17. Schmölzer Blues Tage
vom 10. - 12. September 2010,
Her mit dem Blues!
17. Schmölzer Blues Tage 17. Schmölzer Blues Tage
vom 10. - 12. September 2010
Her mit dem Blues!
Festivalbericht
Stil: Blues und Verwandtes



Artikel vom 23.09.2010


Norbert Neugebauer
Blues? Gimme some!
17. Schmölzer Blues Tage- Klar, was denn sonst, wenn man auf ein Bluesfest geht?! Das Motto der 17. Schmölzer Blues Tage sprach den Besuchern, die das Zelt am Schloss am kompletten Wochenende sehr gut füllten, natürlich aus dem zwölfgetakteten Herzen. Der langjährige Festivalgänger erblickte wieder zahlreiche Dauerfans, viele aus anderen Regionen, aber auch genügend unbekannte Gesichter, die den Weg in das ansonsten wenig frequentierte Dorf Schmölz fanden.
Uwe AngermüllerBeim Billing suchte man auch heuer bekannte Namen vergebens, auch wenn diesmal eine wirkliche Größe nur wegen der Terminüberschneidungen mit einer USA-Tour nicht gekommen war, wie Organisator Uwe Angermüller von der niedrigen Bühne herab verkündete. Den 'ganz im Vertrauen' genannten Namen sagen wir hier mal nicht, vielleicht kommt sie ja nächstes Jahr und dann ist die Überraschung umso größer. Aber wie alle Jahre durfte sich das »als sehr kritisch bekannte Publikum«! drauf verlassen, dass die Macher wieder ein paar Asse aus dem großen Bluestopf der hierzulande noch unbekannten Bands gezogen hatten. Leises Maulen war aber doch zum Oberbluesbruder Uwe durchgedrungen, einigen Fans gab es wohl auf Dauer zuviel Rockabilly im Aufgebot.
Hot Rockin BlackbirdsMit den Hot Rockin Blackbirds aus der Kreisstadt Kronach durfte ein noch relativ junger Vertreter dieses Genres bereits zum zweiten Mal am Samstag im Zelt aufspielen. Als Lokalmatadoren können sich mittlerweile auch 2nd Line & Helen's Horns aus Nürnberg fühlen, die wieder den sonntäglichen Frühschoppen mit ihrem Brass&Funk&Soul aufmischten. Heuer mit zwei frischen Sängerinnen an der Schmölzer Front.
Schuh-Impressionen     Schuh-Impressionen     Schuh-Impressionen
Schuh-Impressionen     Schuh-Impressionen     Schuh-Impressionen
Morblus - der Hammer zur Festivaleröffnung
MorblusEs lohnte sich diesmal auch, bereits das erste süffige 'Frauendorfer' beim Eröffnungsgig am Freitag anzutesten. Morblus aus dem namhaften Valpolicella-Ort Negrar war nämlich gleich ein richtiger Hammer! Gut, dass wir einen Joe im RockTimes -Laden haben, der fachmännisch auf die Qualitäten der italienischen Bluesrocker aufmerksam gemacht hatte! Von Beginn an begeisterten Roberto Morbioli & Co. die Fans, die gleich zum Tanzen vor die Bühne kamen. Der Bandleader, Gitarrist und Sänger hat alles, was ein guter Frontman braucht - Sexappeal, das richtige Feeling auf seinem Instrument und eine gute Stimme. Die ist so kräftig, dass er (mehrfach demonstriert) auch ohne Mikrophon im ganzen Zelt zu hören war. Dazu trug auch der bei relativ niedriger Lautstärke hervorragend ausgesteuerte Sound bei. Keyborder Daniele Scala sorgte mit seinem Lesliespeaker für Vintage-Klang und dahinter brummte die Rhythmusabteilung wie ein 12-Zylinder. Nach anderthalb Stunden und einer fulminanten Boogie-Zugabe wurden die Italiener zurecht vom Publikum gefeiert.
Morblus    Morblus
Morblus    Morblus    Morblus
Auch Little Roger And The Houserockers brauchten sich über mangelnde Aufmerksamkeit nicht zu beschweren. Der englische Frontman und seine deutsche Begleitcombo boten stark akzentuierten Jump- und Chicago-Blues, der ebenfalls den Fans sofort in die Beine ging. Die Show war auf den Sänger und klasse Mundharmonikaspieler Roger C. Wade zugeschnitten, der mit allerhand lockeren Sprüchen zusätzlich für Stimmung sorgte. Viel Musik aus den Fünfzigern und Sechzigern, Rock'n'Roll, Rhythm&Blues und Shuffle; Honky Tonk-Organistin Marion Wade und Gitarrist Tilman Michalke durften sich dabei öfters im Spotlight sonnen: Höhepunkt des Sets war eine Groove along-Version von Bo Diddleys "Mona", bei der das Zelt wackelte.
