Das Sommer Special der Gomusic ist eine willkommene Zwischenstation und verkürzt die Wartezeit bis zum Beginn der Herbst-Sessions im September. Kurzfristig sprang für den verhinderten Schlagzeuger Charly T. Drummer Wolf Simon (unter anderem Thomas Blug, Zoff) ein. Schrader ( Guildo Horn und die orthopädischen Strümpfe, Schrader & Parisi) ließ die Saiten glühen und Svenja Schmidt ( Motown Soulband) hatte an den schwarzen sowie weißen Tasten alle Hände voll zu tun. Für einige Songs war der singende Schauspieler André Dietz ("Alles was zählt", "Küstenwache", Gastauftritte "Der Vollidiot", "Ladyland") auf der Bühne vom Coffee House. Außerdem ist er Frontmann der Dirty Dietz Band und den Bass zupfte wie immer Martin Engelien.
Wenn das Wetter schon nicht nach Sommer war, dann sollte sich dieses Special zu einer echten Party entwickeln. Auf der Setlist standen Songs von Die Fantastischen Vier ("Sie ist weg") bis Westernhagen ("Ich will zurück auf die Straße"). Lieder aus der Feder von Prince, Spencer Davis Group, George Michael, Blackstreet, Cameo, Tears For Fears, Free, Mando Diao, U2, The Troggs, Coldplay oder Big Mama Thornton/ Elvis Presley füllten die Liste in bester Manier.
In Engeliens Abwandlung von Deodatos "Also sprach Zarathustra" war die 'Ode an den Sommer' eine echte Alternative zu dem schönen Herbsttag am Niederrhein. In seinem Vorstellungs-Solo zeigte Schrader dem Publikum, wo die Rock-Glocken hingen und Svenja Schmidt hatte in ihrem Alleingang herrliche Jazz-Phrasierungen im Angebot. Wolf Simon präsentierte sich in Bestform und nutzte sein gesamtes Equipment für sein Solo. Im Laufe des Konzerts war er der Mann für Groove und Drive. Auch Engelien bot eine sehr unterhaltsame Kurzgeschichte auf den vier Saiten seines Arbeitsgerätes. Nach dem Opener erklärte er, dass mehr Songs als normalerweise anstanden.
Viel heißer Funk stand auf dem abwechslungsreichen Programmzettel und alle Protagonisten sendeten ihre ganz persönlichen 'Küsse' in Richtung Publikum. Die Zuschauer waren vom ersten Moment an voll dabei und bei "Hound Dog" (mit einer "Blue Suede Shoes"-Elvis-Einlage von André Dietz) waren die Anwesenden sogar in der Rolle der Mitbestimmung, denn vor dem endgültigen Ende der Nummer konnte man sich per Zuruf eine neue Stilrichtung wünschen. So schickte man den Jagdhund mit Reggae, Metal und Blues durch die Klever Innenstadt. Echt überrascht waren die Musiker über den Neue Deutsche Welle-Vorschlag von einem Stammgast bei der GoMusic. Ein kurzes Zögern beendete Schrader durch an Anspielen von "Ich will Spaß" und schon ging die Chose zur großen Freude der Zuschauer weiter. Respekt an die musikalische Mannschaft ... die spontane Umsetzung passte perfekt!
Dietz nahm "Wild Thing" von den Troggs höchst persönlich in die Hand. So wurde der Klassiker für einen kurzen Moment durch Doors' "Riders On The Storm", Steve Millers "The Joker" und über ein "Hey Baby ah uh" schließlich wieder zur 'wilden Sache'. Wenn Dietz auf der Bühne war, schien er quasi zu explodieren. Hatte der Mann eine Power! So schraubte die U2-Zugabe "One" die Lage der Dinge wieder auf Normalmaß zurück und sorgte bei dieser Interpretation gleichzeitig für gehobenes Gänsehaut-Niveau. Mit dem wechselnden Lead-Gesang von Dietz und Schmidt änderte sich jedes Mal auf bemerkenswerte Art und Weise auch die Atmosphäre der Nummer.
Schrader ist ein exzellenter Gitarrist vor dem Herrn des Rock. Er hatte vielfältige Ideen, die er auf mit viel Körpersprache und Gestik umsetzte und lieferte Riffs und Fingerakrobatik im Sekundentakt. Selbst in einem Stück wie "Faith" verpasste er seinem Sechssaiter einen herrlichen Country-Twang. Svenja Schmidt kreierte herrliche Klangteppiche, malte mit ihren Soli wunderschöne Bilder und konnte mit einer souligen Stimme beeindrucken. Zeitweise hatte die auch feinsten Reibeisen-Charakter.
Engelien bot ein überragendes Basssolo und wer genau hinschaute, konnte feststellen, dass er zunächst nur auf der ganz dicken Saite spielte. Durch das Publikum angefeuert, forderte er von sich und seinem Tieftöner alles ab, was zur Verfügung stand und erhielt für sein höllisches Solo tierisch viel Beifall. Die Zuschauer tanzten und spielten zu so einigen Schrader-Darbietungen Luftgitarre.
Welch eine Party! Der Rock'n'Roll stand wieder einmal im Zentrum des Geschehens und es zeigte sich, dass er in allen seinen Facetten noch lange nicht auf der Intensivstation liegt. Was Schrader, Wolf Simon, Svenja Schmidt, André Dietz und natürlich Martin Engelien boten, war ehrliche, handgemachte Musik. Der Unterhaltungswert stand außerhalb jeder Kritik...
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
André Dietz (vocals)
Schrader (electric guitars, vocals, backing vocals)
Svenja Schmidt (keyboard, vocals, backing vocals)
Wolf Simon (drums)
Bilder vom Konzert
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