Rosblues
21.10.2006, Partycentrum de Kentering
Rosmalen (NL)
Rosblues Rosblues
Partycentrum de Kentering
Rosmalen (NL), 21.10.2006
Stil: Blues

BigDez
The Juke Joints
John Primer
The Little Boogie Boy Blues Band
Theo Reijnders


Artikel vom 23.10.2006


Joachim 'Joe' Brookes
Rosblues zum Zweiten. Folglich ein relativ neues Bluesfestival in den Niederlanden. Das diesjährige Line-up hatte es in sich, zumindest, was The Juke Joints und John Primer betrifft.
Besonders günstig ist es, wenn man das ganze mit einem Besuch bei unseren langjährigen Freunden Hans und Christin, die in Rosmalen wohnen, kombinieren kann.
Ganz traditionell fuhren wir mit 'de fiets' (dem Fahrrad) zum Festival. Es war relativ ruhig im Eingangsbereich der Location und die Bestätigung folgte auf dem Fuß: Bisher hatten sich erst wenige Besucher eingefunden und der Saal wirkte 'fast' leer.
BigDez Die französische Band BigDez eröffnete das Festival pünktlich um 20.00 Uhr. Diese Combo hatte ich bereits auf dem Blues Alive 2006 im März gesehen. Weit und breit kein Saxofonist geschweige denn ein Saxofon zu sehen. Dafür spielten BigDez mit einem zweiten Gitarristen.
Leider gelang es Phil Farnandez und seinen Leuten nicht, als Stimmungsmacher und Einheizer zu fungieren. Dafür war deren Blues an diesem Abend einfach zu glatt, um nicht zu sagen, mit Bügelfalten, so wie Farnandez Hose.
Die spärlich im Saal verteilten Zuschauer applaudierten höflich und alle Versuche, die Leute zum Mitklatschen oder gar Tanzen zu bewegen, war vergebene Liebesmühe.
Der BigDez-Blues wollte und wollte nicht in Fahrt kommen. Da half auch kein Spaziergang durchs Publikum. Man musste feststellen, dass einfach der Mann am Holzblasinstrument fehlte. Er hätte dem Auftritt der Band bestimmt, so wie beim Blues Alive, den nötigen Pfeffer gegeben. Die Info, wie lange noch zu spielen war erhielt der Bandleader von seinem Bassisten. Hatte der für Gigs in den Niederlanden extra ein Hemd mit Kuh-Motiv angezogen?
Um 21.25 Uhr verließen BigDez die Bühne, nachdem noch eine Zugabe gespielt wurde.
BigDez            BigDez            BigDez
BigDez             BigDez
The Juke Joints Nach einer zügigen Umbaupause, die zum Kennenlernen einiger Leute genutzt wurde, enterten dann pünktlich um 22.00 Uhr The Juke Joints die Festivalbühne. Der Saal hatte sich merklich gefüllt und die Musiker aus Zeeland wurden schon vor dem ersten Ton mit viel Beifall begrüßt.
Deren Auftritt wurde zu einem tierischen Fest auf und vor der Bühne: Das, was BigDez nicht gelungen war, hatten The Juke Joints aus dem Stehgreif geschafft. Es wurde mächtig eingeheizt und selbst wenn man den 'Heimvorteil' der Band abzieht, bleibt jede Menge auf dem Haben-Konto.
Überzeugend, was The Juke Joints ablieferten!
Stilvielfalt von traditionellen Blues über Rock'n'Roll, bis zum Bluesrock und Slow-Blues wurde alles geboten, was das Herz begehrt. Einfach animalisch gut, diese Band, nicht nur deren Sänger und Drummer Peter Kempel.
Die Musik war bewegend: Frage-Antwort Spiel zwischen Harp (Sonny Boy v.d. Broek) und Gitarre (Michael 'Boogie Mike' Staat), Soli wie geschnittenes Brot, Slide-Gitarre, zwei oder drei Nummern im klassischen Power-Trio.
The Juke Joints Für Abwechslung sorgte zwischenzeitlich immer wieder John van der Broek, wenn er das French Accordeon, auch Squeezebox genannt, schulterte. Der Gesamtsound der Band änderte sich schlagartig. Der Kontrast zwischen der 'Quetschkommode' und dem harten Sound der elektrischen Gitarre konnte nicht deutlicher werden.
