Rorysfriends haben gerufen und alle sind gekommen zum "4. Rory Gallagher Review" nach Wiesbaden um den am 14.06.1995 verstorbenen Künstler Rory Gallagher zu ehren. Die Veranstaltung war seit Monaten ausverkauft, was sicherlich für die Qualität dieses Events spricht. 20$Bill und Sabine Biringer hatten wieder zwei hochkarätige Bands für diesen Abend eingeladen. Zum einen die Rostocker Band Bad Penny, die seit vielen Jahren zu den besten Tribute-Bands zählt und die Formation Stagestruck aus Irland, die noch recht neu in diesen Gefilden wildert, aber schon für so manches Erstaunen in der Szene gesorgt hat und mit diesem Konzert ihren ersten Auftritt in Deutschland absolvierte.
Aber die Leute kamen nicht nur wegen den guten Bands, sondern auch, um die riesige Ausstellung zu begutachten, die 20$Bill im Laufe der Jahre zusammengetragen hat. So gab es über 90 Ausstellungsrahmen mit unvergesslichen Fotos von Rory Gallagher, Zeitungsartikel in allen Sprachen, Eintrittskarten und Postern vergangener Konzerte und natürlich selbst geschossene Fotos aus Irland, dem Heimatland des Ausnahmekünstlers. Aber auch Bilder von Musikern, die sich offen zu Rory Gallagher bekennen und ihrem Idol bei den Konzerten Tribute zollen, wie z.B. Gwyn Ashton, Joe Bonamassa, Julian Sas und andere, waren zu sehen..
Damit nicht genug, gab es noch unzählige Exponate in zwei großen Vitrinen zu bestaunen. Darunter befanden sich rare Singles, Bootlegs, DVD's, Videos, Bücher und und und. 20$Bill hat noch so viel Material in seinem Privatarchiv, dass es durchaus für ein paar Vitrinen mehr gereicht hätte, aber der Platz im "Kulturpalast" hätte nicht ausgereicht, um alles zu präsentieren.
Dazu konnten die Fans noch die Relic-Strat von 20$Bill, die Fender zu Ehren von Rory nachgebaut hat und in limitierter Anzahl verkaufte, bestaunen. Die Telecaster, die Rory von 1990 bis 1995 spielte und die im Besitz von Rudi Gerlach, dem ehemaligen Kameramann des WDR und guter Freund von Rory Gallagher, war ebenfalls zu sehen und später sogar zu hören, als der Gitarrist von Bad Penny sie beim Auftritt spielte. Eine weitere Relic-Strat gab es noch zu bewundern, die von Joachim Matz, die er sich von zwei Freunden, nach Vorlage des Originals, hat nachbauen lassen. Hut ab, da steckt sicher eine Menge Arbeit drin.
Auch Michael Heuer stellte seine Gretsch-Corvette, die Rory Gallagher zu Lebzeiten persönlich mit einer Widmung signierte, für die Ausstellung zur Verfügung. Angesichts dieser umfangreichen Sammlung standen so manchem Fan die Tränen in den Augen.
Den musikalischen Abend eröffnete die Soul-Folk-Soldiers Bad Penny aus Rostock, die die Songs von Rory Gallagher auf ihre Art interpretierten. Ungewöhnlich war schon das Line up. Zwei Gitarren, Keyboards, Akkordeon, Bass und Schlagzeug. Dem entsprechend kompakt war dann auch der Sound. Es war eine Freude der Band zuzuhören. Sie spielten weniger die großen Hits von Rory sondern Songs, die man nur selten bis überhaupt nicht von Tribute-Bands zu hören bekommt. Mit sehr viel Gefühl wurden Stücke wie "King Of Zydeco", "Nadine" und viele andere dem Publikum vorgetragen, das die Songs begeistert aufnahm. Aber auch bekanntere Sachen wie der "Bullfrog Blues" wurden so originell gespielt, dass die Zuschauer begeistert tosenden Applaus spendeten. Die Band spielte, bis ihr das Wasser aus den Schuhen lief. Ich hoffe, dass ich die sympathische Combo bald mal wieder sehen kann. Sie haben mir sehr gut gefallen, denn sie heben sich durch ihre Besetzung und ihre Spielart ganz deutlich von anderen Bands dieses Genres ab.
