In der vorweihnachtlichen Adventszeit brannten bei der Go Music-Session im The Whistle, Kempen bereits alle vier Kerzen. Gibt man Kerzen Namen? Warum nicht? Alles ist möglich. Martin Engelien, Thomas Blug, Gil Edwards und Berni Bovens brachten mit ihren zirka dreizehn Songs heimeliges Licht sowie kräftige Farbnuancen auf den Plan, die sie dem zahlreich erschienenen Publikum innerhalb der gut gefüllten zwei Stunden präsentierten. Berni Bovens saß für den erkrankten Wolf Simon auf dem Schlagzeug-Schemel.
Der Adventskranz hatte einen großen Radius, denn die Palette der Lieder ging von "Bony Maronie" von Larry Williams bis hin zur Holland/Dozier/Holland-Komposition "You Keep Me Hangin' On". So stand dieses Konzert unter dem strahlenden Stern von Rock'n'Roll meets Soul meets Rock meets Country.
Nach einem fulminanten, raumgreifenden Instrumental-Intro "Respect", in dem Thomas Blug, Berni Bovens und Martin Engelien als solistische Vorspeise einen Ohrenschmaus kredenzten, war es Zeit für Gil Edwards, das Quartett der musikalischen Asse des Abends zu vervollständigen. Er schulterte seine akustische Gitarre, übertrug mit "Bony Maronie" die Kraft und den Schwung des Openers auf die steigende Stimmung. Nicht wenige Zuschauer waren von einem solchen Go Music-Rock'n'Roll angetan und konnten kaum still sitzen.
Thomas Blugs Soli waren Höhenfluge der Gitarrenkunst, Martin Engelien lieferte Töne aus der ganz tiefen Sohle der vier-Saiten-Möglichkeiten, Berni Bovens beeindruckte durch variantenreiches Tempo und einem ungemein akzentuierten Drumming. Logisch, aus dem Hinterhalt gab es eine Groove-Zündung nach der anderen. Nicht unbekannt ist ja, dass die Niederländer reiselustige Landsleute sind. Die vom Schlagzeuger inszenierten Rhythmen waren so etwas wie eine Weltreise auf Fellen und Becken, denn zwischendrin war auch ein feiner Latin-Ausflug angesagt.
Mit viel Geschick und Fingerfertigkeit konnte das Quartett die Rolling Stones-Mustangs in "Wild Horses" zähmen. Ein Song wie "Eve Of Destruction" war Gil Edwards wie auf den Leib geschrieben. Bei der Barry McGuire-Nummer war der Sänger mit seinen Emotionen in der Rolle eines aufrüttelnden Predigers, der seine Kanzel-Botschaft mit einem hohen Wirkungsgrad ans anwesende Publikum weitergab. Thomas Blug kontrastierte den Vortrag als eher melancholischer Bünde-Protestler.
The Rolling Stones standen im ersten Abschnitt des Gigs ein weiteres Mal im Fokus, denn immer wieder gerne hört man "Paint It Black". Wie die Zeit vergeht! Veröffentlicht im Jahr 1966, als Brian Jones noch Gitarre in der Combo spielte, war die Go Music-Version nicht nur in ihrem langen, gemeinsam von Gil Edwards und Thomas Blug vorgetragenem instrumentalen Intro ein sehr gelungenes Update der Nummer. Der E-Gitarrist war hier auf einer Wolke der Psychedelic unterwegs. Hammer!
Im gleichen Jahr wie "Paint It Black" erschien auch The Monkees' "(I'm Not Your) Steppin' Stone". Der abermalige Griff in die Geschichts-Kiste der Rock-Musik erwies sich als ein weiterer Glücksgriff. Zur akustischen Gitarre gab es einen herrlichen Groove und diese Nummer rockte in aller gebotenen Frische.
Ein ums andere Mal servierte Thomas Blug transparent-deckende Farben der schillernden Art und nach der Pause gab Gil Edwards eine Kostprobe seiner Solo-Möglichkeiten. Etwas ganz Besonderes stand am Beginn seiner Einlage. Johnny Cashs "Folsom Prison Blues" hatte seines Erachtens zu wenig Zwölftakter im Getriebe. Mit Edwards-Additiven erhielt das Stück eine beeindruckende Blues-Geschmeidigkeit. Dazu versah er das Original mit nur wenigen anderen Tönen und schon war der Protagonist tief im Blues verwurzelt. Highlight! Super war auch die Interpretation von "Richard Corey", einem Song, der Teil des Simon And Garfunkel-Albums "Sound Of Silence" ist. Als dazu dann die Band einstieg, wechselte man fast unmerklich das musikalische Gewand und befand sich mitten drin im "All Along The Watchtower" ( Bob Dylan/ Jimi Hendrix).
Die Go Music-Winter-Session war geprägt durch eine Perlenkette von wohlbekannten Songs, deren Interpretation keine Wünsche offen ließ. Bei Steve Millers "The Joker" war es Thomas Blugs blaues Bottleneck und feuriger Wah Wah-Pedal-Einsatz. In Neil Youngs "Heart Of Gold" versetzte der Mann an der E-Gitarre das Getreidefeld zunächst in sanfte Schwingungen und versetzte die Ähren dann in heftigere Bewegungen.
Bei "Born To Be Wild" von Steppenwolf drehte selbst Peter Fonda nochmals am Gashebel seines Choppers und Martin Engelien zupfte ein XXL-Solo auf seinem nun mit Tannenbaumbeleuchtung versehenen Bass-Fretboard-Stamm. Dieses Stück war ein Go Music-Road Movie mit Besonderheiten.
Mit unwiderstehlichem Groove aus den Schallloch der akustischen Gitarre setzte Gil Edwards Thems "Gloria" auf den Weg. Auch hier war der Kempener-Zuschauer-Allstar-Chor hautnah dabei und als Ausklang einer abermals sehr unterhaltsamen Go Music-Session war die "Lady In Black" von Uriah Heep bestens positioniert. Frisch aus der Plattenpresse stellte Martin Engelien das Doppelalbum "Go Music 3" vor. RockTimes wird berichten.
Bei der Go Music im Januar 2015 werden neben Martin Engelien Der Schrader, Kai Weiner und Bene Neuner mit von der Partie sein.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Gil Edwards (acosutic guitar, vocals)
Thomas Blug (electric guitar)
Berni Bovens (drums)
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