Es gibt Dinge, die ändern sich nie, so zum Beispiel bei Evil Masquerade
die Bandbesetzung: sie besteht seit ihrem Debüt "Welcome To The Show" immer noch aus Henrik Flyman an der Gitarre, Henrik Brockman schwingt nach wie vor das Mikro, Kasper Gram bedient den Bass und Dennis Buhl hockt an den Kesseln - Leute also, die ihr Handwerk perfekt beherrschen.
Wiederum geben sich diverse Gastmusiker von Rang und Namen die Klinke in die Hand, die verschiedentlich in die Tasten hauen wie Andre Andersen und Richard Andersson.
Das neue, noch unbekannte Talent Mikkel Jensen durfte sich ebenfalls an den Schwarz-Weißen einbringen.
Und auch ihrem Sound, dem Symphonic Metal, den sie selber als Theatralik Metal bezeichnen, sind sie treu geblieben. Nun, bereits das Plattencover zeigt, wohin man sich musikalisch bewegt.
Obwohl ein Fan dieses Genres, treibt es mir doch immer wieder die Schweißperlen auf die Stirn, wenn ich eine Neuerscheinung in den Player schiebe, zumal man nie weiß, was einen erwartet.
Ich muss ehrlich zugeben, schon mit dem Debüt hatte ich so meine Probleme und mit "Theatrical Madness" hat sich da nicht sehr viel geändert: es wechseln Licht- und Schattenseiten, nur wirkt der Rundling im Gegensatz zu seinem Vorgänger ausgereifter.
Das komplette musikalische Werk ist gespickt mit kleinen technischen Raffinessen, der überwiegende Teil der Stücke bewegt sich im Hochgeschwindigkeits-Bereich: Brachiale Doublebass-Drums sowie rasende Gitarrenläufe sind dominierend, es wird gebolzt und gebrettert, dass die Fetzen fliegen.
Man hat das Gefühl, Henrik Flyman muss irgendwann an Fingerverknotung leiden.
Untermalt wird alles mit pompösen Keyboardsounds, dazu werden immer wieder kleine, detailverliebte Arrangements eingeflochten, die fast an ein Musical erinnern - nur endet das Ganze dabei im einem einzigen pathetischem Chaos.
An dieser Stelle hätte ich jedes Mal am liebsten die Ohren nach unten geklappt und dicht gemacht, nur wäre mir dann leider die absolut großartige Rock-Röhre von Henrik Brockman entgangen.
Das die auch ganz anders können, beweisen sie mit dem Midtempokracher "Now When Our Stars Are Fading": Bombastische Chöre und sehr viel Melodie zeichnen diesen Song aus. Hier hielt man sich auch Soli-mäßig sehr zurück. Ein kleines Highlight auf der Platte.
Auch das folgende "A Great Day To Die" hat trotz seiner passenden progressiven Anleihen, gespickt mit Powermetal-Trademarks, eine übersichtliche Linie und bleibt im Ohr haften.
Angenehm wird es immer dann, sobald ein ganzer Gang zurückgeschalten wird und man sich nicht unbedingt nur auf technisches Können beschränkt, erreicht man damit doch mehr Wirkung:
Ein absolutes Sahnehäubchen zum Beispiel ist "Witches Chant", das mit seinem verschleppten Rhythmus sowie tiefergestimmten Gitarren besticht und dadurch eine gewisse Düsternis erreicht. Einleitende "Hexengesänge", breite Gitarrenwände, dazu der röhrende Gesang von Brockman und fette Chöre geben dem Stück die richtige Note.
Monica Pedersen, so erfahre ich auf der Bandhomepage, steuert die weiblichen Vocals bei. Daumen hoch für dieses feine Werk.
Obwohl einer dieser Power-Stücke, trifft "The Dark Play" voll und ganz meine Gehörnerven.
Die Frickelparts halten sich hier in angenehmen Grenzen, gekonnte Breaks, teilweise sogar etwas jazzige Einlagen, fette Chöre, leidenschaftlicher Gesang, klassische Elemente, das Stück glänzt nur so vor Einfallsreichtum.
Fazit: wie ich Eingangs bereits erwähnte - "Theatrical Madness" hat Höhen und Tiefen aufzuweisen, man ist geneigt, ständig die Gefühle zu wechseln.
Empfehlenswert nur für den ganz harten Kern des symphonischen Metals.
Leider machen die wenigen Glanzpunkte das übrige Geschwurble nicht ganz wett.
Der Sound ist vom Feinsten.
Ich vergebe theatralische 6 Punkte.
Spielzeit: 45:33, Medium: CD, Frontiers Records, 2005
1:When Satan Calls 2:Theatrical Madness 3:Bozo The Clown 4:Nowe When Our Stars Are Fading 5:A Great Day To Die 6:The Demolition Army 7:Snow White 8:Witches Chant 9:Other Ways To Babylon 10:The Dark Play 11:Outro
Ilka Czernohorsky, 20.04.2005
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