Die März-2015-Ausgabe der Go Music war eine echte Premiere. Drei Musikerinnen standen zusammen mit Martin Engelien, dem Organisator der Konzertreihe, auf der Bühne. Die aus Frankreich stammende Yaelle Cinkey war in der Castingshow "Star Academy" erfolgreich und wenn man diese junge Künstlerin live erlebt hat, dann weiß man ganz genau, warum sie so angesagt ist. Sie verfügt über einen extrem gute Stimme und hat sich autodidaktisch das Spielen der Gitarre beziehungsweise des Pianos beigebracht. Yaelle Cinkey komponiert Lieder, die sich auf einer Platte mit dem Titel "Don't Give A Damn" befinden. Im Sommer 2015 wird ihr erstes Album, aufgenommen im Studio von Martin Engelien erscheinen. Live-Kostproben davon gab es natürlich bei dem Gig.
Auf der Europakarte wandert der Finger hinüber nach Rumänien, dem Heimatland von Anca Graterol. Mittlerweile lebt sie schon längere Zeit in Hannover, einem der Zentren deutscher Musik. Sie ist Gründerin der Band Catena und die Frauen-Combo Rosy Vista beziehungsweise Moulin Rouge stehen auf ihrer Visitenkarte. Unter anderem mit Joe Cocker, Manfred Mann oder Uriah Heep wurde die Bühne geteilt und Ende der Achtzigerjahre konzentrierten sich ihre Aktivitäten auf Big Mama & The Kids. Als Produzentin ist sie im eigenen Frida Park Studio beschäftigt und außerdem arbeitet sie als Musikdozentin »in den Bereichen Drums, Bass, Gitarre, Keys und [...] vocal coaching.«
Schlagzeugerin Annette Kluge war nach ihrem Schauspielstudium zehn Jahre beim Grips-Theater in Berlin und trommelte unter anderem beim Berlin Bass Ballett, der BlueOrleans Jazzband, in Musical wie "Cabaret", "Linie 1"oder "Evita" oder in der Band von Herwig Mitteregger. Die Krimireihe "Tatort" war und ist Kult. Annette Kluge ist in "Jagdrevier" und "Schöne Belinda" zu sehen.
Noch ohne Yaelle Cinkley auf der Bühne startete der instrumentale Opener "Respect" zunächst sehr sphärisch-getragen. Von den Schwingen des Adlers wurde es dann aber richtig rockig und in den ersten gut fünfzehn Minuten zeigte Anca Graterol, wie viel Feuer sie in ihrem Gitarrenspiel hatte. Annette Kluges Solo war gigantischer Groove und die differenzierte Becken-Felle-Partitur der Rhythmik. Martin Engelien zauberte auf den vier dicken Saiten seines schwarzen Tieftöners herrlich-dynamische Wah Wah-Pedal-Variationen.
Nach der Hammer-Konzerteröffnung hatte die junge Französin noch etwas Pause, denn mit Anca Graterol gab es einen ersten Ausflug in die Musikgeschichte. Aus den Kinderschuhen von Deep Purple stammte "Hush" und wurde in einer erste-Güte-Ausgabe zum Besten gegeben. Wow, von Anca Graterols Rock-Röhre bekam man eine dicke Gänsehaut und mit flinken Fingern haute sie ein weiteres Solo raus. Respekt!
Die Härchen auf den Armen hatten sich noch nicht ganz gelegt, waren sie schon wieder voll beschäftigt. In "What's Up?" ( 4 Non Blones) und mit dem The Whistle-Publikumschor war auch auf ihrer akustischen Gitarre ordentlich Betrieb angesagt. Rock on!
Bei einem "Try"-Abstecher ins Pink-Reich hauchte Yaelle Cinkey den Text zunächst ins Mikrofon und improvisierte mit ihrem Gesang vom Feinsten. Danach waren Anca Graterol sowie Martin Engelien mit ihren Instrumenten in eine hochinteressante Diskussion verwickelt. Die Seite wurde wieder gewechselt und die Go Music-Combo präsentierte die Anca Graterol-Eigenkomposition "Mama". Das war Balladen-Dynamik par excellence. Mit einem wunderschönen Groove aus der akustischen Gitarre und einer Yaelle Cinkey, die in ihrem Lied "Par L'impression" nach allen Regeln der Kunst mit Stimmungen jonglierte. Hammer! Im übertragenen Sinn wäre kein "Wake Me Up" nötig gewesen, dann alle Anwesenden waren hellwach, weil die erste Hälfte dieser Go Music eine Brummkreisel-bunte Angelegenheit war.
Nach der Pause wurde die Atmosphäre intensiv, denn mit "Myself In You", einem der Stücke auf der bereits erwähnten "Don't Give A Damn"-Scheibe, zeigte Yaelle Cinkey, was klasse Fingerpicking auf der akustischen Gitarre bedeutet. Diese Nummer ging ans Herz. Anca Graterol hatte es mit ihrer dezenten E-Gitarrenbegleitung auf den Punkt getroffen. Toll! Toll war auch die Interpretation von Michael Jacksons "Beat It", denn dieses Stück entwickelte sich zu einem ungeschminkten Improvisations-Rock'n'Roll mit einem Solo der anderen Art. Zunächst wollte Yaelle Cinkey wohl nicht so ganz, deutete extrem gute Tanzschritte des 'King of Pop' an, stellte dann aber doch ihr Arbeitsgerät beiseite und zog ein Solo ab, bei dem man nur staunen konnte. Danach war wieder Anca Graterol dran. Bei ihrer rauen Röhre kamen Songs wie Janis Joplins "Me And Bobby McGee" beziehungsweise "Nutbush City Limits", einer der großen Ike & Tina Turner-Hits gerade richtig. Die musikalische Begleitung kannte keine Grenzen und mündete in ein Wechselbad der Gefühle, denn Yaelle Cinkey gab mit ihrer Stimme Chris Isaaks "Wicked Game" eine sehr individuelle Prägung und die E-Gitarristin machte einen kleinen Spaziergang durchs Publikum. Am Schlagzeug war Annette Kluge die rhythmische Sensibilität in Person, das dynamische Rückgrat der Gruppe. Chapeau! "Alright Now" von Free sah eine furios aufspielende Anca Graterol und einen Martin Engelien mit einem freidrehenden Basssolo. Zugabe: In einem Solo-Durchgang sang Yaelle Cinkey "Je Ne Regrette Rien". Fantastisch! Authentisch! Die Wogen der Emotionen bündelten sich nach den letzten Tönen der Band in den Augen der Französin. Es flossen Tränen über ihre Wangen. Ein bewegender Moment, den man nicht schauspielern konnte. Vielleicht hört man diesen Song ja auf dem ersten Album von Yaelle Cinkey wieder.
Mit allen Liedern war diese Go Music ganz dicht beim Publikum. Im positiven Sinn stimulierte das Quartett die Nerven der Zuschauer. Ob Rock, Funk, Balladen oder ein mit bluesigen Tupfern versehenes "Never Gonna Get Me Down", diese Go Music war etwas ganz Besonderes.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Yaelle Cinkey (acoustic guitar, vocals, backing vocals)
Anca Graterol (guitar, backing vocals)
Annette Kluge (drums)
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