Go Musica Mediterana / 20.07.2012, Cafe Country, Kleve
GoMusic GoMusic-Session
Kleve, Cafe Country
20. Juli 2012
Stil: Rock, R&B, Blues, Soul
Konzertbericht

Artikel vom 27.07.2012


Joachim 'Joe' Brookes
GoMusicDie GoMusic-Sommerpause wird immer durch Specials überbrückt. Dieses Mal war das Special so speziell, dass Martin Engelien sogar den Titel änderte. Da drei der Künstler aus dem Mittelmeerraum stammen, wurde die GoMusic zur Go Musica Mediterana. Ladies first... Ilenia Romano kommt aus dem sardischen Sassari und ist in ihrer Heimat wegen ihrer Engelsstimme bekannt. Die Sechssaiter-Szene bestimmte Sando Giampietro, der mit Grave Digger-Bassist Jens Becker und Schlagzeuger Mike Terrana (Rage) die Gruppe Zillion bildet. An den Trommeln machte der Grieche Athanasios 'Zacky' Tsoukas (unter anderem Errorhead, Fair Warning, Soul Doctor) mächtig Wirbel. Bo Heart (Curt Cress Clan,
Klaus Lage, Edo Zanki) sorgte für den guten Ton auf den schwarzen und weißen Tasten. Martin Engelien, der Organisator der Konzertreihe ist selbstredend Stammbesetzung am Tieftöner.
GoMusicDurch den mediterranen Schwerpunkt der Künstler war die Setlist natürlich auch entsprechend bestückt worden. Vertreten waren Mina ("Oggi Sono Io"), Gianna Nannini ("I Maschi"), Ornella Vanoni ("Senza Paura") und Zuccero ("Senza Una Donna"). Bei den anderen Songs gab es einen Schulterschluss mit vielen verschiedenen Stilarten. So vertrat
Stevie Ray Vaughans "Pride And Joy" natürlich die Sprache des Blues. In unterschiedlicher Ausprägung machten die Nummern mit englischen Texten ihre Runde. "Pride (In The Name Of Love)" (U2), "Hard To Handle" und "Sitting On The Dock Of The Bay" (beide von Otis Redding), "I Wish" aus der Feder von Stevie Wonder, "In The Air Tonight" (Phil Collins erster Solo-Erfolg), "Stand By Me", bei dem John Lennons Version als Vorlage diente sowie "I Oughta Know" von Alanis Morissette waren die Basis für fantastische Ausflüge ins Reich der Improvisation. Es sollte noch einen Abstecher zum deutschen Liedgut geben. Dazu aber später noch genauere Ausführungen.
GoMusicAlle Anwesenden werden sich wohl noch mit einem Lächeln im Gesicht verdammt lange an diesen Abend zurückerinnern. Was dieses Line-up an hochklassiger Unterhaltung bot, war entweder zum mit der Zunge schnalzen oder mündete in blanke Sprachlosigkeit, gepaart mit ungläubigem Kopfschütteln. Nach der gut fünfundzwanzigminütigen instrumentalen Vorstellungsrunde der Herren wurde bereits offenkundig, was den Zuschauer noch alles erwarten würde. Sandro Giampietro bewegte seine Finger relaxt und flink über das Griffbrett seiner E-Gitarre und gab mit Einsatz des Tremolo erste Kostproben seiner rockig-funkigen Ader. Heart hatte in seinem Solo sein Herz auf dem rechten Jazz-Fleck sitzen und 'Zacky' Tsoukas' Reise über die Felle und Becken begann in einer verkehrsberuhigten Zone und endete nicht auf dem Highway, sondern auf einer fiktiven Rennstrecke, wo es so ziemlich keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gab. Sein energetisches Drumming konnte glatt als erneuerbare Energiequelle dienen. Engelien war funkig unterwegs und seine Phrasierungen um den
Deep Purple-Klassiker "Smoke On The Water" war seine musikalische Würdigung an Jon Lord.
