Am 21.04.2007 war es wieder soweit. Im schwäbischen Weitingen wurde das alljährlich wiederkehrende Rock-Happening 'Weitingen rockt!' zelebriert. Schauplatz der Veranstaltung war die Turnhalle des TSV Weitingen, die diesmal mit knapp 200 Zuschauern eher unterdurchschnittlich gefüllt war. Einerseits war sicherlich die Vielzahl an anderen zeitgleichen Veranstaltungen im Umland ein Grund für den ausbleibenden Ansturm. Andererseits wurde den Besuchern mit einer musikalisch sehr polarisierenden Auswahl der teilnehmenden Bands das Leben nicht ganz einfach gemacht. Der TV-Moderatorin, Ana-Marija Sokolovic, fiel dabei die Aufgabe zu, die einzelnen Acts anzumoderieren, wobei ihr die Gratwanderung zwischen zwei musikalisch eher konträren Welten auf professionelle und humorvolle Art durchweg gelang.
Die erste Hälfte des Abends gehörte drei aufstrebenden Nachwuchsbands der Death Metal- und Metal-Fraktion, namentlich Sore Eyes, Heap Of Ruins und Fourex.
Alle drei Gruppen brachten ausnahmslos die Halle zum Beben, sowohl auf die Lautstärke bezogen, als auch auf die brachiale Härte der einzelnen Darbietungen. Dies alles sehr zur Freude der anwesenden Headbanger, die jede Minute voll auskosteten.
Auch wenn etliche Besucher der älteren Generation diese drei Auftritte lieber im Vorraum der Halle verfolgten, sei angemerkt: Der Nachwuchs lebt! Was heute teilweise noch roh und grobschlächtig daherkommt, hat durchaus Potential, sich weiterzuentwickeln. Genau davon lebte die Rockmusik schon immer. Also: weiter so, Jungs!
Nachdem die TSV-Halle akustisch ausgiebig auf ihre Statik geprüft wurde, war es nun an der Zeit, die zweite Hälfte der Veranstaltung einzuläuten und zu demonstrieren, was Rockmusik bietet, wenn sie sich schon über geraume Zeit entwickelt hat.
Als Anschauungsobjekt dienten hierzu zwei Projekte des Ausnahmemusikers und Produzenten Conny Conrad, der nach seiner mittlerweile 30-jährigen musikalischen Laufbahn auf 1.000 Kompositionen, circa 500 Texte, und bislang über 80 CDs mit einer Gesamtauflage von über 2 Mio. Tonträgern zurückblickt.
Also Bühne frei für Herman Stones, der sich vorgenommen hatte, sein Album "Best Of Herman Stones" vorzustellen. Wer jetzt ins Grübeln kommt, welche CDs Herman Stones bisher veröffentlicht hat, um daraus eine "Best Of"-Scheibe zusammenzustellen, sei getröstet, es ist sein erster Longplayer.
Herman Stones, bürgerlich Hermann Stickel, ist 54 Jahre alt, Chef einer großen Krankenkasse und schon immer leidenschaftlich mit der Musik, insbesondere dem Gesang, verknüpft. Was mag hier näher liegen, als sein Hobby ein bisschen mehr auszuleben, als es sich manch anderer traut.
Wenn dann auch noch Conny Conrad an der Gitarre, Fool's Garden-Gründungsmitglied Thomas Mangold am Bass und der Studiodrummer Jo 'B!Jo' Baumann zur Unterstützung herbeieilen, sollte sich das Ergebnis durchaus blicken lassen können.
Und so war es schließlich auch. Ein krachender rockiger Auftritt war die Folge. Groovend vorangetriebene Bass- und Schlagzeugrhythmen, krachende Gitarrensoli und mittendrin Herman Stones wie er singt, powert und stampft, als müsse er einen ganzen Bergwerkschacht ausheben. Stimmlich gerät hier so mancher Zeitgenosse aus dem radiotauglichen Mainstream gehörig ins Hintertreffen.
Bis auf "Gimme Shelter" von den Rolling Stones, Hermans Tribute an seine absoluten Favoriten, bestand der gesamte Gig aus Eigenkompositionen, die vom Publikum mit entsprechender Begeisterung angenommen wurden. Spätestens jetzt wird auch klar, warum Herman Stones erste CD "Best Of" heißt. Für eine "Schlecht's Of" war kein geeignetes Material vorhanden.