Little Roger & The Houserockers     Little Roger & The Houserockers
Little Roger & The Houserockers     Little Roger & The Houserockers     Little Roger & The Houserockers
Tom White & His FriendsDie Zeit zurück drehten dann auch zu fortgeschrittener Stunde Tom White And His Friends, die die alten Rockabilly- und R&B-Klassiker in ihrer Show wiederauferstehen ließen. Im Stil von King Elvis , Carl Perkins & Co. rockte das Quartett aus Budapest das Zelt, wobei der kleine Sänger und Harpspieler Fehér Tamás als schmalzlockiger Mikrophonständer-Verbieger eine ordentliche Figur machte. Bei nun deutlich höherer Lautstärke hatten die verbliebenen Fans ihren Spaß vor der Bühne bis zum späten Schluss.
Tom White & His Friends     Tom White & His Friends     Tom White & His Friends
Ungarn-Blues mit Tuba
Publikum bei Someday BabyFür den originellsten Sound der Blues Tage sorgten Someday Baby am Samstag, ebenfalls aus Ungarn. Zu Resonatorgitarre und Schlagzeug bildete eine Tuba die fulminante Bassgrundlage. Deren Spieler János Mazura war bereits 2002 mit seiner damaligen Jug-Band Dr. Valter & The Lawbreakers in Schmölz gewesen und den Stammgästen noch in guter Erinnerung. Mit einer Stimme irgendwo zwischen Ray Dorsett von Mungo Jerry und John Fogerty röhrte sich der Gitarrist Csaba Gál Boogie durch die musikalische Melange aus New Orleans-Sound, Reggae und Skiffle. Die Gute Laune-Mucke übertrug sich schnell auf die Zuhörer, die kräftig mitgingen. Für einen Song kam das ungewöhnliche Trio auch herunter ins Publikum und dessen Drummer trommelte zur Begeisterung der Umstehenden auf einem Stehtisch samt Bierkrügen. Leider war von der Blechgitarre nur ein Schrammeln zu vernehmen, insgesamt klang die Abmischung am zweiten Abend deutlich schlechter. Weder davon, noch von einer Autopanne mit kleiner Odyssee nach Schmölz ließ sich jedoch die dritte Band des Samstags beeinflussen.
Someday Baby    Someday Baby    Someday Baby
Die siebenköpfige Thorbjørn Risager Band lieferte eine starke Performance mit gemäßigtem Bigband-Sound ab, die von den traditionellen Wurzeln des Mississippi- und Chicago-Blues bis zu modernen jazzigen Formen reichte. Dass diese beeindruckende tiefe Stimme voller Soul von einem Nordmann stammte, wäre mit verbundenen Augen wohl kaum zu glauben gewesen. Der charismatische Bandchef überzeugte ebenso mit exzellentem Spiel auf der Halbakustik-Gitarre und ließ seinen Mitmusikern reichlich Raum für Soli. Auch die Abstimmung zwischen Power-Stücken und Slowblues passte bestens und brachte die Kenner ins Schwärmen. Soviel Spielfreude und -kunst wirkte dann untereinander ansteckend. Nach den offiziellen Sets starteten die Musiker eine Jam-Session mit wechselnden Besetzungen auf der Bühne, bei der auch einschlägig bekannte Gäste aus dem Publikum einstiegen. So ist Schmölz!
Thorbjørn Risager Band    Thorbjørn Risager Band    Thorbjørn Risager Band
Am Sonntag durfte der Ungarn-Dreier noch mal zum Frühschoppen ran, zusammen mit der Nürnberger Brass-Formation und konnte erneut kräftig absahnen. Die 17. Schmölzer Blues Tage kredenzten auch diesmal wieder ein abwechslungsreiches Menü, bei dem lediglich der penetrante Frittengeruch im Zelt nervte. Vielleicht kann der Sternebrutzler ja bis zum nächsten Jahr mal das Fett wechseln …
Ach, übrigens: Schmölz ist auch für Schuhfreaks eine gute Adresse!
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