Nikolaut-Winterfestival 2013
06.12.2013 in Mülheim a. d. R.
Nikolaut 2012
Nikolaut-Winterfestival 2013
Mülheim/Ruhr
06. Dezember 2013
Festivalbericht
Stil: Metal


Artikel vom 16.12.2013


Jochen v. Arnim
Laut an Nikolaus - das klingt doch nach einer echten Alternative zu "Kling Glöckchen" und ähnlichen Attributen der christlichen Vorweihnachtszeit. Und so stand es für mich außer Frage, dem Ruf des Nikolaut-Winterfestivals nach Mülheim an der Ruhr Folge zu leisten. Schön gelegen in einer vornehmlich gewerblich genutzten Gegend findet man, neben Discos und anderen eher des Nächtens besuchten Etablissements mit einem gewissen Geräuschpegel, auch The Inner Cirlce, das den Veranstaltern des Winter-Rockfestivals als Austragungsort für den vorweihnachtlichen Metal-Roundup dienen sollte.
Einzig deutsche Bands standen auf dem Plakat und so eine Aktion ist nicht nur zu begrüßen, sondern auch definitiv und uneingeschränkt zu unterstützen. Keiner soll mir kommen mit dem ewigen Wehklagen, es sei ja nie was los und so weiter, blablabla… Guckt Euch nur mal vernünftig um und Ihr werdet merken, wo überall die Perlen schlummern.
Nun, mit Schlummern war's nix in der Nikolausnacht. Geschäftiges Treiben auf der Bühne und hinter den beiden großen Theken sowie das Grummeln aus vielen dutzend Kehlen sorgten beim Betreten der Halle direkt für die richtige Atmosphäre. Die üblichen Wochenendstaus auf westdeutschen Fernstraßen hatten mich zeitlich mehr ins Hintertreffen gebracht, als es mir lieb war und so blieb neben einem kurzen Checken der Location und einem halben Bier keine Zeit für irgendwelche Höflichkeiten - das Licht ging auf den Punkt aus.
ExotoxisExotoxis aus dem nahe gelegenen Oberhausen durften den kernigen Reigen eröffnen. Und das taten sie sehr, sehr überzeugend, spielten melodisch angehauchten Metal und die Herren Florian Haack (g), Vittorio Papotto (g), Malte Burkert (b) und Philipp Mies (dr) konnten dabei besonders auf die Frontfrau Becky Gaber bauen. Stimmlich mal derbe, mal sehr variabel und mit einer prachtvollen Dreadlock-Frisur ausgestattet haute sie dem Publikum das Set der Band entgegen. Positiv dabei - Ihr kennt mich - die Kommunikation mit dem bereits anwesenden Publikum, dem man in Teilen anmerkte, dass es kein kompletter Neuling in Sachen Exotoxis war, obwohl die Band erst seit 2012 in dieser Form besteht.
ExotoxisKeine zehn Songs, inklusive einer netten 'Ballade', die eigentlich nur dazu diente, auch noch die letzten Schuppen aus den Haaren zu schleudern, und das erste Set war schon vorbei, kurzweilig und knackig dargeboten - sehr feiner Auftritt, gucke ich mir bestimmt noch mal an.
Jede Band hatte einen Slot von ca. 45 - 60 Minuten zugestanden bekommen und das ist optimal, wenn du als Zuschauer weißt, dass du am Abend fünf Sets vor der Brust hast. Auch die jeweiligen Change Overs hatten genau die richtige Länge: Bierchen, Schwätzchen und für den Raucher eine Kippe in der beheizten 'Lounge' oder auch ein Besuch in der gut sortierten Merch-Ecke waren allemal drin.
Kamikaze KingsDer Name Kamikaze Kings stand als nächstes auf dem Zettel und auch hier war für mich Erstkontakt angesagt - wenngleich mir Bilder der Truppe durchaus schon länger geläufig sind. Seit 2009 sind die vier Jungs mit ihrer Rock'n'Roll Pornrock-Extravaganza unterwegs und haben sich aus den dunklen Hinterhöfen Berlin-Marzahns in die Weiten der Republik gespielt. Metal, Leder, Nieten, ein gehörige Portion Selbstironie und, nicht zu vergessen, cojones. Und davon aber nicht zwei für jeden der Musiker, sondern mindestens vier!
Kamikaze KingsMit "Hit The Bitch" ging es direkt in die Vollen und das Volk liebte es. Irgendwie war an diesem Abend 'no nonsense' angesagt und daran hielten sich alle Bands. Frontsau Elmo, dieses Mal im 'popofreien Gewand', ließ keinen Zweifel daran, dass er mit seinen Kollegen Randy (g), Kev (b) und Rais (dr) gekommen war, die 'classy songs titles' (Zitat eines Freundes) in die vorweihnachtliche Welt zu brüllen - der Opener, "Master Or Slave" oder "Fat Slut" mochten davon Zeugnis geben. Ein weiterer Marker auf meinem Zettel für zukünftig zu besuchende Shows.
Pause. Von vielen Besuchern genutzt, wurde eine nette Idee der Veranstalter zu einem tollen Festival-Spaß: Es gab eine rote Bank, auf der man sich, mit oder ohne Bands, mit Freunden oder mit Fremden ablichten lassen konnte. Die Szenen, die sich da teilweise abspielten, reichten im Grunde für eine eigene Show und wer mal gucken will, wie man in Mülheim Party macht, dem sei ein Blick auf die offizielle Website des Veranstalters empfohlen. Zudem gab es eine kleine Verlosung, die vom Organisator Markus Sokolies höchstpersönlich überwacht wurde, während eine Fee die Losnummern zog.
