Rock Meets Classic / 18.02.2013, Berlin, Max-Schmeling-Halle
Rock Meets Classic Rock Meets Classic
Max-Schmeling-Halle
18.02.2013
Event
Stil: Rock


Artikel vom 28.02.2013


Holger Ott
Rock Meets Classic entwickelt sich mit großen Schritten zur Traditionsveranstaltung am Anfang des Jahres. Seit 2010 Mat Sinner die musikalische Leitung übernommen hat und sich seither die Größen der Rockmusik das Mikrofon wie einen Staffelstab zureichen, ist auch das Interesse des Publikums mal mehr und mal weniger vorhanden. War es bei den beiden Events zuvor Ian Gillan, der das Zugpferd spielte und für große Nachfrage sorgte, so gibt er diese Position nun an Paul Rodgers ab, der mit Free und Bad Company riesige Erfolge feierte. Sein Intermezzo als Sänger von Queen wurde leider nicht gekrönt, weshalb während seines Auftritts diese Stücke außen vor bleiben. Er präsentiert sich als Ex-Frontmann der Company, singt deren beste Songs und gibt als Zugabe den Klassiker "Allright Now" von seiner Ur-Band.
Rock Meets ClassicDen Opener der Veranstaltung macht dieses Mal
Chris Thompson (neuerdings mit kleinem Bärtchen), der, wie im letzten Jahr, Songs aus seiner Zeit als Sänger von
Manfred Mann's Earth Band performt. Seine Lieder werden ausgedehnt, um den Musikern um Mat Sinner die Möglichkeit zu geben, sich dem Publikum vorzustellen. Jeder bekommt seinen Solopart, während Thompson die breite Bühne für sich erobert. Er kommuniziert sehr gut mit der Band, dem Orchester und den Zuschauern im Saal. Allerdings ist nach drei Darbietungen bereits Ende. Schade, wie ich finde, denn viele lieben seine Stimme und sind gerade in die Magie seiner Musik eingetaucht. Sein Auftritt ist gesplittet und somit kommen die Besucher zum Glück in den Genuss, ihn nach der Pause noch einmal zu hören.
Rock Meets ClassicMat Sinner kündigt den Ex-Journey-Sänger Steve Augeri an, dessen Highlights wie "Wheel In The Sky" und "Don't Stop Believin'" für Stimmung sorgen sollen. Ersterer bringt das Rad aber nicht zum Drehen. Der Song wird viel zu langsam gespielt und das markante Gitarrensolo, das nun einmal jeder Kenner im Ohr hat, wird nicht annähernd so dargeboten. Nach seinem etwas faden Auftritt gönnt sich das Bohemian Symphony Orchestra Prague unter der Leitung von Bernard Fabuljan seinen ersten längeren Part. Das Thema "He's A Pirate" aus dem Kino-Kassenschlager "Pirates Of The Caribian" wird gespielt. Wo bleibt nur Johnny Depp, um sich an einem Tau von links nach rechts über die Bühne zu schwingen?
Rock Meets ClassicVor der Pause erleben die Zuschauer noch das, ebenfalls nur vier Songs umfassende, Gastspiel des Sängers und Gründers der Hooters, Eric Bazilian. Auch seine Musik will leider nicht so recht zünden. Weder "All You Zombies" noch "Johnny B." reißen etwas. Lediglich das vom Orchester stark untermalte "One Of Us" sorgt für eine Überraschung. Als Bazilian nach der Hälfte ins Deutsche wechselt und den Text mit »Hätte Gott ein Gesicht...« fortsetzt (der weitere Text ist mir leider entfallen) geht ein erstauntes Raunen durch den Saal und endet in jubelnden Applaus.
Rock Meets ClassicNach der Pause macht das Orchester erneut die Einleitung, während sich die Mat Sinner Band und der Background-Chor langsam auf der Bühne einfinden. Chris Thompson singt seine letzten beiden Stücke, darunter die Eigenkomposition "The Voice", und macht den Weg für den angekündigten Stargast des Abends Bonnie Tyler frei. Sie genießt, ebenso wie Paul Rodgers, das Privileg, fünf Lieder am laufenden Meter singen zu dürfen.Rock Meets Classic Meine vorangegangenen Zweifel, sie würde gegen ihre männliche Konkurrenz scheitern, legen sich dabei bereits nach dem zweiten Werk, denn sie hält genau das Niveau ihrer Vorgänger. Interessant, ihre Reibeisenstimme einmal im Original zu hören, allerdings bringt die Schunkelmusik "It's A Heartache" niemand dazu, im Takt zu wippen. Langsam kommt es auch auf der Bühne an, dass der Funken in diesem Jahr nicht so überspringen will. Trotz der schönen Ballade "Total Eclipse Of The Heart" und der Up-Tempo-Nummer "Holding Out For A Hero" kommt keine besondere Resonanz. Auch als die ganz in Leder gekleidete Blondine mit dem Tina Turner Coversong "Simply The Best" noch eine Schippe drauflegt, bleibt das Publikum verhalten.
