Nicht nur der Bassist Martin Engelien verneigte sich vor einem seiner Vorbilder. Anlässlich des Todes von Jack Bruce waren einige Worte der Erinnerung und einem Treffen mit dem Bassisten uneingeschränkt erlaubt.
Musikalisch machte das Go Music-Quartett des November 2014 eine Zeitreise mit zwei unterschiedlichen Zielen, die sich auf Jack Bruce fokussierten. Einmal war es "Crossroads" und gleich darauf folgend "Sunshine Of Your Love". Die Basis der Interpretation war natürlich die Band Cream.
Dirk Edelhoff, der musikalische Vertreter der Sechssaiter-Fraktion hatte ein Hammer-Solo auf Lager und danach entwickelte sich ein spannend-energetisches Zwiegespräch zwischen dem Go Music-Organisator Martin Engelien sowie Dirk Edelhoff. Als der Tiefton-Virtuosen dann das Slapping zum Thema machte, übernahm Dirk Edelhoff kurzerhand diese Technik der funkigen Aussage und sorgte damit für einen gewissen Überraschungseffekt. Nicht nur die beiden Lieder waren die Go Music-Plattform für ausgelassene Improvisationen auf Juwelen-Niveau.
Aber mit diesen beiden Nummern war das Konzert der Go Music schon im vollem Gange. Los ging es mit dem Instrumental "Respect" in einer zunächst luftigen Eröffnung, in der Dieter Steinmann seine Paukenschlägel zum Einsatz brachte. Dirk Edelhoff (unter anderem auch Chris Kramer Band) lieferte edle Blues-Läufe auf seiner roten E-Gitarre. Dieter Steinmann solierte auf differenziert-hohem Niveau und Martin Engelien wusste mit einem intensiven Alleingang zu gefallen. Der Opener wurde im Trio gespielt und nach gefühlten zwanzig Minuten wurde dann Chuck Plaisance angekündigt, auf dessen Visitenkarte unter anderem Alice Cooper, Billy Preston, Chester Thompson und Gary Wright stehen.
Das Quartett kochte, improvisierte nach Belieben, Lust und Laune als Steppenwolfs "Born To Be Wild" für die Menge und ewig Junggebliebenen durch die Location donnerte. Dirk Edelhoff kreierte messerscharfe Riffs, Martin Engelien gab eine himmlische Funk-Stunde bei der das Publikum voll mitging und das Quartett ließ nicht anbrennen als der "Ring Of Fire" entfacht wurde. Nicht erst jetzt wusste man den Groove von Martin Engelien und Dieter Steinmann (beide spielten einst in der Klaus Lage Band zusammen) zu schätzen. Dirk Edelhoff streifte mit vollem Twang auf allen sechs Saiten durchs Country und versah den Johnny Cash-Track mit neuen Perspektiven.
Dann war erst einmal Pause. Highlights hatte die Go Music schon im ersten Teil geboten, aber das erste Lied des zweiten Sets und die Zugabe waren ebenfalls spektakuläre Highlights. Aus dem Kaleidoskop des Rock offenbarte Chuck Plaisance in Begleitung seiner zwölfsaitigen akustischen Gitarre solo "Space Oddity" von David Bowie. »Ground Control To Major Tom [...]«
Welch ein ergreifender Moment! Überirdisch! Der Frontmann verzauberte den Saal in ein Space-Mobil und lieferte im The Whistle auch noch eine Pfeifeinlage. Hammer!
Die Gänsehaut bleib erhalten, als der aus New Orleans stammenden Chuck Plaisance gleich danach, wieder mit allen Go Music-Musikern, die ersten Töne von Pink Floyds "Wish You Were Here" anstimmte. Auch hier waren die improvisationsintensiven Variationen die sich in schnellem Tempo bildenden Go Music-Song-Kristalle der dynamischen Unterhaltung. Dirk Edelhoff verschickte eine Postkarte mit bluesigen Grüßen und ganz allgemein war diese Nummer eine Angelegenheit von Spannung sowie Entspannung.
Lange nicht gehört und so schon gar nicht. Wohl nicht unbedingt wegen der ver- und zerfahrenen Verhandlungen der GDL mit der DB war "Locomotive Breath" von Jethro Tull in die Setlist gekommen. Mit einem Train-Rhythmus brachte Dieter Steinmann den Song ins Rollen, Martin Engelien stieg ein und mit Dieter Edelhoff sowie Chuck Plaisance rauchte der Schornstein mächtig gut. Bei den musikalischen Argumenten der Künstler wäre diese Go Music-Besetzung der ideale Schlichter für die Verhandlungen, weil allseits nur Zustimmung zu finden wäre.
In der Ballade "Little Wing" steckte viel Edles von Dirk Edelhoff drin, denn er brachte in einem langen Solo eine unglaubliche Klangbreite in die Interpretation ein und kitzelte ganz neue Facetten aus dem Klassiker.
Eine künstlerisch wertvolle Umsetzung ließ man auch Billy Idols "White Wedding" zukommen. Da war Rock'n'Roll angesagt und schließlich endete die Live-Fahrt mit "Sweet Home Alabama" tief im Southern Rock der USA, allerdings mit einer feinen Go Music-Hochzeitstorte garniert.
Ein überirdischer, emotionaler Höhenflug war dann die Zugabe. Man isolierte die Essenz des von The Animals bekanntgemachten Tracks und hier war Chuck Plaisance in der Rolle des glamourösen Sängers, der in seiner Stimme die gesamte musikalische Farbpalette von New Orleans vereinigte. Magische Atmosphäre im The Whistle! Mit seinen originären Emotionen schwebte das Quartett über den Dächern der Metropole.
Die aus jeder Song-Vorlage destillierten Interpretationen wurden zu Go Music-Kunstwerken der besonderen Art. Respekt!
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Dirk Edelhoff (guitar)
Chuck Plaisance (vocals, acoustic guitar)
Dieter Steinmann (drums)
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