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Magic Bike Rüdesheim
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Donnergrollen am Mittelrhein
Event
07. bis 10. Juni 2012
Artikel vom 19.06.2012
Holger Ott
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Kein anderer Fahrzeughersteller der Welt, ob PKW oder Motorrad, bietet so viel für seine Kunden und Fans, wie die Traditionsmarke aus Milwaukee, im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin. Seit 109 Jahren dominieren die Stahlrösser von Harley-Davidson den Markt, und wenn die Mutter ruft, strömen Tausende zu den Veranstaltungen. Angefangen haben diese Events bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In Sturgis (South Dakota) zeigte Harley beim Hill-Climbing seine Kraft, und in Daytona Beach (Florida) bei den Strandrennen die Schnelligkeit. Schon damals waren die Veranstaltungen regelrechte Publikumsmagnete, und seit die Company den Weltmarkt im Griff hat, steigt auch die Zahl der Events im Ausland. Kundenbindung unter dem Motto des gemeinsamen Feierns steckt dahinter, und die treuen Anhänger nehmen solche Einladungen sehr gerne mit zunehmenden Besucherzahlen an. Natürlich darf bei diesen Festivitäten die Musik nicht zu kurz kommen, denn wo gesungen wird versammeln sich Menschen, und wo sich Menschen versammeln, wird meistens auch gesungen.
Seit elf Jahren präsentiert sich die kleine Weinmetropole Rüdesheim am Rhein als idealer Ausrichter der Magic Bike Rüdesheim. Am Eingang des Weltkulturerbes Mittelrheintal gelegen, bietet die Stadt dem trinkfreudigen Volk allerhand Gelegenheiten, tief ins Weinglas zu schauen, oder bei einem kostenlosen Besuch der Asbach Destillerie die Vorzüge des Hochprozentigen kennen zu lernen. Nebenbei können die Motorradfahrer im Alleingang oder durch geführte Touren die außergewöhnlich schöne Gegend erkunden. Auf Grund dessen, dass der Fronleichnams-Feiertag stets auf einen Donnerstag fällt, wird Rüdesheim für vier Tage im Juni zum Mekka der Harley-Jünger. Zum Anfang nur als Geheimtipp gehandelt, erfreut sich dieses Event inzwischen einer sehr großen Beliebtheit, und wer nicht mindestens ein Jahr im Voraus sein Quartier bucht, muss weit fahren, oder sehen wo er bleibt.
Durch Erzählungen und Zeitungsberichte neugierig geworden, war die Veranstaltung vor zwei Jahren schon einmal mein Ziel und hat mich damals bereits völlig überzeugt. In diesem Jahr habe ich das Glück, dass ich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Ich reise gerne, kann meinem Motorrad-Hobby frönen, und Dank meines Presseausweises tiefe Einblicke hinter die Kulissen genießen, besonders was den musikalischen Rahmen angeht. Das Veranstaltungskomitee hatte in den vergangenen Jahren immer ein glückliches Händchen, was die Auswahl der Bands angeht. Immerhin ist es nicht leicht, über vier Tage eine breit gefächerte Auswahl zu treffen, damit alle Geschmäcker, von jung bis al, und von soft bis hard abgedeckt werden. Dieses Mal findet sich unter anderem Mallet, eine altbewährte Band ein, die bereits des Öfteren auf Biker-Events gespielt hat, sowie zwei Headliner, die unterschiedlicher nicht sein können. Wer von den Älteren noch die langen Rockpalastnächte des WDR in Erinnerung hat, wird sich bestimmt an den Kult-Auftritt von Mother's Finest erinnern. Er liegt zwar schon über dreißig Jahre zurück, aber der Name der Band spricht für sich, und ist ein Garant für Top-Unterhaltung. Schaut euch Frontfrau Joyce Kennedy an und ihr seht, wie diese Frau Fashion im gesetzten Alter umsetzen kann. Neben ihrer herausragenden Soul-Stimme, ist sie auf der Bühne extrem agil, sehr präsent, und ein absoluter Hingucker. Leider steht dieser Act bereits am Donnerstag Abend auf der Mainstage im großen Partyzelt. Der Tag zählt ja als Anreisetag für diejenigen, die das Glück haben, einen Brückentag zu nutzen. Aber all die, denen dieses Glück nicht beschert ist und am Freitag noch arbeiten müssen, wird Mother's Finest wohl entgehen.
