16. Schmölzer Blues Tage
vom 11. - 13. September 2009,
Blues auf Rezept
16. Schmölzer Blues Tage 16. Schmölzer Blues Tage
vom 11. - 13. September 2009
Blues auf Rezept
Festivalbericht
Stil: Blues und Verwandtes



Artikel vom 20.09.2008


Norbert Neugebauer
Blues Hören … bis der Arzt kommt
16. Schmölzer Blues Tage"Blues Is The Healer" verkündete schon John Lee Hooker. Und mit der Verpflichtung von diversen 'Blues-Ärzten' hatten die Macher der 16. Schmölzer Blues Tage auch diesmal das richtige Rezept, um die Liebhaber des Zwölftakters drei Tage lang ordentlich zu kurieren.
Alljährlich denken sich Uwe Angermüller und seine bewährten Mitstreiter der kernigen Ü-100 kg-Klasse ein Motto aus, das auf T-Shirts, Flyern, Postern, Homepage und natürlich im Zelt propagiert wird. Heuer lautete naheliegend der Slogan: »Blues Hören bis der Arzt kommt« (sic). Und wie schon im letzten Jahr verzeichnete das hausgemachte Festival im dörflichen Ortsteil der Gemeinde Küps an allen Tagen eine volle Bude mit Stammgästen, aber auch mit wechselndem Fan-Publikum.
Juke Joint PimpsEntgegen der bisherigen Tradition durfte diesmal keine heimische Newcomer-Band die Blues Tage eröffnen, die Juke Joint Pimps aus dem Rheinland hatten die Ehre. Das schräge Duo kam mit einem Spezial-Drums-Chopper auf die Bühne und heizte den sich dicht drängenden Zuhörern gleich kräftig ein. Die amüsanten Herren in ihren weißen Anzügen lieferten mit dicker Halbresonanz-Gitarre, Schlagzeug, Mundharmonika und Gesang einen ansteckenden Auftritt mit Songs der klassischen Blues-Größen, allerdings auch Titeln, die nicht unbedingt zum gängigen Standard-Repertoire gehören. Sie kamen so gut an, dass sie spontan gleich nochmal für den Samstag als Opener verpflichtet wurden. Und am Sonntag standen sie dann zum Dritten auf der Bühne und begeisterten die Fans erneut.
Juke Joint Pimps     Juke Joint Pimps     Juke Joint Pimps
Die Cats und der Doktor der Voodoologie
Restless CatsNatürlich gibt es keine Blues Tage ohne Lokalmatadoren. Die Restless Cats konnten am Freitag mit ihrem inzwischen vierten Auftritt in Schmölz ein fetziges Heimspiel absolvieren und stellten dort auch offiziell ihre neue CD "Rock On" vor. Vor einer beachtlichen Fan-Schar mit erstaunlich vielen 'Miezen' rockten die Rockabilly-Wegbereiter der Region ausgiebig mit allen Show-Tricks die Hütte und wurden kräftig gefeiert. Der auch als Gast auf der Platte mitwirkende Harp-Player Steven Winkler bereicherte den Bandsound sehr ansprechend. Und der Hausfotograf durfte auch mal ran ans Mikro. Uwe Angermüller promotete höchstpersönlich das Album und dankte den langjährigen Wegbegleitern für ihre Unterstützung. Schmölz halt.
Restless Cats    Restless Cats    Restless Cats    Restless Cats
Restless Cats    Restless Cats    Restless Cats
Restless Cats     Restless Cats     Restless Cats
Dr. Will & The WizardsAls absoluter Knaller entpuppte sich das Gastspiel von Dr. Will & The Wizards aus München. Wie sein großer Namensvetter Dr. John aus Louisiana (Ähnlichkeiten durchaus gewollt) veranstaltete der schwergewichtige Rock-Entertainer mit seiner ausgeflippten Truppe ein Voodoo-Spektakel, das sowohl musikalisch, als auch showmäßig das angeturnte Publikum immer wieder zu lautstarkem Beifall hinriss. Mit überdimensioniertem Luden-Anzug, Predigerrobe, Diktator-Uniform, Megaphon und coolen Sprüchen röhrte und persiflierte sich der Doktor samt Combo durch das Programm, das zwar weniger mit Blues zu tun hatte, aber dafür die Magie einer lauschigen "Easy Rider"-Nacht auf einem Friedhof in New Orleans nach Schmölz transferierte. (Kleine geistige Hilfestellung: Dr. John, Tom Waits, der selige Willy De Ville und die Hauptdarsteller aus "Interview mit einem Vampir" amüsieren sich auf einer "Rocky Horror Show"-Party - im French Quarter…)
Dr. Will & The Wizards    Dr. Will & The Wizards    Dr. Will & The Wizards
Dr. Will & The Wizards         Dr. Will & The Wizards
Dr. Will & The Wizards        Dr. Will & The Wizards        Dr. Will & The Wizards
Lady sings the Blues