Peter Kempel verließ seinen Arbeitsplatz und griff zur Mandoline. Es folgte "Going To My Hometown" und nicht nur jetzt ähnelte seine Stimme Rory Gallagher. Natürlich waren alle Augen auf den Mann mit der Mandoline gerichtet und unbemerkt nahm Michael Staat am Schlagzeug Platz. Die Stimmung im Saal war vor dem Siedepunkt.
Als Kempel die Mandoline ein weiteres Mal zum Einsatz brachte, verzichtete er, am Bühnenrand stehend, beim Singen völlig auf das Mikrofon.
Es war ein rundum klasse Gig und selbstverständlich gab es die vom Publikum vehement geforderte Zugabe.
Die Zeiger meines Zeiteisens zeigten 23:30 Uhr und der Juke Joints-Tornado hatte sich beruhigt. Es wurde für den Hauptact des Abends, John Primer, angerichtet.
The Juke Joints   The Juke Joints   The Juke Joints   The Juke Joints  
The Juke Joints   The Juke Joints   The Juke Joints   The Juke Joints
Primer Der Zeitplan des Festivals wurde auch hier eingehalten und um Mitternacht eröffnete die Little Boy Boogie Band das Finale. Während des dritten Songs wurde John Primer dann angekündigt. Mit ihm betrat eine prächtig gelaunte Legende des Chicago-Blues die Festivalbühne.
Er war lange Jahre Rhythmus-Gitarrist in Magic Slims Begleitband The Teardrops und er spielte bei Muddy Waters. Es gab eine Zelebration des Chicago-Blues par excellence. Anders kann man es nicht bezeichnen.
Ganz gleich, welches Lied angestimmt wurde, es war absolutes Champions League-Niveau.
Mit Recht erwähnte Primer die Leistung seiner niederländischen Begleitband, die ihm einen zuverlässigen Rückhalt bot.
Primer 'Little Boogie Boy' Hein Meijer mit dem einen oder anderen Solo und der Mann an der Harp schloss sich ihm mehrfach an. Selten habe ich über den gesamten Set hinweg einen derart butterweichen Bass gehört (beide Daumen hoch, auch für den Drummer).
Der überaus gut aufgelegte, geradezu locker wirkende Primer, spielte seine halbakustische Gibson, dass es sich gewaschen hat. Seine Läufe über die Saiten wurden zu keinem Zeitpunkt langweilig und er erwies sich auch als klasse Entertainer.
Primer/Vieth Als es dann zu Al Greens groovigem "Ride Sally Ride" kam, war auch das Publikum 'gefragt'. Nein, John Primer muss uns gar nicht auffordern. Das Mitsingen kam einfach so, ganz von alleine.
Primer hat den (Chicago-)Blues, kann begeistern und sein Tourkalender animiert viele Fans, weit zu fahren. So sagte uns der Drummer nach dem Konzert, dass beim Gig am Tag zuvor in Belgien Fans 600 Kilometer fuhren, um die Legende zu sehen.
Wenn man das als eine Überraschung werten darf, gab es unerwartet noch eine: Ist er es? Ist er es nicht? Er ist es! Die Welt ist klein:
Im Publikum sah ich plötzlich Tom Vieth. Mann, Mann, kann doch nicht sein! Doch, doch, er war aus Münster angereist, um seinen Kumpel John Primer zu sehen.
Primer      Primer      Primer
Primer      Primer      Primer
Primer   Primer   Primer   Primer
Ein Künstler ganz anderer Art konnte in einem gemütlichen Nebenraum glänzen: Theo Reijnders mit diversen fantastischen Porträts bekannter Blueser. Den Künstler bei seiner 'Arbeit' auch live zuzusehen, war ebenfalls ein Highlight.
Ok, die Bilder haben ihren Preis, aber klasse sind sie schon!
Vom Veranstalter wurde für nächstes Jahr ein ganz Großer des Bluesrock angekündigt. Wer mag das wohl sein? In ein paar Wochen wissen wir es, wie er uns bei der Verabschiedung sagte...
Tot ziens! Hans und Christin schon bald - und Rosblues im nächsten Jahr.
Eine mehr als gelungene Veranstaltung, bei der aus Sicht des Zuschauers alles reibungslos klappte.
Über den Zeitpunkt der Heimkehr des Berichterstatters legen wir mal das Mäntelchen des Schweigens. In den Niederlanden wird an verdammt vielen Straßen gearbeitet.
Theo Reijnders             Theo Reijnders
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