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Over The Rainbow - Burg Herzberg Festival 2007
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Burg Herzberg Festival 2007
19. bis 22. Juli 2007
Over The Rainbow
Artikel vom 20.08.2007
Bert Machoy (Text)
Uwe Pabst (©Fotos)
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Donnerstag, 19. Juli
Richtig gespannt konnte man auf die Bands des diesjährigen Burg Herzberg-Festivals sein, waren doch eine Reihe Highlights auf dem Billing zu finden.
"Over The Rainbow"- ein farbenfrohes, anspruchsvolles, lebendiges und friedvolles Hippiefest ist es geworden, auch wenn diesmal nicht die tropische Hitze, sondern der zum Teil wolkenbruchartige Regen und der Schlamm die ausdauernde gute Laune etwas strapazierte.
Ca. 10.000 Besucher waren gekommen, um die Musik, das Flair und die Lebensart auf diesem einmaligen Festival zu genießen.
Wie bereits in den Jahren zuvor eröffnete die Burg Herzberg Session Band das musikalische Geschehen am Donnerstagabend mit Blues Rock und gelungenen Soli, die den begeisterten Zuschauern Respekt abverlangten, spielen doch die Mitglieder der "Session Band" nicht als professionelle Musiker.
Dann sollte auch schon der 'erste' Höhepunkt des Festivals starten: Brant Bjork And The Bros.. Brant Bjork ist sicher vielen als Musiker der Stoner Rock-Bands Kyuss und Fu Manchu bekannt. Hier trat er mit eigener Truppe auf - und wie! Die Band bewegte sich musikalisch auf einer sehr rockigen Ebene, die ihre Wurzeln im Stoner Rock nicht überhören ließ. Es entstand musikalisch eine Mixtur aus Desert Rock und Boogie und das gefiel den Zuhören! Zwei Gitarren ( Bjork, Cortez), ein Bass ( Roche) und das Schlagzeug ( Hernandez) ließen die rauen Rocktöne erklingen und entlockten den Fans wahre Begeisterungsstürme. Dabei verzichtete die Band weitgehend auf besondere Showeinlagen, sie lebte während des Konzertes ganz für und in ihrer Musik.
Kurios wirkte, dass der Bassist und der zweite Gitarrist dem Publikum meist den Rücken zukehrten, solch eine 'Bühnenshow' ist bei uns sicherlich eher ungewöhnlich. Aber der Qualität der Musik hat diese Eigenheit auf keinen Fall geschadet.
Als nächstes starteten die skandinavischen Paatos mit ihrem Konzert. Paatos spielten einen sehr schönen und harmonischen Prog Rock, der viel Platz für verschiedene musikalische Elemente, Lyrisches und auch Folkiges ließ. Durch den Gesang von Petronella Nettermahn erhielt die Musik ihre sehr typische Note. Paatos wirkte als Band in sich geschlossen, die Musiker harmonierten gut miteinander.
Den Abschluss des Donnerstags bildeten Quantum Fantay und brachte die vielen Leute vor der Bühne noch einmal so richtig 'zum Kochen'. Am ehesten vielleicht vergleichbar mit den Ozric Tentacles ließen es Quantum Fantay noch einmal so richtig 'krachen'. Ihre Instrumentalmusik, die man als Neo-Psychedelic-Rock oder auch Neo Prog bezeichnen könnte, ging in die Köpfe und Beine der Fans. Sehr markant und überaus passend trug die Querflöte zum Sound der Band bei; filigran und doch nicht zerbrechlich wirkend, entstand eine spannende Mischung der Instrumente. Es war Musik zum Tanzen, zum Sich-in-den-Sound-treiben-lassen, zum In-den-lebhaften-und-kraftvollen-Sphären-der-Musik-versinken-können.
Freitag, 20. Juli
Am Freitag fiel es schon etwas schwerer, sich für die richtige Musik entscheiden zu können, da man zwischen der großen Bühne und der Freakstage auswählen 'musste'. Während auf der Freakstage junge Bands aus verschiedenen europäischen Ländern ihre Musik darboten, begann die aus Bayern stammende Band Weißwurscht is das Programm auf der Mainstage.
Weißwurscht is spielten ihre lustige Musikmischung mit Elementen von Polka bis Punk und ließen bei einer 'verrückten Bühnenshow' im wahrsten Sinne des Wortes die (oberen) Hosen herunter. Ein schriller Start in den Freitag mit viel Partylaune, auch wenn die Musik vielleicht nicht jedermanns Erwartungen erfüllt hat.
