Am 23.06.07 um 16:00 Uhr war es wieder soweit, das 16. Internationale Grolsch-Bluesfestival wurde pünktlich mit der Twelve Bar Blues Band eröffnet. Leider hatten die Veranstalter, der Kulturkreis Schöppingen und der Motorradclub Friend's of the Road, in diesem Jahr nicht so viel Glück mit dem Wetter wie in 2006. Es regnete immer wieder zwischendurch, bis Eric Sardinas mit seiner Band den Regen an diesem Tag für immer wegblies! Vielleicht hätte er als Erster auftreten sollen, dann wären den begeisterten Bluesfans, am Vechtebad in Schöppingen, ein paar Regenschauer erspart geblieben.
Die Niederländer der Twelve Bar Blues Band eröffneten ihren Set, der vorwiegend aus dem traditionellen Blues bestand, mit "Shake Your Money Maker". Gleich von Anfang an machte die Band mächtig Druck. Schlagzeuger 'Wild' Marcel Bakker und 'Steady Yvi' Yvonne Helms, am Bass, sorgten für den nötigen Vortrieb, während sich Kees Dusink an der Solo-Gitarre die Seele aus dem Leib slidete. Aber nicht nur Volldampf, auch den Slowblues beherrschte die Band ganz hervorragend. Nicht im Vordergrund, aber trotzdem präsent ließ Gitarrist Koen van der Krogt seinen Rhythmus durch die Songs fließen. Die Blueser spielten die Stücke sehr präzise und verdeutlichten, dass sie zu den Großen in der niederländischen Blues-Szene zählen. 'J.J. Sharp' Jan J. Scherpenzeel konnte nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit dem Harpspiel überzeugen. Hervorragend eingesetzt, aber nicht übermäßig, verzauberte er das Publikum in Schöppingen mit seinem bluesgetränkten Spiel.
Gegen Ende des Sets spielte die Band den Gallagher-Klassiker "Going To My Hometown", welcher mit eigenen Textzeilen garniert wurde. Nach 75 Minuten war der Auftritt der 12BBB offiziell beendet, aber die Zugaberufe der Bluesfans holten die Musiker für einen weiteren Song auf die Bühne zurück. "Everyday I Have The Blues" wurde mal heftig, mal zurückhaltend, mal laut mal leise zelebriert. Ein echt gelungener Auftakt für das 16. Internationale Grolsch-Bluesfestival.
Nach einer kurzen Umbaupause betrat die Marc Ford Band die Bühne. Marc Ford, der sicherlich vielen als Gitarrist der Black Crowes oder von Ben Harper bekannt sein dürfte, eröffnete seinen Set mit "I'm Going Down". Die Lautstärke wurde deutlich angehoben, so dass direkt vor der Bühne der Gehörschutz zwingend notwendig wurde. Die Orange-Verstärker machten ordentlich Radau! Der Blues von Marc Ford und seiner Band war deutlich rockiger, gitarrenlastiger und moderner als der der Eröffnungsband. Eine gute Figur an der Gitarre machte auch Marcs Sohn Elijah Ford, der zur aktuellen Band gehört, die mit Dony Gray (drums) und Mark 'Muddy' Dutton (bass) zum Hauptteil aus Bandmitgliedern von Burning Tree besteht.
Das Songmaterial kann man als recht eingängig bezeichnen, obwohl es auch hier und da mal solomäßig ordentlich zu Sache ging, vor allem, wenn Mr Ford sein Bottleneck zur Hilfe nahm. Die Band war aber nicht nur an den Instrumenten gut besetzt, auch gesanglich konnten die Saitenhexer überzeugen. Als Zugabe gab Marc Ford noch seine eigene Interpretation des Jimi Hendrix-Songs "Are You Experienced" zum Besten, die absolut eigenständig wirkte und nur in Teilen an den Klassiker erinnerte. Ein gelungener Auftritt des Gitarristen und seiner Band.
Als nächste enterte Erja Lyytinen die Bühne. Die Finnin hatte einiges zugelegt, seitdem ich sie mit der Blues Caravan gesehen hatte. Sie wirkte um Längen selbstbewusster als vor 1 ½ Jahren und mischte das Publikum mächtig auf. Erja überzeugte auch den letzten Zuschauer davon, dass der Blues keine Männerdomäne ist. Songs ihres Albums Dreamland Blues und von der Blues Caravan-Tour hatte sie genauso im Gepäck, wie einige neue Stücke. Rock'n'Roll und Blues verschmolzen zu einer leidenschaftlichen Melange, die mit Slidegitarre oder harten Riffs gewürzt wurde, so wie es gerade passte.
Ich habe viele Besucher gesehen, die mit offenem Mund vor der Bühne standen und entzückt zur Band aufschauten. Mit Davide Floreno hat sich Frau Lyytinen ein ganz hervorragenden Gitarristen in die Band geholt, der sie tatkräftig unterstützte und auch genügend Freiraum erhielt, um zu zeigen, dass er weit mehr konnte als nur ein paar Bluesriffs runterzuschrammeln. Seine Soli kamen energiegeladen und sehr präzise rüber. Aber auch die Rhythmussection, bestehend aus Iiro Kautto (bass) und Rami Eskelinen (drums) legte ein solides Fundament für die Band, auf dem sie sich austoben konnte. Erja Lyytinen und Band war für viele sicher die Überraschung des Tages und da will ich mich gar nicht ausnehmen.