Rock Meets ClassicLetzte Chance also für Free-Man Paul Rodgers, die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen, und er macht das zuerst mit seinem farbenfrohen Outfit. "Can't Get Enough" aus Bad Company Zeiten plätschert so vor sich hin. Rogers nutzt zwar, wie Thompson, die gesamte Bühne, schafft es aber auch nicht so richtig, das Publikum zu animieren. "Feel Like Makin' Love" ist nicht druckvoll genug, "Shooting Star" ebenfalls zu ruhig und "Rock'n Roll Fantasy" geht im orchestralen Gewirr unter. Dennoch ist er derjenige, wegen dem die meisten Zuschauer im Saal sind. Leider sind es nicht so viele, wie im Vorjahr und es tun sich erschreckend große Lücken in den Rängen auf. Liegt es an den Eintrittspreisen oder daran, dass die Veranstaltung am Montagabend läuft? Aufgrund der Bandbreite der Akteure und dem Bekanntheitsgrad ihrer Musik ist der Preis durchaus gerechtfertigt.Rock Meets ClassicEs ist halt die erste Show der Tour und da tut man sich bekanntlich immer etwas schwerer. Es mangelt deutlich an Abstimmung unter den Musikern. Auch das Gitarristen-Duo der Mat Sinner Band kann leider keine Akzente setzen. Die herausragenden Solisten an diesem Abend sind eindeutig einzelne Mitglieder des Orchesters aus Tschechien, die an bedeutenden Punkten der Show solistische Einlagen bringen, die mit viel Applaus belohnt werden. Besonders hervorzuheben ist dabei deren Perkussionistin, die leider fast unsichtbar hinter dem riesigen Schlagzeug von Randy Black postiert ist. Die Handhabung ihrer Instrumente war sehenswert. Sticktwirling kennt man von fast jedem Drummer, aber wer hat schon mal gesehen, wie in der gleichen Art und Weise mit Becken gewirbelt wird? Mein Augenmerk, besonders während der Parts von Paul Rodgers liegt auf ihr, denn sie hat ihm - fast unbemerkt - beinahe die Show gestohlen.
Während der einzigen Zugabe "Allright Now", versammeln sich alle Akteure noch einmal auf der Bühne. Selbst bei dieser Nummer dauert es bis zur Hälfte, ehe sich das Publikum erhebt und sich zögerlich traut, an die Bühne heranzutreten. Bis auf eine Reihe von Flammenwerfern ist dort nichts, was einem gefährlich werden könnte, warum also diese Zurückhaltung? Nur weil der Saal bestuhlt ist, bedeutet es nicht, dass man an diese Stühle gefesselt ist.
Meine Begeisterung hält sich dieses Mal leider ebenfalls in Grenzen. War ich ein Jahr zuvor noch euphorisch, denn Ian Gillan hatte einen grandiosen Auftritt hingelegt und Chris Thompson sang bessere Stücke, so finde ich dieses Rock Meets Classic eher schleppend. Langweilig will ich nicht unbedingt sagen - das machen viele Leute aus dem Publikum, die auf dem Weg aus der Halle um mich herum sind. Die nächste Show wird bestimmt wieder besser sein.
Vielen Dank an das Concertbuero Zahlmann für die Akkreditierung
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Setlist
Orchester
01:Childs Anthem

Chris Thompson
01:For You
02:Daveys On The Road Again
03:Questions

Steve Augeri
01:Seperate Ways
02:Wheel In The Sky
03:Faithful
04:Don't Stop Believin'

Orchester
01:He's A Pirate

Eric Bazilian 01:All You Zombies
02:500 Miles
03:One Of Us
04:Johnny B.

Orchester
01:Ungarischer Tanz

Chris Thompson
01:The Voice
02:Mighty Quinn

Bonnie Tyler
01:It's A Heartache
02:Believe In Me
03:Total Eclipse Of The Heart
04:Holding Out For A Hero
05:The Best

Paul Rogers
01:Can't Get Enough
02:Wishing Well
03:Feel Like Making Love
04:Shooting Star
05:Rock'n Roll Fantasy

Finale
01:Allright Now
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