Die GoMusic-Sommerpause ist vorbei und die Klever Session hat mit dem Café Country eine neue/alte Bleibe gefunden, denn bereits in der Vergangenheit fanden dort GoMusic-Konzerte statt. Am Tag eins nach dem Erdbeben in NRW mit dem Epizentrum in Goch hatte es das September-Line-up der monatlich stattfindenden Konzertreihe, die durch den Bassisten Martin Engelien organisiert wird, wieder einmal in sich. Am Schlagzeug saß kein Geringerer als der Simple Minds-Drummer Mel Gaynor. Mit Chuck Plaisance stand eine echte Rockröhre auf der Bühne und den Sechssaiter spielte Schrader, der bereits beim Sommer-Special beeindrucken konnte. Selbstverständlich zupfte Engelien den Bass.
Der aus New Orleans stammende Plaisance zog 1986 nach Los Angeles und war dort ein sehr gefragter Sänger. Tim Bogert ( Vanilla Fudge, Cactus) spielte in seiner Band Bass und zusammen mit Gary Wright produzierte er "The Piano" sowie "The Dream Weaver". Sein Ruf führte zur Teilnahme an Michael Jacksons "Bad"-Tour und darüber hinaus machte er sich auch einen Namen als Produzent. Am Musicians Institute in L.A. unterrichtete er achtzehn Jahre lang Classical Rock sowie Blues-Gesang. Seit nunmehr fünf Jahren lebt Chuck Plaisance in Deutschland. Für den Voggenreiter Verlag designte er akustische beziehungsweise E-Gitarren und veröffentlichte dort auch sein Buch "Vocal Technique". Neben Bogert und Wright stehen Alice Cooper, Billy Preston oder Chester Thompson ( Frank Zappa, John Lee Hooker, Santana) und viele andere Künstler auf seiner Visitenkarte.
Wieder einmal war die Setlist so ganz nach dem Geschmack des Publikums. Songs von Pink Floyd, "All Right Now" ( Free), Steppenwolfs "Born To Be Wild", "Sunshine Of Your Love" von Cream, Stevie Wonders "Superstition", "Sweet Home Alabama" ( Lynyrd Skynyrd) oder Chris Isaaks "Wicked Game" waren zentrale Punkte der Improvisationsfreude. Das hintereinander gespielte Song-Quartett "She's A Maniac", "Push It Up", "Kiss" oder "Rebel Yell" waren dann für die zahlreich erschienen Zuschauer Party pur.
Los ging es mit einer instrumentalen Pink Floyd-Interpretation. Engelien gab dem Track seinen eigenen Songtitel "Reißt alle Mauern ein" und meinte damit besonders die in den Köpfen vieler Menschen. Schrader hatte seine Saiten für das erste Solo frisch geölt und Martin Engelien glänzte mit eruptiven Läufen und sphärischer Gangart. Mel Gaynor trommelte auf seinem relativ sparsamen Equipment mit großformatigen Effekten und sehr melodisch. Hier war die Doublebass sein besonderer Freund. Nicht nur als Drummer stellte er seine famosen Qualitäten unter Beweis. In zwei so unterschiedlichen Songs wie dem funkigen "Superstition" und "All Right Now" zeigte er sich als ein toller Lead-Sänger und mit seinen Backing Vocals brachte er viel Soul in die Runde. Bei Wonders Komposition schälte Schrader auf persönliche Art und gekonnt in einem langen Vorspann das Song-Thema aus einer wunderschönen Improvisation.
Plaisance stellte gleich klar, dass ein echter Rocker mit der entsprechenden Röhre auf der Bühne stand. Hammer, welch eine Stimme. "Born To Be Wild" traf mitten ins Herz der Zuschauer und bei den ruhigeren Nummer zeigte sich der Sänger von einer ungemein sanften Seite. Die Emotionen waren aber immer Plaisances ständige Begleiter. Solo, sich auf seiner fantastisch klingenden Akustischen mit den zwölf Saiten begleitend, brachte er David Bowies "Space Oddity" auf den Punkt. Wow, da wuchs die Gänsehaut zu einer nicht mehr zu messenden Größe an und das Solo spielte der Sänger nicht auf der Gitarre, sondern es wurde gepfiffen. Herrlich! Der Applaus sprach Bände und schon folgte mit Pink Floyds "Wish You Were Here" das nächste Highlight. Wenn einer der anderen drei Musiker solierte, hatte Plaisance auch als Entertainer viel zu bieten. Dazu diente ihm nicht nur der Mikrofonständer. Er brachte einige Percussion-Instrumente zum Einsatz und als Tänzer war er einfach klasse.
Die vier Protagonisten schafften es, den 'Summer of 69' heraufzubeschwören, auch wenn nicht alle Titel aus diesem Jahr stammten. Martin Engeliens Soli waren prächtig ausgeschmückte Alleingänge und wie dieser Bassist auf seinem Arbeitsgerät Rhythmusgitarre spielt, haute einen um. Obwohl ihm bei einem Solo eine Saite riss, ließ er sich nicht aus seiner fingerfertigen Achterbahnfahrt bringen und griff erst danach zum anderen Tieftöner.
Schrader wurde durch die Begeisterung des Publikums zu immer neuen Einlagen motiviert und er zauberte immer wieder infizierende Läufe auf seiner E-Gitarre. Bei seinen vielen Bund-Marathons servierte er zwischendrin unglaublich effektive Riffs und "Wicked Game" war Schrader-Showtime pur. Ein Highlight des Konzerts! So weit das Kabel reichte, machte er auch zwei Spaziergänge durch das Publikum. "Sweet Home Alabama" wurde zu einer echten Mitsing-Nummer. Die Klever Zuschauer waren der fünfte Mann.
Furiose Soli und knackige Songs sorgten bei dieser GoMusic-Party für mächtig viel Stimmung und es wurde zum wiederholten Mal deutlich, mit welchen Qualitäten die Konzertreihe ausgestattet ist. Beste Unterhaltung wurde geboten und diese Veranstaltung ist wohl immer einen Besuch wert. Vor der Zugabe ehrte Chuck Plaisance seine Geburtsstadt mit seiner atemberaubenden Version von "The House Of The Rising Sun".
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Chuck Plaisance (vocals, backing vocals, acoustic guitar, percussion)
Schrader (electric guitar, vocals, backing vocals)
Mel Gaynor (drums, percussion, vocals)
Bilder vom Konzert
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