Herman Stones macht nicht Musik, weil er Musik machen muss, um irgendwelche vertraglich geforderten Chartplatzierungen im Business des industriellen Wegwerfmusikbreis zu erzwingen. Er macht Musik, weil es ihm Spaß und Freude bereitet. Er macht Musik, weil er diese Empfindungen mit Gleichgesinnten teilen möchte. Und genau so kommt er auf der Bühne auch rüber.
Bleibt nun abzuwarten, ob die Zukunft für Herman ein "Very Best Of" zum Nachlegen bereit hält. Verdient hat er es auf jeden Fall.
Kommen wir zum Top-Act des Abends: Dark Ocean.
Vier Alben haben Dark Ocean mit der unveränderten Stammbesetzung Conny Conrad (guitars, keyboards), Elly Wilson (vocals), Mark Coughlan (drums) und Eric Young (bass) in der Sparte Mystic Rock bisher ins Rennen geworfen. Abwechslungsreiche und kurzweilige Kompositionen, teilweise bis zu zehn Minuten lang, gehören dabei im wahrsten Sinne des Worte zum guten Ton.
Aus diesem musikalisch hochkarätigen Fundus lässt sich für ein Konzert natürlich aus den Vollen schöpfen. Und zu einem solchen Anlass muss man die Crew um Mastermind Conny Conrad nicht zweimal bitten.
Sowohl auf CD, als auch auf der Bühne, ist dieses Team ein Garant für kraftvolle Dynamik und ausgefeiltes Songmaterial. Jederzeit fähig, ihre Darbietung unter Zugabe einer gehörigen Portion Dampf punktgenau auf Feinschmeckerniveau zu garen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in der Setlist dieses Konzerts sämtliche Highlights von Dark Ocean vertreten sind. "Higher Grounds", "Avalon", "Dark City", "Seven Cosmic Gates", um nur wenige zu nennen. Eine Rangfolge der dargebotenen Titel ist bei dieser Auswahl praktisch unmöglich, jeder Song ist ein Edelstein, dem ein individueller unverwechselbarer Charakter innewohnt.
Conny Conrad hämmerte Gitarrensoli und Riffs, die sogar die jungen Headbanger der ersten drei Bands aus dem Ruhezustand riss und an den Bühnenrand lockte. Elly Wilson demonstrierte mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz, was eine Stimme hergibt, die über vier (!) Oktaven reicht und die Zuhörerschaft in ihren Bann zieht.
Mark Coughlan ließ es an den Drums krachen, dass man meinte, die Reinkarnation von Led Zeppelins John Bonham hätte hinter der Schießbude Platz genommen, während Eric Young für einen wogenden Bassteppich sorgte, der sich wohlig bis in die Magengrube durcharbeitete.
Abgeschlossen wurde der Auftritt mit dem hymnischen "Message Of God", der Auskoppelung aus dem aktuellen Album Cosmica. Hier unterstützte, wie bereits zuvor bei "The Night Came In", eine Bläser-Delegation des Weitinger Musikvereins ( Sarah Blömer, Andreas Gaus und Joachim Dürr), während das Publikum lautstark den Refrain mitsang. "Message Of God" steht inzwischen auf der Playlist verschiedener Radiosender. Wünschenswert wäre nun ein noch höherer Bekanntheitsgrad von Dark Ocean und mehr Gelegenheiten, diese Performance live zu erleben.
Wenn man gesehen hat, wie sich Dark Ocean auf der Bühne verausgaben, weiss man, diese Musiker machen keinen Unterschied zwischen 2000, 200 oder 20 Zuschauern. Sie geben immer alles und das vom Feinsten.
Auf der Dark Ocean-Bandseite gibt es folgendes Update zu lesen:
»Dark Ocean haben in der jetzigen Besetzung ihre Zusammenarbeit einvernehmlich beendet.
Conny Conrad wird ab sofort neue Musiker suchen. Die bisherigen CDs sind nach wie vor erhältlich.
Bewerbungen interessierter Musiker an: coco@arcor.de«
[Die Redaktion]
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