er das Fotopapier ins Entwicklungsbad legte, wurde klar, um welche Prägung es sich handelte ... Smoke On The Water. Shaby hatte eine Keytar geschultert und stand plötzlich bei den Zuschauern vor der Bühne. Da ließ sich Beyrodt nicht lange bitten und gesellte sich zu ihm. Was nun folgte war ein Tasten-Saiten-Powerduell der Extraklasse. Bewundernswert war Beyrodts Gitarrenspiel hinter dem Kopf. Die beiden Protagonisten ließen Wasser zu Dampf werden. Zurück auf der Bühne traktierte der Saitenmann sein Spielgerät auch noch mit dem Verstärkerkabel und kreierte ganz kuriose Klänge.
Puh, Durchatmen! Dazu kam es aber kaum, denn der letzte Song stand an. Mit "Gimme Some Lovin'" drehte man voll auf und Engelien brillierte mit einem himmlischen Solo. Kirschgens Doublebass sprühte Funken und dann war Schluss.
Nein, natürlich war eine Zugabe noch drin. Oh Mann, man beendete den Gig mit "Rock And Roll" von Led Zeppelin. Ein letztes Mal groovte es, Shaby ließ die Finger über die weißen und schwarzen Tasten fliegen und Beyrodt hatte eine Einlage parat, an der sich selbst ein Joe Bonamassa die Zähne ausbeißen würde. Der Gitarrist des Abends wechselte mit seiner linken Hand derart schnell von der unteren Seite des Griffbretts zur oberen und zurück, dass man bei einer Videoaufzeichnung wahrlich die Zeitlupe in Anspruch nehmen müsste, um diese Performance nachvollziehen zu können. Dann begab sich Engelien in die Rolle eines Dirigenten, stand mit dem Rücken zum Publikum und gab per Handzeichen den Einsatz der einzelnen Musiker vor. Der Wechsel von Mann zu Mann wurde immer flotter und dann entstanden beim Beyrodt diese bekannten, winzigen Sekunden Pause. Nicht nur musikalisch zeigte er den anderen dann jetzt die Nase. Die folgende, kurze Einlage wurde zu keiner Zitterpartie, als er die Melodie zum Film "Der dritte Mann" zupfte. Stark, ganz stark, wie man mit Kleinigkeiten die Menschen erfreuen konnte. Lachen war in dieser Situation erlaubt.
Weit über zwei Stunden beste Unterhaltung, bei dem der Rock mehr im Blickpunkt stand. Man konnte sehen, mit welcher Spielfreude die Musiker zu Werke gingen und für einen sehr gelungenen Abend sorgten.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Alex Beyrodt (electric guitar)
Shaby (vocals)
Josek Kirschgen (drums)
Bilder vom Konzert
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