Selbstverständlich habe ich versucht ein Interview mit der Band zu bekommen. Allerdings sind die Gegebenheiten auf dem Gelände nicht optimal, und auf Grund der Lautstärke sind keine ruhigen Plätze zu finden, um den Ton beim Interview mitzuschneiden. Abgesehen davon, ist die Band zur Zeit noch voll im Stress ihrer Europa-Tour und war auch in Rüdesheim vor und nach der Show extrem kurz angebunden. Dafür war ihr Auftritt umso professioneller. Hier merkt man sofort, dass die Band aus den USA absoluter Profi ist und es versteht, die ca. dreitausend Menschen im dicht gedrängten Partyzelt vom ersten Ton an mitzureißen. Zwar hat die Band seit sehr vielen Jahren kein neues Studiomaterial herausgebracht, aber das altbewährte ist dafür vom Feinsten, und Joyce hat sich wieder einmal völlig verausgabt. Leider ist das Programm etwas kurz geraten. Gerade einmal fünfzehn Songs, darunter "Baby Love" werden zum Besten gegeben. Der Stimmung tut es aber keinen Abbruch.
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Einen Tag später, am Freitag, steht ein krasses Gegenteil auf der Bühne. Texas Lightning um Multitalent Olli Dittrich geben sich die Ehre und lassen einen Hauch von Westernromantik durch das Rheintal wehen. Ihre Country-Show ist geprägt von Covermusik großer Künstler aus aller Welt und ein paar wenigen Eigenkompositionen. Angefeuert werden sie von Krüger Rockt mit ihrer Rock'n'Roll-Show.
Hinter der Bühne geben sich die Musiker von Texas Lightning sehr kontaktfreudig. Ein netter Plausch mit Ditsche und Jane Comerford ist ebenso drin, wie die obligatorischen Erinnerungsfotos. Als sie mit Einsetzen des großen Unwetters die Bühne betreten, füllt sich das Zelt bis zum Bersten. Was ich nur bei dieser Band absolut nicht verstehe, ist die Tatsache, dass fast jeder Song gecovert wird. Da stehen mit Olli Dittrich und seiner Partnerin zwei geniale Multitalente auf der Bühne, die locker an den Erfolg ihrer Komposition "No No Never" anknüpfen könnten, und sie nutzen ihr Potenzial nicht aus. Ihre Songs hören sich alle gut an, ohne Zweifel, aber mehr Eigenes könnte viel mehr Pep in die Show bringen. Sie spielen sich dabei durch das Who Is Who der Musikgeschichte, und covern von den Beatles über Madonna bis zu AC/DC alles was Rang und Namen hat. Die Setliste liest sich wie eine Hitparade, trotzdem kommt erst so richtig Stimmung auf, als ihr Eurovisions-Song angestimmt wird.
Für mich sind Texas Lightning der bessere Top-Act der Vier-Tage-Veranstaltung, sie passen einfach besser zu einem Biker-Event als eine Funk-Band, da sie deutlich mehr Publikum ansprechen.
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Wem vom Hauptprogramm gar nichts zusagt, der hat die Möglichkeit, sich vor weiteren zwei Bühnen zu platzieren und dort hauptsächlich dem Blues zu frönen. Zeitweilig ist es schwer, sich für eine Band zu entscheiden. Die Qualität aller Künstler ist gut bis sehr gut, und ich habe mich ebenfalls dabei ertappt, dass ich von Bühne zu Bühne gependelt bin, um wenigstens einen guten Eindruck über die vielen Darbietungen zu erhaschen.
Neben den vielen Bands bieten die Organisatoren ein buntes Rahmenprogramm, bei dem es ebenfalls wieder heißt, wer zuerst kommt, erhält die besten Plätze. Direkt auf dem Eventgelände wird alle zwei Stunden die Sgt. Wilson's Army Show aufgeführt, bei der die Akteuren ganz im Zeichen der US-Army der 50er agieren. Da herrscht noch Zucht und Ordnung. Die Bike-Show präsentiert ein breites Spektrum von Harley-Davidson, das von den Anfängen bis zu Zukunftsvisionen reicht. Fahrbar ist dort alles, obwohl bei einigen Modellen schwer zu erkennen ist, wo vorne und hinten ist. Freitag Nachmittag läuft das nächste Spektakel auf der inzwischen vollständig gesperrten Mainstreet von Rüdesheim. Bevor die Straße entlang des Rheinufers endgültig mit Motorrädern zugeparkt wird, darf Deutschlands Stuntfahrer Nummer eins, Rainer Schwarz, wieder zeigen, dass selbst die schwerste Harley-Davidson Electra Glide für ihn 'nur' ein Spielzeug ist. Lässig reißt er den 450 Kilo schweren Brocken in die Luft und reitet die Straße vor dem johlenden Publikum entlang. Natürlich darf auch hier nicht fehlen, dass die Reifen ordentlich qualmen, und der Gummi bis in die letzte Reihe spritzt.