GoMusicEngelien hatte mit dem Engagement Sängerin Ilenia Romano einen Glücksgriff getan. Diese Frau konnte von den ersten Tönen an überzeugen. Sie verfügt über eine flexible Stimme, mit der sich die Sardin problemlos Genre-übergreifend in Szene setzte. Ob Soul, Rock, Pop oder Blues (dann mit feinpulvrigem Reibeisen auf den Stimmbändern)... Ilenia Romano ist ein Name, den man sich merken musste. Wie diese Frau das Publikum mit ihrem Gesang beeindruckte, erzeugte gleich mehrlagige Gänsehäute. Sie improvisierte bei einer Scat-Einlage und die Anwesenden spürten in jeder Sekunde, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache war. Die Künstlerin mit der souveränen Stimme hatte bei den Tracks mit englischen Texten null Probleme. "You Oughta Know" war gigantisch! Gestik sowie Mimik unterstützten die Inhalte der Lyrics und tanzen konnte sie auch noch. Romano erhielt auch Szenenapplaus und dabei zeigte sie, wohl von der Zustimmung überwältigt, eher zurückhaltende Reaktion. Ohne Frage... Ilenia Romano werden wir bei einer zukünftigen GoMusic definitiv wieder sehen.
GoMusicSandro Giampietro hatte die Glut eines Pizzaofens in den Fingern. Er rockte den "Pride And Joy"-12-Takter und wohl eher spontan kam es noch zu einem "Walking By Myself"-Abstecher, die Erinnerungen an Gary Moore aufkommen ließ. Besonders bemerkenswert waren seine fantasievollen Spaziergänge um die Song-Themen. Er veränderte seine solistischen Beiträge gleichermaßen gefühlvoll-nachdenklich als auch kraftvoll rockend. Giampietro war auch der gitarristische Flinkefinger. Nicht nur einmal wurden die anderen Akteure durch seine virtuose Akrobatik angesteckt und folglich katapultierte man so manche Nummer am Himmel vorbei direkt in den Weltraum. Sandro, der Schlingel (oder vielleicht Spaßvogel?): Bei "Stand By Me" stand er plötzlich am Mikrofon und gab ein Stück "Last Christmas" zum Besten. Na... so kalt war es draußen aber nicht. Ilenia stimmte bei dieser Nummer dann noch ein "All You Need Is Love" von den Beatles an.
GoMusicBo Heart verzauberte das Cafe Country nicht nur mit seinen Jazz-Soli sondern hatte zum Abendessen wohl auch einen Clown verschluckt. Was er an lustigen Kommentaren zu allen möglichen Gelegenheiten abgab, diente der allgemeinen Erheiterung. Die Lobrede auf Martin Engelien hatte den Bassisten wohl selbst etwas sprachlos gemacht. Hearts Alleingänge hatten eine nicht von der Hand zu weisende Faszination. Bei ihm perlten die Töne aus den Boxen. Außerdem kreierte er herrlich schwebende Klangteppiche, erschuf Stimmungen zwischen San Francisco, exotischer Karibik und seine Tasten-Riffs waren beeindruckend. Auch bei ihm sparte man nicht mit Szenenapplaus. Bei "In The Air Tonight" hatte der Herr über die schwarzen und weißen Tasten seinen Lead Vocal-Einsatz und konnte auch damit überzeugen.
GoMusicAthanasios 'Zacky' Tsoukas deutete bereits in der Vorstellungsrunde an, dass er der seltenen Spezies der Allrounder-Schlagzeuger zuzuordnen war. In dem Drums und Bass-Solo machte er aus einem auf den dicken Saiten eh schon schnellen Engelien den 'Turbo-Martin'. Geschwindigkeit war bei diesem Konzert eben doch eine Kunst. Tsoukas besaß einen Dauermietvertrag beim Groove. In "I Wish" hatte er dann seinen großen Auftritt und servierte den vor Begeisterung staunenden Zuschauern ein Schlagzeug-Solo, das zum Highlight des Gigs führte. Er machte allen Anwesenden klar, dass Trommeln nicht nur Ränder zum Spannen der Felle hatten und brachte Selbige sowie Becken zwischendrin auch noch nur mit seinen Händen zum Schwingen. Dann flogen im wahrsten Sinne des Wortes die Sticks durch die Luft (siehe Bild) und schließlich brachte er es fertig, "Alle meine Entchen" auf einem Stock zu spielen. Für diese großartige Leistung gab es noch eine Zugabe vor der Zugabe...
Gigantische Stimmung, ausgelassene Atmosphäre auf und vor der Bühne waren äußere Kennzeichen einer besonderen Session, die ihre Namensänderung in Go Musica Mediterana voll und ganz verdient hatte. Es wurde hochklassige Unterhaltung geboten. Hats off, Lady und Gentlemen!
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Ilenia Romano (vocals, backing vocals)
Sandro Giampietro (electric guitar, vocals, backing vocals)
Bo Heart (keyboards, vocals, backing vocals)
Athanasios Tsoukas (drums, percussion)
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