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Extreme / Saudades de Rock
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Das fünfte Album der Bostoner Formation Extreme ist das erste seit 13 Jahren und - lasst mich gleich mit der Tür ins Haus fallen - ein unglaubliches Comeback, das vor Spielfreude und Songwriting-Kunst nur so strotzt. Gitarrist Nuno Bettencourt und Sänger Gary Cherone haben hier dreizehn brandneue und -heiße Songs geschrieben, die äußerst variationsreich und musikalisch wertvoll ausgefallen sind.
Ergänzt und zusätzlich schmackhaft gemacht wird das Ganze durch den exklusiven, europäischen Bonustrack "Americocaine", einer mehr als zwanzig Jahre alten Demo-Aufnahme aus den Anfangstagen der Gruppe. Aufgenommen hat man "Saudades de Rock", so der Titel des neuen Albums, in den NRG Studios zu Los Angeles, wo sich Bettencourt auch als Produzent und Mixer betätigte und der Scheibe einen herrlich warmen, leicht ungehobelten Klang verpasste. Soviel also zum Vorgeplänkel, widmen wir uns nun also wichtigeren Dingen, nämlich dem Songmaterial an sich.
Wie eingangs bereits angedeutet, ist "Saudades de Rock" sehr vielfältig ausgefallen. Extreme zaubern hier einen Reigen an Songs aus dem Ärmel und nehmen den Hörer dabei mit auf eine äußerst spannende Reise durch das Hier und Jetzt der Bandgeschichte. So klingen die Herren also im Jahre 2008, und ich muss sagen, dass sie rein gar nichts verlernt haben in den 13 Jahren Abwesenheit, sondern sich mit einer schier unglaublichen Scheibe zurückmelden, die alle heiß geliebten Trademarks ihres Sounds souverän vereinigt und sie hier und da auch um interessante Nuancen erweitert.
So finden sich auf der einen Seite natürlich pulsierende, fett groovende Funk-Metal- bzw. Hard Rock-Kracher à la "Comfortably Dumb", "Learn To Love", "Flower Man", "King Of The Ladies" oder "Slide", denen auf der anderen Seite aber wunderschöne Balladen gegenüberstehen: "Ghost", "Interface" und "Peace (Saudade)" bestechen durch extrem viel Gefühl und große Melodien. Dabei fällt auf, dass "Ghost" leicht modern angehaucht ist und durchaus Anleihen von Coldplay oder The Fray enthält. "Interface" hingegen erinnert durch seinen zweistimmigen Gesang sowie die akustischen Gitarren etwas an die beiden Überhits "More Than Words" und "Hole Hearted" (beide 1990), während "Peace (Saudade)", nur vom Piano getragen, einen atemberaubend sanften Ausklang des (regulären) Albums liefert, der im krassen Gegensatz zu dem herausfordernden Chor-Arrangement des Openers "Star" steht.
Extreme schaffen es somit, die Spannung über die gesamte Spielzeit zu halten, lockern das Ganze hin und wieder durch Unerwartetes wie den beschwingten Country-Verschnitt "Take Us Alive" oder das gekonnt zwischen Ballade und Rocker pendelnde "Last Hour" (gesangliche Glanzleistung Cherones!) auf und kreieren auf diese Weise eine äußerst lebhafte Rock-Mischung. Packende Hooklines sind auf "Saudades de Rock" genauso vertreten wie knackige Grooves - umgesetzt von einer verdammt verspielten Band. Akzentuierte Basslinien, furiose Gitarrenriffs, mächtige Schlagzeugrhythmen und ein Sänger, dessen Stimme über die Jahre angenehm gereift ist: Herz, was willst du mehr?
Fazit: "Saudades de Rock" ist ein echter Leckerbissen für alteingesessene Extreme-Fans geworden, die diese Scheibe locker ungehört über den Ladentisch gehen lassen können, erinnert es doch an Meilensteine wie "Pornograffitti" (1990) und "III Sides To Every Story" (1992). Dennoch klingt das Werk keinesfalls altbacken, ausgelutscht und luftleer, sondern strotzt vor Energie und Frische. Der Albumtitel, der übersetzt soviel heißt wie 'nostalgische Sehnsucht nach Rock' darf hier also voll und ganz beim Wort genommen werden:
Extreme haben noch mal Blut geleckt und zweifellos wieder Bock auf Rock - und das hört man auch!
Line-up:
Nuno Bettencourt (guitar) Gary Cherone (vocals) Pat Badger (bass) Kevin Figueiredo (drums)
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