Crossplane»We are Crossplane and we play Rock'n'Roll!« Dieser Aussage Taten folgen zu lassen, waren als nächste Band die Ruhrpott-Rocker aus dem benachbarten Essen angetreten. Crossplane sind seit überschaubaren drei Jahren im Spiel und setzen sich aus Frontmann und Gitarrist Celli (Onkel Tom), Dirk (ehem. Bassist bei Andy Brings' Ramonstars), Matthias an den Drums (Exhumer) und Alex als weiterer Gitarrist zusammen. Dabei war der Hauptfokus an diesem Abend auf dem Fronter, der mit einer unglaublichen Energie seinem Posten alle Ehre machte.
CrossplaneDie Setlist ließ auf eine lange Show schließen, aber kleine Abweichungen mussten wegen der Zeit hingenommen werden. Das Publikum hätte sicherlich ein doppelt so langes Set vertragen können, denn dieser knüppeltrockene, einmal-umdrehen-und-bücken, mit deftigem Motörhead-Einschlag versehene Mix aus Hard Rock und Metal kam extrem gut an und es wurde nicht nur auf der Bühne gegrölt und gerockt. Insgesamt schien die Veranstaltung wie eine große Party von Freunden für Freunde - die Bands dabei voll eingeschlossen.
Crossplane haben übrigens gerade CD-Release gehabt und können mit ihrem ersten ordentlichen Longplayer "Class Of Hellhound High" aufwarten, der hoffentlich in Bälde auch in diesem Kino vorgestellt wird.
Gun BarrelWenn ich mich nicht ganz derbe täusche, so hatte Patrick Sühl, Sänger der vierten Band des Abends, bei unserem letzten 'Zusammentreffen' (im Kerkrader Rocktemple) quasi gerade erst sein Debüt als Frontmann von Gun Barrel gegeben. Das muss irgendwie kurz vor Erscheinen vom Album "Brace For Impact" gewesen sein, das die Band 2011 veröffentlicht hat. Und mit eben diesem Titelsong machte die Truppe beim Nikolaut-Festival ihre erste Ansage des Sets. Abgefeiert wurden das deutsche Metal-Urgestein Rolf Tanzius an der Gitarre, Tomcat Kintgen am Bass sowie neben dem Sänger auch noch der Drummer Toni Pinciroli von der ersten Minute an. Es hatte den Anschein, die Kölner hätten ihren eigenen Fanclub mitgebracht - ist ja auch nicht so weit bis Mülheim. Aber auch die Nicht-Kölner ließen zwar etwas Platz vor der Bühne, zollten den Domstädtern trotzdem ihren wohlverdienten Respekt - lautstark!
Gun BarrelNimmt man den Titel des ersten Songs wörtlich, so konnte das Publikum dieses als Warnung für die bevorstehende Stunde ansehen: Es knallte heftig in den Hallen des T.I.C. und manch ein Bierchen floss nicht nur die Kehle hinunter, sondern landete sonst wo - sweat, beer and rock'n'roll. Aber auch hier war die Stunde schnell um, viel zu schnell, und es hieß erneut Umbaupause, Bier holen, Kippe rauchen.
MotorjesusMit Motorjesus kündigte sich dann die letzte Band des Abends an, zugleich auch die am längsten existierende. Ursprünglich mal als Shitheadz gegründet und wegen indizierter und verhinderter Veröffentlichungen schlussendlich 2004 in den aktuellen Namen umbenannt, hauen die Jungs seit rund 25 Jahren ihren Mix aus Metal, Hard Rock und Stoner Rock über den Äther. Von den Gründern dieser Band aus dem fußballerisch 'feindlichen Ausland' ist lediglich Gitarrist Guido Reuss übrig, alle anderen Kollegen ( Andy Peters (g), Chris 'Howling' Birx (v), Roman Jasiczak (b), Oliver Beck (dr)) hat er über die Jahre neu dazugesammelt.
MotorjesusNeben neueren Stücken, wie dem Opener "Motor Discipline" oder "Fuel The Warmachine" oder "King Of The Dead End Road" von der grandiosen Wheels Of Purgatory, kamen im Verlauf des Sets auch einige Stücke aus grauer Vorzeit der Band auf den Tisch und wurden fast schon frenetisch abgefeiert. Da waren mehr als bloß zwei oder drei Hardcore-Fans im gut gefüllten T.I.C. und neben dem Sänger fand besonders Gitarrist Andreas Peters seine ganz speziellen Jünger in der ersten Reihe.
Keine Frage, auch der schönste Abend geht irgendwann mal dem Ende zu und da machte das Nikolaut-Winterfestival keine Ausnahme. Rolf Tanzius wurde noch um kurz nach Mitternacht auf die Bühne geholt, da er passend zum Festival am 6.12. Geburtstag hat.
Dem Schreiber dieser Zeilen bleibt nur, dem Team um Makus Sokolies und ihm selber für den klasse Abend und natürlich die Akkreditierung zu danken. Wenn ich darf, bin ich beim nächsten Mal wieder dabei!
Bilder vom Event

Exotoxis    Exotoxis    Exotoxis
Kamikaze Kings    Kamikaze Kings    Kamikaze Kings
Crossplane   Crossplane   Crossplane
Gun Barrel    Gun Barrel    Gun Barrel
Motorjesus   Motorjesus   Motorjesus
Setliste Exotoxis    Markus Sokolies    Setliste Kamikaze Kings
Setliste Crossplane    Crossplane    Setliste Gun Barrel
Crowd    Setliste Motorjesus    Crowd
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