Die nächste Band Purple Rain - junge Musiker aus Hessen - hatten sich dem 70er-Jahre Rock verschrieben. Neben Klassikern von zum Beispiel Jimi Hendrix präsentierte die Band auch Eigenkompositionen. Und das ziemlich gut.
Damit gelang es Purple Rain, das Publikum schon etwas auf die darauffolgende Ben Granfeld Band einzustimmen.
Die Band um den ehemaligen Wishbone Ash-Gitarristen präsentierte Rock und Blues vom Feinsten. Man spürte die kreative Virtuosität Granfelds, der es verstand, die Massen zu begeistern.
Der nächste Act am Freitag bot Musik der eigenen Art. Hans Söllner und seine Band sangen und spielten sich in die Ohren und Köpfe des Publikums. Söllner ist bekannt für seine provokanten und zum Teil frech-kritischen Texte, die neben politischen Themen ("He Staat…") auch die Drogenproblematik beinhalten. Eingebettet in Reggaerhythmen zelebrierte Söllner seine Lieder und Texte vor dem Publikum.
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Der wohl eigentliche Höhepunkt des Freitags war der Auftritt von Peter Hammills Van der Graaf Generator. Die Band, die seit nunmehr 40 Jahren ein wohlklingender Name für eine anspruchsvolle und doch eigenwillige Musik ist, brachte den gespannten Zuhörern ein Glanzstück ihres Könnens dar. Man merkte dem Musikern P. Hammill, G. Evans und H. Banton ihre Freude bei der Darbietung ihrer Musik an. Van der Graaf Generator lässt sich nur schwerlich einer Musikrichtung zuordnen, umso interessanter war das Erlebnis einer wohl durchdachten und doch minimalistisch wirkenden Musik während des Konzertes. Van der Graaf - ein Musikerlebnis zum Zuhören, ein Konzert zum Miterleben! Zu hören waren Stücke aus dem Gesamtschaffen der Band, insbesondere vom aktuellen Album "Real Time".
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Bemerkenswert war der Auftritt der Aachener Band Electric Orange auf der Freakstage.
Mit großer Begeisterung und Faszination erlebten die zahlreichen Zuschauer und -hörer ein großartiges Konzert zwischen Kraut- und psychedelischem Spacerock. Electric Orange spielten u.a. Stücke aus ihrem neusten Album "Morbus" und von ihrer CD Platte. Wenn man genau hinhörte, waren Can als musikalische Väter erkennbar.
Auf der großen Bühne präsentierte sich die US-Band Pavlov's Dog. Diese wurde 1973 gegründet und ist im Prog Rock zu Hause. Etwas gewöhnungsbedürftig war die markante Stimme David Surkamps. Die Band steigerte sich im Verlauf des Konzerts spürbar. Gelungen war das Zusammenspiel der Rhythmusinstrumente und Gitarren mit den Parts von Piano und Violine. Als Songs wie "Julia" ertönten, waren der Begeisterung der Fans vor der Bühne keine Grenzen mehr gesetzt.
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Einige Erwartungen waren auch in den Auftritt der Waliser Band Man gesetzt worden. Man konnte aber personell nicht vollständig auftreten. So vermisste man als Zuhörer deren gewohnte und erwartete Power und 'musste' sich mit einer eher 'harmloseren' Vorstellung der Mannen von Man zufrieden geben. Eigentlich schade, die Erwartungen konnten hier nicht erfüllt werden.
Samstag, 21. Juli
Der Samstag wartete mit einer beachtlichen Anzahl von musikalisch hochwertigen Bands und Musikern auf, sodass es nicht immer leicht fiel, sich zu entscheiden, welches Konzert man gerne miterleben möchte.
Den Anfang machten die Amerikaner Floating Stone - ein Duo, bestehend aus dem Gitarristen Jeff Aug und dem Perkussionisten Niko Lai. Die Zuhörer erlebten rhythmische und mitreißende Stücke, die in ihrer Gesamtheit immer filigran und anspruchsvoll wirkten.
Als nächstes stand Sahara auf der Bühne. Sahara, ein Urgestein des Krautrock, erlebte 'ihre Zeit' von 1972-1977. Die Münchener standen und stehen für anspruchsvolle Rockmusik der progressiven und z.T. psychedelischen Richtung. Einer der musikalischen Höhepunkte ihres Konzertes war das Stück "Sunrise", was alle musikalischen Facetten der Band anschaulich aufzeigte. Dabei erfuhr die Musik von Sahara durch Saxophon und Flöte eine sehr breite Klangvielfalt, mit der sich die Kompositionen akustisch sehr anschaulich umsetzen lassen.
Zur selben Zeit schlug auf der Freakstage die Stunde der Liedermacher.
Neben Klaus der Geiger und Bernd Witthüser (bekannt durch das Duo Witthüser & Westrupp) trat zum zweiten Male Götz Widmann mit seinen humorig-satirisch-kritischen Songs auf. Für alle, die sich an gelungenen Songtexten mit ansprechenden Inhalten begeistern können, war die Freakstage genau der richtige Platz.
Auf der Hauptbühne trat als nächstes, von Vielen nahezu sehnsüchtig erwartet, die Edgar Broughton Band aus Großbritannien auf. Broughton gilt als politisch engagierter Rockmusiker und Songschreiber. Während des Konzerts konnte das begeisterte Publikum eine Reihe der bekanntesten Stücke der gut aufgelegten Band erleben. Broughtons Musik war kraftvoll, rockig und geradlinig. Mit seinem "Out, Demons, Out!" ging ein sehr schönes, aber viel zu kurzes Konzert zu Ende.
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Für viele folgte nun der eigentliche musikalische Höhepunkt des Tages - der Konzertauftritt von Colloseum. Die Band tourte seit Beginn des Jahres und präsentierte sich in ihren Konzerten mit rockigeren Arrangements ihrer Musik und in außerordentlich guter Spiellaune. Colosseum brillierte auch auf dem Herzberg mit musikalischer Perfektion und ließ die Begeisterung der Fans bei "Valentine Suite" oder "Lost Angeles" in die Höhe schnellen.
Der einsetzende Regen konnte der Begeisterung keinerlei Abbruch tun. Colosseum überzeugte auch hier mit jedem Mitglied der Band. Immer wieder beeindruckend ist der Gesang Chris Farlowes, der schier unmögliche Töne mit seiner Stimme produziert. Wie erwartet war das Konzert von Colosseum ein absoluter Höhepunkt an diesem Sonnabend.
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Der nun einsetzende wolkenbruchartige Regen verzögerte die Auftritte der folgenden Bands doch erheblich und verwandelte das gesamte Festivalgelände in einen sehr schlammigen Acker.
Uriah Heep folgte als nächstes, sie spielten dem verbliebenen, mehr oder weniger durchgeweichten Publikum ihre bekannten Stücke.
Den Abschluss des Tages bildeten einmal die polnische Prog Rock-Band Riverside, die u.a. Songs aus ihrem mittlerweile dritten Album "Rapid Eye Movement" vorstellte und die Band Orange, die den frühen Sonntagmorgen mit ihrer tranceartigen, rhythmischen Musik begrüßte.
Sonntag, 22. Juli
Der letzte Festivaltag stand wieder unter dem Zeichen der Weltmusik. Neben den Brasilianern Naurea, die tanzbare und rhythmusbetonte Musik vorstellten, die der südamerikanischen Musiktradition von Samba u.a. typischen Musikstilen entsprang, trat die deutsche Mittelalterband Ougenweide auf. Ougenweide bearbeitet historische Texte und spielt die Musik auf teilweise alten Instrumenten. Dabei gefällt die Band durch die Harmonie von Gesang und Instrumentierung.
Mit großem Temperament setzten sich Shantel & The Bucovina Club Orchestar in Szene. Die Band verschmolz osteuropäische Musikstile mit neuer elektronischer Musik und gewann daraus einen modernen, zum Tanzen zwingenden Mix, der auf dem Festival begeisterte.
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Nach dem Konzert der vielbeachteten Berliner 17 Hippies, gab es eine Neuauflage der Herzberg Blues Allstars. Neben Musikern der Hamburg Blues Band waren u.a. Pete York, Maggie Bell, Barbara Thompson und Clem Clempson dabei, um mit ihrer Musik einen gelungenen Festivalausklang zu präsentieren.
Und ganz zum Schluss - und damit auch der wirklich allerletzte Gig - traten Embryo auf der Freakstage auf, um mit ihrer Art von Weltmusik das Burg Herzberg Festival 2007 zu beenden.
Es war ein gelungenes Festival mit hervorragenden musikalischen Highlights.
Dank sei an dieser Stelle allen Organisatoren und Helfern gesagt und mit großen Erwartungen freuen wir uns auf das Burg Herzberg Festival 2008.
Impressionen
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