In der Umbaupause wurde dann die Verlosung gestartet. Die Gewinner wurden von Ger Kenneally, dem Mitorganisator von "Cork Rocks For Rory", der extra aus Irland angereist war um an diesem Abend dabei zu sein, gezogen. Die Preise waren wieder sehr begehrt. Der erste Gewinner konnte das Buch von Gerry McAvoy "Riding Shotgun", das von ihm persönlich signiert wurde und mit einer Widmung versehen war, mit nach Hause nehmen. Der zweite Preis war ein Promo Poster der neuen Rory Gallagher CD "Big Guns - The Very Best Of Rory Gallagher" und natürlich der dazugehörige Tonträger, der als SACD erschienen ist. Ein "TASTE-CAFE" T-Shirt aus Irland war der dritte Preis. Die Freude war bei den Gewinnern entsprechend groß.
Ein weiteres Highlight für den geneigten Fan war sicherlich die Versteigerung der LP "Rory Gallagher Live In Europe", die von der damaligen Band signiert wurde. Diese LP wurde von einem Besucher für den guten Zweck gespendet. Denn der komplette Erlös dieses Abends ging an die Organisation von "Bärenherz", die sich für schwerstkranke Kinder einsetzt. Die Scheibe erzielte satte 65 Euro und da an diesem Abend wohl alle in Gönnerlaune waren, spendete der Gewinner der Auktion die LP für die Ausstellung von 20$Bill.
Dann war es soweit, die Jungs von Stagestruck betraten die Bühne und rockten vom ersten Ton an mächtig los. Ja, in dem Alter hat man noch gewaltige Energie in den Knochen. Die Jungs sind zwischen 18 und 20 Jahre alt und gehen dementsprechend an die Sache ran. Die Lautstärke erhöhte sich jetzt um einiges in dem Konzertraum. Nach 5 Minuten war keiner mehr trocken im Saal, denn nicht nur die Band rockte sich die Seele aus dem Leib, auch das Publikum tobte und tanzte zu den Rhythmen von Rory Gallagher. Der Gitarrist und Sänger Brian Tambling riss an den Seiten seiner Gitarre, das man Angst um das schöne Stück bekam. Er legte sehr viel Gefühl in sein Gitarrenspiel. Auch die Kommunikation unter den drei Musikern funktionierte tadellos. Wie Rory Gallagher seiner Zeit, zeigte auch Brian, mit dieser typischen Handbewegung, der Band an wenn die Passagen leiser werden sollten. Ich habe bisher noch keine Rory Gallagher Tribute Band gesehen, die so mächtig Druck machten, wie Stagestruck an diesem Abend. Da kann ich nur meinen Hut ziehen und auch das Publikum applaudierte der Band frenetisch. Gegen Ende des Konzertes projizierte 20$Bill noch das Bild von Rory Gallagher auf die Leinwand hinter der Bühne, woraufhin Brian sich zu seiner Ikone umdrehte und auf den Knien weiterspielte. So punktet man bei seinem Publikum. Ein echt gelungenes Konzert.
Leider neigte sich nach diesem Konzert auch der Abend dem Ende entgegen. Es wurden noch ein paar Gespräche geführt, ein paar Bierchen getrunken und einige Adressen ausgetauscht, bevor es wieder in Richtung Heimat ging, mit dem guten Gefühl im Bauch, dass sich der weite Weg wirklich gelohnt hat. Vielen Dank an Karl-Heinz Bilstein und Sabine Biringer für diesen tollen Abend.
Wer mehr über 20$Bill erfahren möchte, kann unser Interview, das wir in Irland mit ihm geführt haben, in der RockTimes lesen.
Bilder vom Konzert
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