Danach betrat der Mann die Bretter, die die Welt bedeuten, den viele schon heute als Legende bezeichnen. Gemeint ist der Ex- Rolling Stone Mick Taylor, der von 1969-1974 bei den Dinos des Rock spielte und die Stones in dieser Zeit maßgeblich beeinflusste. Zur Verstärkung hatte er den irischen Gitarristen Barry McCabe eingeladen, ihn auf 3 Konzerten in Deutschland zu begleiten. Wer aber vermutete, dass Barry nur ein untergeordnete Rolle neben Mick Taylor einnahm, sah sich gewaltig getäuscht. Gleich der erste Song, "In The Dead Of The Night" stammte von McCabes aktuellem Album Beyond The Tears.
Mick Taylor und seine Band waren ja für Joe Bonamassa eingesprungen, der seine Deutschlandtour für dieses Jahr unter fadenscheinigen Gründen plötzlich absagte, um, wie es in der Presse hieß, mit seiner Freundin in den Urlaub zu fahren. Na dann: Happy holiday Mr Bonamassa.
Das Gespann Mick Taylor und Barry McCabe machte auch als Team einen hervorragenden Job, so wechselten sich die beiden Gitarristen bei den Soli oft ab und spielten sich den Ball gegenseitig zu. Mick ließ zu keiner Zeit den Boss raushängen, was den Ex- Stone noch sympathischer machte. Als Barry "Johnny Nobody", wieder von der aktuellen CD, spielte, zelebrierte Taylor ein tolles Slidesolo dazu. Die Besucher waren begeistert.
Auch der Mann an den Keyboards machte an der Orgel sowie am Piano einen super Job. Seine Soli waren echte Highlights. Unter tosendem Applaus beendete die Band ihren Auftritt, allerdings nicht ohne eine Zugabe zu spielen. Nach dem Auftritt gab es dann noch Autogramme und ein paar Fangespräche. Mick, wie viele andere Künstler an diesem Tag auch, ließ es sich nicht nehmen, sich mit einigen seiner Fans fotografieren zu lassen. Also alles andere als ein eingebildeter Superstar. Er hat an diesem Abend sicher einige Fans dazugewonnen!
Danach wurde es deutlich lauter und härter. Eric Sardinas und seine Band enterten die Bühne. In Trio-Besetzung legten die Männer auch gleich mächtig los. Der Bass pumpte beinhart, die Drums donnerten durch Schöppingen und die Musiker machten unmissverständlich klar, dass sie nicht bereit waren, an diesem Abend Gefangene zu machen. Eric mit langem schwarzen Haar und Vollbart, ist ja bekannt für seine extrovertierte Art, den Blues zu zelebrieren. Ich habe bisher noch nie so einen wilden Blueser auf der Bühne gesehen. Mann konnte richtig Angst um die Instrumente bekommen, die ziemlich hart rangenommen wurden.
Eric slidete sich die Seele aus dem Leib und ließ kaum einen Gitarreneffekt aus, sehr zur Freude der anwesenden Zuschauer, die sich jetzt immer dichter an der Bühne drängelten. Der Mann hat die Ausstrahlung eines wilden Tieres. Den Hut tief ins Gesicht geschoben überzog er die Festivalbesucher mit infernalen Gitarrenschlachten. Sein Markenzeichen ist ja der wilde Umgang mit seiner Dobro, die er auch schon mal anzündete, was er an diesem Abend aber nicht tat.
Für meinen Geschmack war es aber dann doch hier und da etwas zuviel des Guten, das mögen viele Besucher allerdings anders gesehen haben, wie man der allgemeinen Begeisterung entnehmen konnte. Ein Bassolo rundete den Auftritt der Band zu fortgeschrittener Stunde ab. Auch Eric Sardinas gab dem Publikum noch eine ausufernde Zugabe. Ein gelungener Auftritt!
Das Festival wurde in diesem Jahr von dem Australier Gwyn Ashton beschlossen, der in Schöppingen bereits zum dritten Mal auftrat. Nur Schlagzeug ( Darren Lee), Gitarre und sein unvergleichlicher Blues, mehr brauchte Gwyn nicht, um die Leute vor der Bühne zu begeistern. Er spielte Songs quer durch seine Alben, ohne dass man einen Bass vermisste. Eine tolle und gewagte Leistung. Der umtriebige Gitarrist spielte den härteren Blues sehr gefühlvoll.
In der Mitte des Sets bekam Gwyn Ashton dann aber doch noch Verstärkung durch Marc Ford, der sich den Bass umschnallte. Die Beiden harmonierten sehr gut auf der Bühne, so dass man denken konnte, sie würden schon ewig zusammen spielen. Nach ca. 10 Stunden war das 16. Internationale Grolsch-Bluesfestival beendet, das seinen Besuchern so ziemlich alle Facetten diesen Genres bot. Traditionell, poppig, rockig, von zart bis hart. Ein Tag, der vielen Leuten in guter Erinnerung bleiben dürfte.
Abschließend bleibt eigentlich nur zu sagen, dass die Veranstalter des Festivals mal wieder ein feines Händchen bei der Auswahl der Künstler hatten, und ich bin mir ziemlich sicher, dass an diesem Abend, niemand einen Joe Bonamassa vermisst hat. Allerdings hat dieses tolle Bluesfestival weit mehr als tausend Besucher, die an diesem Tag da waren, verdient! Hoffen wir fürs nächste Jahr nur auf besseres Wetter!
Bilder vom Konzert
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