Go Music (Summer Special)
26.07.2013, Cafe Country, Kleve
Go Music Go Music-Session
Kleve, Cafe Country
26. Juli 2013
Stil: Rock, Soul
Konzertbericht

Artikel vom 05.08.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Go MusicDie Go Music-Session ging im Mai in die Sommerpause und um den Hunger nach entsprechender Livemusik nicht zu groß werden zu lassen gibt es die Summer Specials der Konzertreihe. Sommer war tatsächlich angesagt. Der Niederrhein taumelte fast betäubt unter der Luftfeuchtigkeit eines tropischen Klimas und im Café Country wurden die Temperaturen angenehm runtergekühlt. Der Organisator Martin Engelien hatte gleich vier weitere Künstler auf der Bühne versammelt. Svenja Schmidt bediente die schwarzen und weißen Tasten. Sandro Giampietro hatte seine E-Gitarre geschultert und das trommelnde Rückgrat war Charly T. am Schlagzeug. Sylvia González Bolívar, Svenja Schmidt und Sandro Giampietro teilten sich die Lead Vocals. Die Songs der Setlist waren prachtvolle Teile einer musikalischen Reise durch Zeit und Genres. Bei dem Motto der Summer Specials 2013 - 'More Than Hits' - war natürlich sonnenklar, dass man sich auf viele gelungene Interpretationen und freischaffende Soli freuen durfte.
Go MusicAm Tag von Mick Jaggers 70. Geburtstag gab es natürlich Rock'n'Roll satt, nur kein Lied der Rolling Stones. War auch gar nicht notwendig, denn diese Go Music-Besetzung zeigte, dass man auch ohne eine Komposition der Urgesteine auskommen konnte. Gretchen Wilsons Nummer "Here For The Party" war die erste Standortbestimmung des Gigs und es ging gleich in die Vollen. Mit messerscharfen Sandro Giampietro-Riffs war sofort Stimmung angesagt und wenn das Energiebündel Sylvia González Bolívar loslegte, war Gänsehaut angesagt. Svenja Schmidt sorgte für ein herrlich-jazziges Intermezzo und die Rhythmusabteilung trieb das Stück immer weiter nach vorne. Den Songtitel von "I'm A Bitch" (Meredith Brooks/Melissa Etheridge) durfte man nun nicht allzu wörtlich nehmen, obwohl Sylvia González Bolívar mit den verführerischen Augen einer Sphinx und viel Sex in der Stimme schon die Aufmerksamkeit aller Zuschauer auf sich zog. Mit ihren unterschiedlichen stimmlichen Qualitäten sangen Svenja Schmidt und Sylvia González Bolívar absolut auf Augenhöhe. Auch in der Rolle als Chordame waren beide Künstlerinnen brillant. Da gab es magische Momente der Sangeskunst, wie bei "Rolling In The Deep".
Go MusicBob Dylans "All Along The Watchtower", allerdings in deutlicher
Jimi Hendrix-Würzung und U2s Hymne "In The Name Of Love" waren dann nicht nur das Zentrum von Sandro Giampietros Gitarreneruptionen sondern auch seinem persönlich gefärbten Gesang. Bei letztgenanntem Track hatte das Sechssaitersolo die Länge eines leckeren, erfrischenden Longdrinks. Nachdem bei einer Go Music, irgendwann vor zirka achtzig Jahren der 'Klever Allstar-Chor' (die Zuschauer sind hier gemeint) das Licht der Welt erblickte, brauchte man ihn nicht lange bitten, um im U2-Song mitzumischen. Relativ neu war dann die 'Klever-Klatschabteilung'. Nicht unter der beliebten Rubrik 'G.E. Rücht informiert' abzuheften, sondern als taktendes Human-Metronom bei Adeles "Rolling In The Deep", mit einer höllischen Portion Soul von Svenja Schmidt gesungen. Gänsehaut, trotz angenehm-kühler Temperaturen. Charly T. war dann für einen überraschenden, aber wunderschönen Stimmungswechsel verantwortlich. Es gab nur zwei, drei Berührungen der Trommelstöcke auf den Fellen, die Svenja Schmidt dazu veranlasste, auf ihrem Keyboard für Latinflair zu sorgen. Wie ein Lauffeuer ging es durch die Band und plötzlich hatte Adeles Nummer »unvorherhörbar« eine völlig andere Atmosphäre. Super!
Go MusicIrgendwie verfügten alle Leute über imaginäre Antennen. Nach "Black Velvet", übrigens von der hervorragenden Keyboarderin mit einem Hammer-Solo im Retroklang versehen, stand plötzlich ein »Dam, Dam« im Raum. Da ließ sich die Band, allen voran Sylvia González Bolívar nicht lumpen und trotz eines vehementen Protestes seitens einer Zuschauerin gab es eine kurze Einlage "Marmor, Stein und Eisen bricht". Soli standen bei jedem Lied auf der Tagesordnung und in "The Way You Make Me Feel" erzeugte Martin Engelien auf seinem Tieftöner wunderschöne Modulationen rund um das Songthema. In besonderer Art und Weise wurde Melissa Etheridges "Love Me Like The Way I Do" in den Fokus der Freude gestellt. Im Solo brachte Sandro Giampietro seine gesamte südländische Feurigkeit auf sechs Saiten zum Ausdruck. Gitarrenfahrten à la al dente. Sylvia González Bolívar hatte die Spendierhosen an. Sie verteilte einen Kuss nach dem anderen. Nein, natürlich nicht so, sondern als sie "Kiss" von Prince sang.
Go MusicNachdem man die Funk-Schiene voll zum Glühen gebracht hatte und Charly T. in seinem Solo Gimmicks am Trommelrand kreierte, musste schließlich auch durchgeatmet werden ... "Another Day In Paradies". Allerdings nicht so, wie man es von Phil Collins kennt, sondern per Expresszustellung direkt aus dem Rock-Himmel. Eine Sound-Dusche zur Abkühlung! Bei der Doobie Brothers-Nummer "Long Train Running" war Karibik-Feeling angesagt und während Charly T.s Monster-Solo wusste man, welche Bedeutung das 'T' auch noch haben könnte. Er trommelte 'T'ierisch gut. Wer hatte an der Uhr gedreht? Die letzte Nummer wurde angesagt. Mit "Rebel Yell", aber nicht nur damit, forderte man quasi eine Zugabe heraus. Martin Engelien kündigte eine Ballade an. Die Einleitung war auch entsprechend ruhig, aber dann knallte ein krachendes "Whole Lotta Rosie", im Original von AC/DC, durch das Café Country. Oh Mann, welche ein Konzert! Die bunt gemischte Zeit- und Genre-Reise hatte voll ins Schwarze bester Unterhaltung getroffen.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Sylvia González Bolívar (vocals, backing vocals)
Svenja Schmidt (keyboards, vocals, backing vocals)
Sando Giampietro (electric guitar, vocals, backing vocals)
Charly T. (drums, percussion)
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