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Keine Magic Bike Rüdesheim ohne Parade. Samstagvormittag werden auf den Campingplätzen und in den Hotels die Motorradfahrer nervös. Kaum den letzten Bissen des Frühstücks heruntergeschluckt, werden die Putzutensilien zum Einsatz gebracht. Zum Glück hat der Wettergott ein Herz, das im Viertel-Takt schlägt. Die Sonne knallt von oben, und Stunden vor der Abfahrt versammeln sich weit über eintausend Fahrzeuge in Assmannshausen. Aufstellung zur großen Runde entlang der Uferstraße, über die Weinberge, durch die zauberhafte Landschaft, zurück nach Rüdesheim. Nicht nur für alle Beteiligten, sondern auch für Tausende von Zuschauern ein besonderes Ereignis. Die Parade endet auch rechtzeitig, damit Fußballbegeisterte überall auf dem Festgelände die Spiele der EM verfolgen können.
Am Abend, nach den Spielen folgen am Abend, wie an einer Schnur gezogen, die nächsten Programmpunkte. Auf die Vergabe diverser Pokale, u. a. für das schönste Bike, die weiteste Anreise, das größte HOG-Chapter warten alle wie gebannt auf das große Feuerwerk. Die besten Plätze befinden sich oberhalb des Geländes, da die Perspektive auf den Rhein, in Verbindung mit den bunten Böllern und Raketen, nach Einbruch der Dunkelheit einfach grandios ist. Mit Untermalung von schöner Musik, werden die Raketen in den Abendhimmel geschossen und sorgen für viele »Ahs« und »Ohs« bei den Tausenden von Schaulustigen. Bevor ich mich in Richtung Hotel begebe, wandere ich aber noch einmal in das große Zelt, in dem die Verlosung einer Harley-Davidson stattfindet. Nein, ich bin nicht der glückliche Gewinner, und muss mich am nächsten Tag leider wieder mit meinem Stahlross auf den langen Rückweg nach Berlin machen.
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Das Veranstaltungskomitee der Magic Bike Rüdesheim, allen voran Bernhardt Jung, bei dem ich mich von ganzem Herzen bedanke, hat mit seinem Buddies And Bikes e.V. wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Natürlich geht so etwas nicht ohne die Hilfe der vielen Sponsoren, tatkräftigen Helfern und ohne die 'Mutter' Harley Davidson. Abgesehen von ein paar kleinen Regentröpfchen ist die Veranstaltung wieder einmal ein voller Erfolg und das zeugt von hoher Qualität. Es wird mich zwar nicht jedes Jahr dorthin führen, aber in einigen Jahren werde ich erneut in Rüdesheim sein, um wieder einige schöne Tage in einer der schönsten Regionen Deutschlands zu verbringen.
Bands und Künstler Line-up:
Markus Wolf
King & Baumgardt
Wolfgang Lieberwirth
Alegra Wenig And The Özdemirs
Memo Gonzales & The Bluescasters
Springfield Blues Band
Bloody Fingers
Biber Herrman
Beat Box XXL
Maximilian Hirschberg und Christian Felke
Rock Force One
Rick Cheyenne
Brass Maschine
Krüger Rockt
Mallet
Texas Lightning
Mother's Finest
Setlist Mother's Finest
Funk A While
Bring It
Truth
Fight
Hard Rock
The Wall
Give U All The Luv
Thank You
I Believe
Mickeys Monkey
LPF
Baby Love
P. O. Rock
Don't Wanna
Train
Setlist Texas Lightning
Cowboy Too
Smoke, Smoke, Smoke
Like A Virgin
Seven Ways
Eye Of The Tiger
Green, Green Light
Linedance
Norwegian Wood
Ticket To Ride
The Voice
Man In The Mirror
Dancing Queen
Power Of Love
Time After Timey
Walk On The Wild Side
Sexy
C `est La Vie
No No Never
All Night Long
Rolling In The Deep
Highway To Hell
Blue Bayou
Externer Link:
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