Karin Rudefelt & Doktor BluesNachdem die Juke Joint Pimps erneut das Zelt am Samstag kräftig vorgeglüht hatten (diesmal mit Standschlagzeug), kam die weitgereisteste Band des Festivals ins Rampenlicht: Karin Rudefelt & Doktor Blues aus Schweden waren einzig für diesen Gig in Deutschland mit dem Kleinbus angereist (schätzungsweise ging die Gage schon für den Sprit drauf), um hier ihre musikalische Visitenkarte abzugeben! Die zierliche Sängerin überraschte zunächst mit einer unerwartet dunklen, rauchigen Stimme, die sie allerdings nur für einige spezielle Songs einsetzte. Ansonsten sang sie mit kraftvollem Sopran die komplett selbstgeschriebenen Songs, die mehr im gepflegten Brit-Blues, als im amerikanischen Idiom angesiedelt waren. Es dauerte allerdings, bis die Band mit ihren zunächst langsameren Stücken die aufgedrehten Leute zum Zuhören brachte. Doch die fachkundigen Fans merkten schnell, dass die skandinavische Formation (mit dänischem Keyboarder) zu den wirklich Guten gehört.
Karin Rudefelt & Doktor BluesVor allem Bandleader und Gesangspartner Lennart Olofsson erhielt immer wieder Szenenapplaus für seine feine Gitarrenarbeit, die auch mit dem Bottleneck zum Zungeschnalzen war. Als die Band das Tempo anzog, füllte sich die Tanzfläche umgehend. Ihre Tribut-Nummer an Bo Diddley mit typischem Beat brachte die Stimmung dann zum Kochen.
Doch auf Party waren die Schweden nicht aus und kühlten die Fans mit dem folgenden Slow Blues-Duett zwischen Gitarre und Vocals erstmal wieder runter. Dem Finale groovte die Band shuffelnd und schwerblütig bluesrockend entgegen, um dann ihren Set mit einem knackigen Funk abzuschließen. Drei druckvolle Zugaben waren der verdiente Lohn für die musikalisch ansprechendste Leistung der diesjährigen Blues Tage, die von der sympathischen Erscheinung der aparten Blues-Lady gekrönt wurde. Ein bisschen mehr Show hätte jedoch auch nicht geschadet, aber Understatement gehört wohl zum Image: »We're just another Beer-drinkin' Band from Sweden«
Karin Rudefelt & Doktor Blues      Karin Rudefelt & Doktor Blues      Karin Rudefelt & Doktor Blues
Karin Rudefelt & Doktor Blues          Karin Rudefelt & Doktor Blues
Polen-Ramme und Frühschoppen für lau
Easy Rider feat. Bogdan SzwedaZum Abschluss der Samstagnacht gibt's in Schmölz regelmäßig den Blues Rock-Hammer. Mit den bereits von früheren Auftritten bekannten Easy Rider feat. Bogdan Szweda blieben die Veranstalter beim bewährten Konzept. Die Polen, anfangs als Trio, demonstrierten zunächst wenig inspirierten Hochgeschwindigkeitsrock ("Cotton Fields" mit 78 Umdrehungen) mit diversen akrobatischen Fingerübungen von Andrzej Wodsziński auf dem Griffbrett sowie deutlich erhöhter Lautstärke. Das war vor allem für zahlreiche ältere Zuhörer zum vorher Gehörten ein zu starkes Kontrastprogramm und sie verließen umgehend das Zelt. Der hartgesottenere Rest versammelte sich vor der Bühne (analog zum Vorjahr) und ließ sich von den Boogies und heavy Blues' durchpumpen. Mit dem hinzugekommenen Gastgitarristen und guten Shouter Szweda standen nun zwei Männer auf der Bühne, die ihre Instrumente extrem beanspruchten (allerdings blieb diesmal die Klampfe von Wodsziński heil ...).
Easy Rider feat. Bogdan SzwedaLeider wurde mit zunehmender Phonzahl auch die Aussteuerung unsauberer, zumal die Gitarren über Kompressoren gespielt wurden und einheitlich dumpf klangen. Unterschiede zwischen der Gibson und der Fender ließen sich da kaum ausmachen. Jedoch waren zu diesem Zeitpunkt Feinheiten und Feeling eh weniger gefragt. Die beiden Axmen, gut eingespielt, rockten und slideten abwechselnd oder auch mit ordentlichen Double-Leads aus der Southern Rock-Abteilung. Der Basser gab dem Führungsduo auf seinem Fünfsaiter robusten Rückhalt, während der Schlagzeuger doch öfters Probleme mit dem Tempo hatte. Im Repertoire hatten die Ost-Blueser gängige Standards und eigene Stücke. Mit John Lee Hookers "Boogie Chillen" lieferte das Quartett einen starken End- und Höhepunkt und ließ die Nacht dann mit vehement geforderten Zugaben ausklingen. Diesmal ohne uniformierten Anstandsbesuch …
Easy Rider feat. Bogdan Szweda      Easy Rider feat. Bogdan Szweda      Easy Rider feat. Bogdan Szweda
16. Schmölzer Blues Tage
Auch beim eintrittsfreien sonntäglichen Frühschoppen fanden sich die Blues-Afficionados wieder zahlreich im Zelt ein. Mit einer kleinen Big Band-Besetzung trieben 2nd-Line & Helen's Horns aus dem Nürnberger Raum die Müdigkeit der zu kurzen Nacht aus dem Knochen und neuerliches Frauendorfer Bier in die Kehlen. Funk, Soul, R&B, Chicago Blues und mehr bot die zehnköpfige Besetzung dem schnell wieder munteren Publikum, das dann noch einmal zum Abschluss seinen Spaß mit den Juke Joint Pimps hatte.

Übrigens - Nachttischlampen scheinen als Bühnen-Deko in Mode zu kommen.
Externe Links: