Die Go Music schlug ausnahmsweise an einem Samstag ihre Zelte im Klever Cafe Country auf. Schmuddelwetter draußen, musikalischer Sonnenschein in der Location. Der Organisator Martin Engelien hatte für die Märzausgabe der Konzertreise wieder einmal hervorragende Künstler am Start. Ladies first: ein Name, eine Stimme! Sängerin Shanai war die beeindruckend-vielseitige Frau am Mikrofon. Sie absolvierte ein Studium (Anglistik, Pädagogik, Ethnologie) in Köln und kann auf die folgenden musikalischen Aktivitäten verweisen: Beats'n'Bytes feat. Shanai, Beste Freunde Band, Deephonia feat. Shanai, Marcellus Seng feat. Shanai, Mavi (ein Duo mit Tobias Philippen), Shanai & Reza, Sugar & Cream oder Türkis. An den sechs Saiten zauberte der vom Bodensee stammende Benni Bilgeri. Er hat unter anderem Billy Cobham, Go West, Al Jarreau, Katrina & The Waves, die Pointer Sisters, Cliff Richard, Chris Thompson, Tom Waits und Zucchero auf seiner Visitenkarte stehen. Die Groove-Maschine Dieter Steinmann spielte bereits zusammen mit Anne Haigis, Dennis Hormes Blues Band, Klaus Lage, Wolf Maahn, Wolfgang Niedecken, Stevie Salas, T.M. Stevens, Peter Wölpl.
Die kunterbunte Mischung von Liedern war an diesem Abend ein überzeugender Ausdruck der Vielfalt aus Rock, Pop, Soul und Funk. Den instrumentalen Eröffnungssong "Present" erleben die Zuschauer bei jeder Go Music in einem anderen Gewand. In seinem Vorstellungssolo hatte Benni Bilgeri ganz klar die Rock-Hosen an. Er servierte zu harten Riffs bündige Spielereien der Extraklasse. Er ist ein Mann der vielen tonalen Worte und einer energetischen Show, womit er dem Publikum natürlich perfekt in die Karten spielte. Der Staffelstab wurde an Dieter Steinmann weitergegeben. Bei seinem Groove blieb kein Fuß ruhig und vielleicht darf man seinen ersten Beitrag auch unter dem Motto 'Steinmann ging steil' zusammenfassen. Auch ihm sollten die Zuschauer im Verlauf des Gigs weiteren Szenenapplaus zollen. Martin Engelien zupfte, wie er selber sagte, den »Bass zum Samstag.« Eine äußerst knackige Angelegenheit, die im wahrsten Sinn des Wortes für Aufsehen sorgte.
Dann wurde das Herrentrio zum Quartett. Von Beifall begrüßt ging Shanai zum Mikrofon und quasi von den ersten Tönen an hatte sie die Anwesenden auf ihre Seite gezogen. Was sie während des Konzerts an Emotionen zeigte, war bewundernswert. Außerdem hatte sie mit ihrem so natürlich, wie selbstverständlich wirkenden, sympathischen Auftritt sozusagen die Show im Kasten und machte den Herren zeitweise ordentlich Dampf. Shanai als Motivatorin. Nach musikalischen Meldungen von der Rock-Basis wurden auch balladeske Häfen der Gefühle angesteuert. Mit "Somebody That I Used To Know" von Gotye schaltete man einige Gänge zurück. Benni Bilgeri konnte nicht nur auf den Putz hauen, sondern hatte auch eine ausdrucksstarke Sanftmut. Nacheinander bat Shanai die Herren zum Solo. Martin Engelien präsentierte sich mit seinem schwarzen Bass auf Schmusekurs. Die Sängerin sowie Benni Bilgeri klangen im Twinsound umwerfend gut und Dieter Steinmann beeindruckte durch einen sehr perkussiven Groove mit ein wenig fernöstlicher Prägung. Ein Zeichen dafür, wie frei man mit der Interpretation der ausgewählten Stücke umging.
Nach einem krachenden "Ironic" ( Alanis Morissette) gab es eine gefühlvolle Indie Rock-Liebeserklärung an alle Anwesenden im Cafe Country ... "Use Somebody", im Original von Kings Of Leon machte die Runde durch den Saal. Benni Bilgeri rockte das Haus und durch den vorzüglichen Gesang von Shanai bekam der Track eine völlig andere Aura. Survivors "Eye Of The Tiger" setzte als Anschlussnummer der ersten Konzertrunde ein weiteres Ausrufezeichen sehr guter Musik. Im Zentrum eines Tornados herrscht normalerweise Stille, aber bei diesem Song spielte genau dort ein Quartett, das keine Wünsche offen ließ. Ein besonderes Schmankerl hatten dann Shanai und Martin Engelien zu bieten. Die Sängerin konnte auch den Tieftöner zupfen. Das Bass-Duo-Solo war natürlich auch nach dem Geschmack des Publikums. Die zahllosen Go Music-Fans zeigen Monat für Monat ihre Begeisterung für dieses Projekt. Manchmal sind die Sympathiebekundungen allerdings richtig originell. So hatte sich eine Anwesende die Fingernägel entsprechend lackiert.
Die erste Stunde war schweißtreibend, zumindest für Benni Bilgeri, denn er kam nach der Pause im frischen Rolling Stones-T-Shirt zurück auf die Bühne. Die Soul-/Funk-Ballade "It's A Man's World" war die zündende Einleitung einer nun folgenden Party vor und auf der Bühne. Eine weitere Nummer von den Kings Of Leon ("Sex On Fire") brachte die Luft zum Brodeln und der Vierer hatte einen Pakt mit der Dynamik geschlossen, denn eine Power-Ballade war mit weiteren Soli gespickt. Dann folgte eine ganz frisch aus der Ideenschmiede der Sängerin stammende Nummer. Bei dem antörnenden "Well Well" hatte Dieter Steinmann zunächst die Jazzbesen aktiviert und mit sich steigender Song-Kraft wechselte er dann wieder zu den Trommelstöcken. Die Nummer war zum Niederknien! Ganz schnell war man allerdings wieder auf den Beinen, denn die Interpretation des nächsten Liedes lagerte sich abermals ganz tief unter der Haut ein ... "Rolling In The Deep" von Adele. Ohne Worte ... einfach pure Faszination.
Für Coldplays "When I Ruled The World" wurde der Turbo eingeschaltet. Mit dem Einsatz des Wah Wah-Pedals solierte Martin Engelien zwischen Rhythmus-Aktion und Slappen. Dieter Steinmann zauberte mit seinem Alleingang karibisches Flair in den Saal, Shanai sang a cappella und dann kam der Cafe Country-Chor zum Zug. Durch den nicht enden wollenden Gesang der Zuschauer wurde der Track von der Combo einfach noch einmal angespielt. Thematisch und musikalisch stand der Abschluss des Gigs ganz im Zeichen der Liebe. "Power Of Love" von Huey Lewis und als Zugabe Peter Gabriels "The Book Of Love" waren echte Herzensangelegenheiten. Beim erstgenannten Lied gab Shanai eine türkische Gesangs- und Tanzeinlage. Benni Bilgeri, der Mann vom Bodensee erwies sich als Gondoliere des Sanftmuts und das von Peter Gabriel geschriebene Stück war der Chill-out-Raum zum Zurücklehnen und Träumen. Das Quartett sorgte während des gesamten Konzerts für die bekannte Nähe zum Publikum. Handgemachte Musik und eine Gänsehaut-Stimme von Shanai waren Garanten für einen Abend bester Unterhaltung. Getreu dem RockTimes-Motto 'Nimm dir Zeit für gute Musik' ist man bei einer Go Music-Veranstaltung immer an der richtigen Adresse.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Shanai (vocals)
Benni Bilgeri (electric guitars)
Dieter Steinmann (drums, percussion)
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