Nachdem das Hammer Of Doom bereits zuvor Bands in Programm hatte, die eher in den Epic Metal- oder Heavy Metal-Bereich gefallen sind, gab es bei der sechsten Ausgabe erstmals neben dem samstäglichen 'Doomsday' eine 'Epic Night' am Freitag. Je nach Geschmack waren Tickets für die einzelnen Tage oder für beide möglich.
Freitag 28.10.2011: Epic Night
Da es in der Vergangenheit Probleme mit gefälschten Tickets gab, wurden auch dieses Mal wie bereits bei der Frühjahrsausgabe und dem Keep It True die Karten extra an der Tageskasse überprüft, was zu Verzögerungen beim Einlass führte.
Dadurch verpassten wir die ersten Minuten von Mountain Throne, einem Sideprojekt von Mirror Of Deception-Musikern. Hat mich etwas gewundert, dass diese, da sie doch recht doomig klingen, den Auftakt zur 'Epic Night' machten, ich hätte sie eher den Platz mit Devil tauschen lassen. Dennoch ein guter, vielversprechender, allerdings nicht überragender Anfang.
Die recht Power Metal-lastigen Griechen von Battleroar waren nicht so mein Fall bisher und daran änderte auch dieser Abend nichts. Sorry, Jungs.
Ganz im Gegensatz zu Doomsword aus Italien, deren Mischung aus Epic-, Heavy- und Doom Metal mit einem kleinen Viking-Touch (vor allem textlich) mir gut gefällt. Auf Konserve leidet die Musik teilweise unter nicht so gelungenen Produktionen, live hingegen konnte die Band überzeugen und ich habe mich gefreut, sie endlich mal zu sehen und Songs wie "Heathen Assault" und" For Those Who Died With Sword in Hand" zu genießen. Vermisst habe ich allerdings "Onward Into Battle".
Seien wir ehrlich: Die ersten drei Bands (ohne jetzt deren Leistungen schmälern zu wollen) bzw. die ersten drei Stunden am Freitag waren eher zum warmwerden, denn der eigentliche Hammer (Of Doom) war natürlich die ebenso lange exklusive Headlinershow von Manilla Road.
Die meisten Anwesenden waren wegen der seit 1977 existierenden Kultband gekommen. Eigentlich als Psychedelic Rock gestartet, schwenkte die Truppe um Mark 'The Shark' Shelton Anfang der 80er auf Metal um und veröffentlichte legendäre Klassiker, was allerdings nur von einer treuen Anhängerschar so gesehen wird. Gerade die frühen Reviews in Zeitschriften waren vernichtend und selbst heute kann die breite Masse immer noch nichts mit der wirklich eigenständigen und außergewöhnlichen Musik anfangen, die mich vom ersten Moment an ("Cage Of Mirrors" - was leider nicht gespielt wurde) fasziniert hatte.
Den Anfang machte das Instrumental "Morbid Tabernacle" von der "The Deluge", welches wie auch im Original in "Isle Of The Dead" überging, gefolgt "Taken By Storm". Nach diesem Dreierpack wurde als nächstes die Open The Gates mit ebenfalls drei Tracks bedacht, welche insgesamt gesehen in der Setlist am meisten berücksichtigt wurde (wogegen ich natürlich überhaupt nichts hatte, auch wenn ich gerne noch "The Ninth Wave" und "Astronomica" gehört hätte…). Doch auch "The Deluge" und "Mystification" wurden reichlich bedacht, später dann außerdem die "Crystal Logik" (warum kein "Dreams Of Eschaton" und kein "The Veils Of Negative Existence"?). Ganz alte Songs waren ebenfalls im Programm, zumindest aus den 80ern von der "Metal".
Sicher möchte jede Band nicht nur Klassiker spielen, sodass es immerhin auch zweimal Etwas von der aktuellen Scheibe "Playground Of The Damned" gab.
Viele Wünsche des lauthals mitsingen Publikums wurden also erfüllt, viele blieben allerdings offen, selbst bei der langen Playlist von 25 (!) Songs war es einfach nicht möglich, alles drin zu haben. Selbst drei oder gar vier Stunden wären einfach nicht genug.
Doch auch so war der Auftritt einfach 'magisch'. Eine solch euphorische Menge habe ich beim Hammer Of Doom noch nicht erlebt. Was in den ersten Reihen abging, war unglaublich (weiter hinten kann ich nicht beurteilen). Die Aussage, Griechen und Italiener würden bei Manilla Road-Konzerten regelrecht durchdrehen, kann ich bestätigen. Vor mir war ein ausrastender Grieche, der mehrfach versuchte, über die Absperrung zu klettern, hinter mir Italiener. die ihre Begeisterung laut kundtaten ( »impossible...«, »mio dio«...), links von mir Leo, der Sänger von Forsaken aus Malta, der extra einen Tag früher angereist war und rechts Salatexperte Marcel Trummer von Altantean Kodex.
Alle zusammen feierten die Truppe um Mark Shelton ab, welcher wie immer großartig Gitarre spielte, jedoch meistens den Gesang seinem 'Hellroadie' (Bryan Patrick) überließ, weil er es gesundheitlich nicht mehr selbst kann. Wenn er doch das Mikro übernahm, fiel auf, wie krächzig die Stimme geworden ist. Doch der 'Ersatz' machte seine Sache hervorragend und klang verblüffend ähnlich. Noch jemanden im Line-up will ich hier erwähnen: Den Live-Drummer Andreas 'Neudi' Neuderth (u.a. Roxxcalibur) aus Alzey, der uns übrigens auf dem Hinweg auf der Autobahn überholt hatte. Für ihn dürfte es ein absoluter Traum sein, mit seinen Helden zu spielen.
Auch für mich war dies ein unglaubliches Konzert, egal ob hinterher die Haare klebten und der "The Deluge"-Backpatch ebenso…
Wer wollte, konnte hinterher noch auf eine Aftershow-Party im gleichen Gebäude gehen, das ist mir erst richtig bewusst geworden als wir schon vor dem Hotel standen… aber was hätte danach und dagegen noch (an)kommen können…
Samstag 29.10.2011: Doomsday
Da die Verpflegung in der Posthalle nicht so der Hammer ist (Hot Dog Stand, der auch Pizzaecken hat), sind wir zunächst in
der Innenstadt von Würzburg Mittagessen gegangen. Was länger dauerte als geplant, wodurch wir die erste Band, Serpent Venom leider verpassten.
Die jungen Norweger von Devil, die danach spielten, hätten meiner Meinung nach besser zum Freitagsprogramm gepasst, da sie doch recht undoomig waren. Besonders der Schlagzeuger war kaum zu bremsen und schlug ziemlich heftig zu. Dafür waren die Ansagen etwas planlos ( »Hallo Erfurt« - hä?). Insgesamt nicht schlecht, wobei ich sie anfangs recht interessant fand, was jedoch mit der Zeit nachließ.
Nomad Son aus Malta gefallen mir musikalisch gut, insbesondere die Keyboards, sie haben auch ganz tolle Songs, doch mit dem Gesang kann ich weniger anfangen. Der wirkt mir einfach zu gepresst. Geht mir auf Konserve so, bereits damals beim Doom Shall Rise und an diesen Tag irgendwie noch mehr. Dabei fand ich den Frontmann mit seinem schwarzen Kapuzenumhang optisch amüsant.
Die Überraschung des Tages sollten für uns The 11th Hour werden, die uns vorher unbekannt waren. Jens meinte gleich, der Schlagzeuger sähe aus wie Ed Warby (u.a. Gorefest und Ayreon). Was daran lag, dass er es tatsächlich auch war. The 11th Hour ist sein Doomprojekt, wobei er auf CD alle Instrumente spielt und sogar für den Klargesang zuständig ist, lediglich beim Grunzen half auf dem Debüt der ebenfalls nicht unbekannte Roger 'Rogga' Johanssen.
Aus gesundheitlichen Gründen hat er diesen Part mittlerweile an Pim Blankenstein von den Rotterdoomern Officium Triste übergeben. Grob in diese Richtung, also Doom/Death, geht es auch hier, was ich einerseits sowieso gerne mag und andererseits als angenehme Auflockerung zu den anderen Bands empfand.
Denn danach wurde es wieder traditioneller, bzw. mehr an Black Sabbath orientiert.
Wobei Orchid das Kunststück gelingt, im Gegensatz zu vielen anderen Doomern, sich nicht vorwiegend an den düsteren Elementen der Vorbilder zu orientieren, sondern retrorockig den Eindruck zu erwecken, man wäre in die frühen 70er zurückversetzt. Es wirkt wirklich, als ständen da der junge Ozzy Osbourne, Bill Ward und Co. Das ist schon beeindruckend. Leider spielten sie recht wenig von ihrer Mini-CD, die stärker war als der Nachfolger.
Das Vorbild von Forsaken-Sänger Leo Stivala ist eher das Black Sabbath-Line-up mit Ronnie James Dio. Dies ist vor allem in der Gestik immer wieder zu spüren. Seinen Gesang mag ich auch sehr, obwohl die Stimme an diesem Tag ein wenig angegriffen wirkte (am Freitag zu viel gefeiert…?). Dennoch thronte sie wie gewohnt über den epischen Songs, die allerdings vom Sound her ein wenig matschig rüberkamen, irgendwie hatte der Mixer das nicht so perfekt eingestellt - klang zumindest von unserer Position so. Forsaken begeistern mich seit 2003 (wie ich zu Leo am Freitag sagte »I've been liking your band you since the first Doom Shall Rise«) und haben mich auch dieses Mal nicht enttäuscht.
Auf Blood Ceremony
aus Kanada war ich am meisten gespannt: Schafft Frontfrau Alia es live, Gesang, Orgel und Querflöte unter einen Hut zu bekommen? Die Antwort ist eindeutig: ja! Dazu gelingt es ihr noch, die Bühne mit ihrer Präsenz auszufüllen und durch okkulte Gesten eine mystische Atmosphäre zu zaubern und in ihrem kurzen Kleidchen gut auszusehen. Ist sie doch eine Hexe oder gar eine heidnische Göttin? Diese Frau ist faszinierend, attraktiv und musikalisch vielseitig. Interessante Feststellung am Rande: Es gibt Fans, die beim Querflötensolo mitsingen.
Blood Ceremony sind originell, bewegen sich irgendwo zwischen Doom, Horror-Filmsoundtrack, altem Prog Rock und Okkult Rock - und das alles ganz ohne Tierblut. In dieser Sparte gehören sie zusammen mit Jex Thoth zur Speerspitze, finde ich. Dagegen sind The Devil's Blood meiner Meinung nach gehypte Langeweile (obwohl ich deren Mini auch gut fand).
Bei Lord Vicar, die wir bereits mehrfach gesehen haben und deren Boss Peter wohl ebenfalls an den Nachwirkungen des Vortages litt (ja, ja, das gute deutsche Bier…) machte sich langsam das 'Wir haben keine Lust mehr und Plattfüße vom Stehen'-Gefühl breit.
Nicht nur von uns wurde kritisch angemerkt, dass es im Gegensatz zu früher in der Posthalle keine Sitzmöglichkeit mehr gibt (außer auf dem Boden), was bei einer Veranstaltung von mehr als 10 Stunden Länge doch angebracht wäre. Genügend Platz wäre vorhanden - entweder wieder die Sitzecken oder ein paar Bierzeltgarnituren aufzustellen, der vorhandene Raum ist bei weitem nicht ausgereizt.
In Hinblick auf die längere Heimfahrt traten wir selbige nach einer halben Stunde an und schenkten wir uns die letzten beiden Bands. Zumal ich The Devil's Blood nach Blood Ceremony nicht mehr sehen musste und Revelation (bzw. Yet So Far) bisher nich so spannend gefunden haben, dass wir nur deswegen dageblieben wären. Cathedral wären ein Argument gewesen, doch die hatten bekanntlich den für diesen Abend geplanten Deutschland-Abschluss-Gig gecancelt.
Bandabsagen sind leider ein Problem mit dem das Hammer Of Doom immer wieder zu kämpfen hat, dennoch hoffe ich, dass der Veranstalter sich nicht entmutigen lässt. Wenn es vielleicht das Doom Shall Rise nicht mehr geben wird, bleibt der Doom-Szene (erstaunlich, wie viele bekannte Gesichter man immer wieder sieht) wenigstens noch ein derartiges Festival.
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